KOYO

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Echte Musik

Nach etlichen tollen EPs und Einzelsongs veröffentlicht die Band aus Stony Brook, NY mit „Would You Miss It?“ ihr Debütalbum. Wir sprechen mit Sänger und Bandkopf Joey Chiaramonte über Hardcore.

Hardcore-nahe Musik, und da würde ich auch euch dazuzählen, ist aktuell auf dem Vormarsch. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Ich denke, dafür gibt es viele Gründe. Der offensicht­lichste sind die Bands, die die Tür für Leute wie uns aufgestoßen haben. Es gibt so viele, die dank harter Arbeit und endlosem Touren erfolgreich sind und für uns den Weg geebnet haben. Die Spotify/TikTok-Internet-Ära, in der wir uns befinden, ist ein weiterer Faktor. Es ist einfacher denn je geworden, von Leuten entdeckt zu werden. Im Guten wie im Schlechten kann ein viral gehendes Video von einer Hardcore-Show oder eine redaktionelle Spotify-Wiedergabeliste es einer Person ermöglichen, eine ganze musikalische Welt zu entdecken, von deren Existenz sie sonst keine Ahnung gehabt hätte. Ein weiterer Faktor ist, dass frühere Generationen von Hardcore-Kids erwachsen geworden sind, um sich in der Branche zu engagieren und sie zu verändern. Leute, die einst in einem Van durch die Welt tourten, wurden Manager, gründeten Labels und Agenturen, wurden Talentscouts, Veran­stalter, Journalisten ... Diese Konzepte haben offen­sichtlich unübersehbare Auswirkungen auf die Under­ground-Musikszene, aber sie haben mit Sicherheit eine legitimere Repräsentation, Fürsprache und Mög­lichkeiten für Musik geboten, die in der Vergangenheit kaum aus kleinen Clubs herauskam, ohne sich massiv vom ursprünglichen Sound der Hardcore-Szene zu entfernen. Aber ich glaube, im Großen und Ganzen fühlen sich die Leute einfach zu echter Musik hinge­zogen. Und für dieses neue, junge Publikum sind Bands wie wir oder unsere Kolleg:innen vielleicht die erste Begegnung mit echter Musik. Bands, die ihre eigenen Songs schreiben, dazu eine Produktion, die nicht übertrieben und auf Hochglanz getrimmt ist, und Texte über persönliche Erfahrungen. Ein Großteil der Musik, die die Indie-Szene dominiert, hat nichts mit Authentizität oder gar Underground zu tun. Überraschenderweise, wenn auch nicht für alle, ist deren Welt geprägt von Co-Writes und expliziten Versuchen, Hits zu schreiben. Aber oft es sind nur unpersönliche Songs, die von nichts handeln und einfach nur eingängig sein sollen. Ich habe nichts gegen all das. Aber das sind Tendenzen in der Pop­musik, die sich negativ auf das Endprodukt aus­wirken können. Die aktuelle Welle von Bands, die aus dem Hardcore stammen, tragen im Allgemeinen eine ge­wisse Echtheit in sich, die aus dieser Welt kommt. Sie schreiben Songs, weil sie das Bedürfnis haben, ihre Meinung zu äußern oder etwas auszu­drücken, an­statt zu versuchen, einen DSP-Algo­rithmus zu tref­fen oder viral zu gehen. Sich auf diese Weise zu prä­sentieren, das stellt einen offensichtlichen Kontrast für junge Leute dar, die sonst vielleicht ganz andere Musik ge­hört hätten, bevor sie eine Band wie unsere entdeckt haben.