Das neue Album „Zusammen allein“ von KOPFECHO steht in den Startlöchern. Und nicht nur das, im Herbst geht die Düsseldorfer Band gemeinsam mit CASINO BLACKOUT auf die „Wie Tag und Nacht“-Tour 2024. In unserem Interview spricht Sängerin Amy Vialon über das neue Album, ihre Songs, Social Media sowie über ihre besten Momente sowohl auf der Bühne als auch im Studio.
Auf „Zusammen allein“ behandelt ihr Themen wie genderspezifischen Chauvinismus, die wachsende Ignoranz gegenüber rechtem Gedankengut und den Realitätsverlust durch übermäßigen Social-Media-Konsum. Wie kam es zu dieser Auswahl?
Es sind Fragen, die uns beschäftigen. Besonders Sexismus und Social Media sind für uns immer wieder relevante und herausfordernde Themen. Die verpacken wir dann in unsere Songs.
Wie stehst du zu Social Media, Fluch oder Segen?
Für mich ist es mehr ein Fluch. Natürlich ist es großartig, seine Musik teilen zu können, aber der Prozess, wie man das erreicht, ist oft herausfordernd. Manchmal fühlt es sich an, als müsste ich eine Rolle spielen, um meine Musik voranzubringen. Dabei liegt mein Fokus eigentlich nur auf der Musik selbst und dem Wunsch, sie mit anderen zu teilen. Es frustriert mich, dass ich oft das Gefühl habe, mehr als nur Musik geben zu müssen, obwohl der Song eigentlich schon alles sagt.
Schreibst du alle Stücke selbst?
Viele Texte stammen tatsächlich von mir, aber es fließen auch Texte von den anderen mit ein und daraus entsteht dann eine Mischung. Mir ist wichtig, dass ich mich am Ende mit den Texten identifizieren kann.
Beeinflussen dich aktuelle Themen, wenn du Songs schreibst? Social Media und Sexismus sind ja sehr individuelle Dinge. Wie steht es mit Politik? Beschäftigt dich das auch?
Absolut. Es regt mich auf und inspiriert mich zugleich. Besonders nach der letzten Wahl habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt. Diese Themen umgeben einen einfach. Wenn ich dann im Schreibfluss bin und mich gerade über etwas aufrege, kann es gut sein, dass ich auch darüber schreibe.
Der Titel „Zusammen allein“ klingt zunächst widersprüchlich. Was steckt dahinter?
Für mich symbolisiert der Titel genau ein Gefühl, das viele Menschen kennen. Es geht darum, wie wir uns nach außen hin präsentieren, während wir oft nicht wirklich bei uns selbst sind. Ich hoffe, dass die meisten Menschen, wenn sie nach Hause kommen, endlich sie selbst sein können. Dieses Thema verbindet uns alle, aber gleichzeitig sind wir oft auch allein in diesem Prozess.
Glaubst du, dass Künstler, unabhängig vom Genre, als Sprachrohr für jene Menschen fungieren können, die möglicherweise nicht gehört werden?
Absolut, das ist sehr wichtig. Für mich war das ein herausfordernder Weg, da ich mich eher als introvertiert beschreiben würde. Zum Beispiel fallen mir Interviews nicht leicht. Dennoch weiß ich, wie bedeutend es ist, meine Meinung zu äußern, wie zum Beispiel meine Abneigung gegenüber Social Media. Es ist anstrengend, denn viele Menschen definieren sich darüber oder inszenieren sich anders, als sie wirklich sind. Es ist traurig, dass die Darstellung oft nicht der Realität entspricht, und der anonyme Hass, den manch einer verbreitet, ist beängstigend.
Okay, dann jetzt real talk. Was ist der beste Moment beim Aufnehmen eines Albums? Ist es der Prozess oder der Moment, wenn du es endlich Händen hältst und der Öffentlichkeit vorstellst?
Beides hat seinen Reiz. Der Aufnahmeprozess macht mir immer viel Spaß. Im Studio zu sein, einen Song fertig zu haben und dann das Feintuning vorzunehmen, das ist einfach klasse. Es gibt auch Momente, in denen Songs direkt im Studio entstehen, das ist ebenfalls sehr speziell.
Was sind deine Highlights auf dem Album?
„Deine Liebe nicht“ und „Stille“. In „Stille“ verarbeite ich meine Schulzeit, in der ich Mobbing erlebt habe, was mich bis heute geprägt hat. Ich habe lange dafür gekämpft, dass sich die Situation verbessert, und heute habe ich zum Glück meine Band, die mich unterstützt. „Deine Liebe nicht“ ist ein Song, der mir sehr nahe geht. Ich denke, viele Frauen kennen das Gefühl, wenn Männer Dinge tun, die oft nicht großartig wahrgenommen werden, aber belastend sein können. Ein Nachpfeifen, ein unnötiges Näherkommen, obwohl man Angst signalisiert – solche Situationen eben. Beim Schreiben des Textes dachte ich mir: Jetzt sage ich es einfach klar heraus. Ich spüre zwar eine Veränderung in der Welt, vor zehn Jahren gab es noch Leute bei unseren Konzerten, die riefen: „Zieh dich aus“. Zum Glück hat sich das gebessert, aber es ist immer noch ein Thema.
Ihr geht im Herbst mit CASINO BLACKOUT auf Tour. Was ist der beste Moment auf der Bühne?
Der beste Moment ist der erste Ton. Wenn ich merke, dass alles funktioniert, meine Stimme hält und es losgehen kann. Davor bin ich immer mega nervös, aber sobald es losgeht, kann ich die ganze Energie rauslassen. Und natürlich ist es auch ein toller Moment, wenn das Konzert vorbei ist und wir positives Feedback von den Leuten bekommen.
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