Nach 13 Jahren Pause melden sich die Kanadierinnen KITTIE mit „Fire“ zurück und zeigen, dass ihre Energie ungebrochen ist. Im Interview erzählt Frontfrau Morgan Lander, wie es zu diesem Comeback kam und was die Fans in Zukunft erwartet.
Was hat euch nach einer 13-jährigen Pause ins Studio zurückgebracht?
Oh Gott, es ist so lange her. Ja, wir sind in den letzten Jahren von null auf hundert gegangen. Wir waren eigentlich ziemlich zufrieden damit, alles ruhig zu halten und unser Vermächtnis zu pflegen. Wir wollten die Vergangenheit feiern, Dokumentationen machen und so weiter, um es irgendwie in der Vergangenheit zu belassen. Aber Ende 2021, Anfang 2022 bekamen wir einige Anfragen für große Festivals in den USA. Sie wollten uns zurück, um ein paar Konzerte zu spielen. Die Angebote waren großartig, also war es irgendwie an der Zeit herauszufinden, was wir tun wollten. Mit diesen Festivals fing alles an. Es kam durch diese Auftritte und dem großem Erfolg zu einem Treffen mit Leuten von Sumerian Records bei einem ausverkauften Konzert. Sie sagten uns, dass sie sich wirklich freuen würden, wenn wir wieder zusammen spielen, und nach einigen Gesprächen über eine Woche hinweg meinten sie, dass sie gerne ein neues KITTIE-Album herausbringen würden. Wir sagten, na ja, wir haben keine neue Musik, also wird das schwierig. Aber sie sagten, das macht nichts, nehmt euch Zeit zum Schreiben. Und so hat eins das andere ergeben. Wir haben Anfang 2023 mit dem Schreiben für das neue Album begonnen und ein Jahr später sind wir nun hier. Es ging alles sehr schnell und es war alles ziemlich wild.
War es komisch, wieder zusammenzukommen? Ich meine, ihr habt ziemlich schnell wieder eure Instrumente ausgepackt und angefangen zu schreiben. Wart ihr die ganze Zeit in Kontakt?
Ja, als Freunde innerhalb der Band. Wir sind alle unsere eigenen Wege gegangen, haben andere Projekte verfolgt, Familien gegründet und andere Jobs gemacht. Aber wir haben nie wirklich den Kontakt verloren. Es war anders, wieder zusammenzukommen. Die Chemie ist immer noch die gleiche, und wir haben immer noch viel Spaß, aber wir sind jetzt älter und weiser, haha. Das hilft, die Erfahrung neu und anders zu gestalten. Aber ja, wir waren immer in Kontakt, und es war nicht komisch, nur eben anders. Musik zu schreiben und ins Studio zu gehen, waren Dinge, die wir lange nicht gemacht hatten. Aber die Dinge, die man im Laufe der Jahre gelernt hat, kommen schnell zurück. Es fühlt sich immer noch sehr wie ein Teil von uns an.
Welche Herausforderungen habt ihr als rein weibliche Metalband vor der Pause erlebt und wie hat sich die Szene verändert? Ist es jetzt anders für Frauen?
Ja, als Frauen werden jetzt viel mehr akzeptiert in der modernen Metal-Szene. Es gibt definitiv mehr weibliche Metalbands und Mitglieder in Bands. Sie sind viel stärker repräsentiert als vor 25 Jahren. Wenn ich alles aufzählen würde, was wir diesbezüglich erlebt haben, würde das Stunden dauern. Diejenigen, die es damals wagten, hatten es am schwersten, vor 20, 25 Jahren war die Musikszene, die Branche noch eine andere. Wir haben Dinge zu einer Zeit gemacht, als es neu war, und reflektierten ein Genre, das es damals nicht gab. Es war definitiv eine schwierige Zeit. Aber wir haben über die Jahrzehnte Veränderungen gesehen, und es geht in eine positive Richtung.
Ja, das kann man dem Album anhören. Die Texte sind stark und kraftvoll, man erkennt, dass ihr euch nichts vorschreiben lasst und einfach das tut, was ihr wollt. Was ist der wichtigste Song oder die wichtigste Botschaft für dich?
Du hast recht, viele Themen auf diesem Album sind empowernd und inspirierend. Das ist bewusst so. In der Zeit weg habe ich neue Hoffnung und Kraft im Leben gefunden. Besonders „I still wear this crown“ erinnert mich und den Zuhörer daran, dass egal, was das Leben dir gibt, du immer noch mächtig bist und kämpfen kannst. Das ist ein wiederkehrendes Thema auf dem Album. Es erinnert die Menschen daran, dass sie in ihrem Leben Könige und Königinnen sind und dass ihr Beitrag wichtig ist, egal was andere sagen oder wie sie dich behandeln. Halte immer deinen Kopf hoch.
Wie war der Songwriting-Prozess? Habt ihr alles zusammen geschrieben?
Wir leben jetzt alle verstreut in verschiedenen Teilen des Landes. Wir wohnen nicht mehr nah beieinander. Es ist eine andere Art von Herausforderung, weil wir uns früher alle immer persönlich treffen konnten, um gewisse Dinge zu erledigen. Jetzt mussten wir gemeinsame Online-Ordner und Ähnliches nutzen, um Ideen und Riffs zu sammeln. Und dann gab es Telefon- und Zoom-Konferenzen, um über Songs zu sprechen und solche Sachen. Wir mussten die uns zur Verfügung stehende Technologie nutzen, um uns zu verbinden. Meine Schwester Mercedes und ich leben beide immer noch hier. Wir treffen uns ein paar Mal die Woche und während des Schreibprozesses war das die Grundlage für vieles. Wir haben uns getroffen, um Ideen auszutauschen und alles zu teilen, damit jede schreiben und etwas beitragen konnte. Es ist immer noch ein sehr organischer Prozess, der von Mercedes und mir ausgeht. Wir haben angefangen, so zu spielen, wie früher, als wir 12 und 14 Jahre alt waren. Das ist fast dreißig Jahre her. Dieser Aspekt fühlt sich sehr vertraut an und bildet eine gute Basis über die Zeit. Es ist ein bisschen umständlich, Technologie zu nutzen, um das Endprodukt zu schaffen. Aber es hat gut funktioniert.
Habt ihr mit dem Neustart auch über andere Projekte nachgedacht, wie Unplugged-Versionen? Ich muss da unweigerlich an den Auftritt von KORN bei „MTV Unplugged“ denken. Das war so anders als das, was sie normalerweise machen. Ist das etwas, das ihr in Betracht ziehen würdet?
Oh, ja. Absolut. Ich denke, es wäre seltsam, aber wir könnten es machen. Manchmal zeigt das Ausprobieren neuer Dinge eine andere Seite deiner Musik und beweist, dass Musik einfach Musik ist und melodisch sein kann. Akustischen Versionen oder Remixe von unseren Songs, nur um eine andere Stimmung zu erzeugen, so was würde ich gerne mal machen.
© by Fuze - Ausgabe #107 August/September 2024 und Sandra Monterey
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