Sie sind Teil des unerschöpflichen Repertoires an Punkrock-Bands aus Düsseldorf. Dennoch klingen KORSAKOW irgendwie anders als die anderen. Im Gespräch zu ihrem neuen Album „Anleitung zum Freudentanz“ erklären uns Sänger Dirk und Gitarrist Manuel, warum das so ist.
Euer neues Album heißt „Anleitung zum Freudentanz“. Was hat es damit auf sich?
Dirk: Es ist Bestandteil des Textes von „Uns kriegt ihr nicht“. Das ist der zweite Song auf der Platte. Darin geht es um Toleranz, Frieden und Verständnis. All das soll in diesem Freudentanz für die Gesellschaft stecken. Und diese Themen findet man ja in vielen Songs dieser Platte.
Manuel: Für mich hat es auch etwas Sarkastisches. Einerseits gilt: Frieden, Liebe, Toleranz – wenn wir uns daran halten, können wir vor Freude tanzen. Aber andererseits: Muss man das den Leuten derzeit auch immer wieder erklären. Deswegen schreien wir es raus und hoffen, dass sie zuhören. Man muss immer laut bleiben.
Reicht es aus, laut zu sein? Kann Musik die Welt besser machen?
Manuel: Wichtig ist vor allem, was im Kleinen passiert: Wenn du zum Konzert gehst und dich in einer Gemeinschaft befindest, in der Musik geschätzt wird, trägt das zumindest dazu bei, dass du dich besser fühlst. Und das ist ein Anfang.
Derzeit gibt es anstatt eines Freudentanzes weltweit aber eher Pogo ohne Aufhelfen.
Manuel: Es ist auf jeden Fall sehr egoistisch, was aktuell auf der Welt abgeht. Als Kinder der Achtziger und Neunziger hat man damals ja noch gedacht: Es geht voran. Der Eiserne Vorhang ist weg. Alles wird toll. Aber mittlerweile hat sich gezeigt, dass man das ganz leicht torpedieren kann. Ein paar Autokraten reichen schon. Diese Menschen zeigen, dass jederzeit Personen an die Macht kommen können, die komplett von ihrem Ego getrieben sind.
Werden KORSAKOW mit ihrem vierten Album zur sozialkritischen Band?
Dirk: Wir waren ja auch vorher eigentlich schon immer sozialkritisch.
Aber nicht wirklich ausgewiesen, oder?
Dirk: Meist picken sich die Leute die Songs raus, die besonders witzig sind – und wir werden zur Fun-Punk-Band. Aber diese Thematik ist ja immer schon da gewesen und wurde von uns angesprochen. Auch zwischen den Zeilen. Nur fällt sie uns jetzt eben so richtig vor die Füße.
Das „Aus den Augen, aus dem Sinn“ funktioniert nicht mehr. Und „Anleitung zum Freudentanz“ ist somit ein Album zur Zeit.
Dirk: Kann man so sagen. Aber letztlich ist die Platte schon zwei Jahre alt. Wir haben sie nur jetzt erst rausgebracht, weil Corona dazwischenkam.
Ihr habt so lange die Füße stillgehalten?
Dirk: Na ja, wir sind keine Band, die immer großartig auf Tour geht. Entsprechend hatten wir schon den Wunsch, dass die Kohle, die wir in diese Platte reingesteckt hatten, mit ein paar wenigen Konzerten zumindest wieder ein bisschen reinkommt. So haben wir das immer gehalten. Aber das passte dieses Mal nicht. Deshalb haben wir gewartet mit der Veröffentlichung.
Manuel: Viele Bands haben ja trotzdem Alben rausgebracht – und die sind meiner Meinung nach eher verpufft.
Wo würdet ihr euch eigentlich in dieser seltsam großen Düsseldorfer Musikszene verorten?
Manuel: Was die Fans und das Geld angeht, sind wir ziemlich weit unten, haha. Aber ich würde schon sagen, wir machen nicht nur Punkrock, wie die meisten anderen – was überhaupt nicht abwertend gemeint ist. Es ist nur so, wir leben immer noch die alten Einflüsse, die wir nie ganz ablegen konnten. Da ist immer noch Metal mit drin, von meiner Seite aus. Rap, seitens Dirk. Und auch Pop-Einflüsse. Eher so ein Crossover. Und der lässt sich, ganz nebenbei, heutzutage auch nicht mehr so gut vermarkten.
Dirk: Man darf aber nicht vergessen, wir kennen uns innerhalb der Band schon seit den Neunzigern. Und irgendwann im Laufe einer so langen Zeit weiß man eben auch, dass das mit dem Geldverdienen durch Musik nichts wird. Wir haben das auch nie so konsequent nach vorne getrieben. Darauf haben wir aber auch gar keinen Bock. Klar, ich schreibe super gerne Texte, mache super gerne Musik, ergötze mich monatelang an einem eigenen Album. Aber das reicht mir auch. Ich will nicht berühmt werden.
Manuel: Wir haben Bock darauf, geile Konzerte zu geben. Und wir sind in der glücklichen Lage, das mit unserem normalen Leben vereinbaren zu können.
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