Dass KILL THE LIGHTS in den Weiten zwischen Modern Metal und Metalcore unterwegs sind, überrascht nicht. Schließlich sind hier vier Musiker zugange, die ihre Sporen bei BULLET FOR MY VALENTINE, THROW THE FIGHT, STILL REMAINS und THREAT SIGNAL verdient haben. „The Sinner“ zeichnet sich sowohl durch schroffe Härte und satte Metalparts als auch eingängigen Heavy Rock und Ohrwurmpotenzial aus.
Als wir dieses Album geschrieben haben, war es für uns als Band das Wichtigste, authentisch zu sein und die rohe Energie und Emotionen einzufangen, die wir während unseres Live-Songwritings empfunden haben“, erzählt Frontmann James Clark (ex-THROW THE FIGHT). „Unser Ziel war es, Songs und Texte zu schreiben, mit denen sich die Fans auf einer tieferen Ebene verbinden und mit denen sie sich identifizieren können. Jeder von uns muss in seinem Leben die unterschiedlichsten Kämpfe ausfechten. Auf dieser Platte wird all das angesprochen und diskutiert – von geistiger Gesundheit bis hin zu Depressionen, Selbstmordgedanken und alltäglichen Beziehungskämpfen.“ So persönlich und kathartisch die Texte gehalten sind, so natürlich verläuft die bisherige Entwicklung des Quartetts: „In Bezug auf KILL THE LIGHTS geht es uns seit der Gründung darum, dass diese Gruppe auf eine DIY-Art-und-Weise vorgeht und Songideen ausarbeitet, die uns nicht nur inspirieren, sondern auch als Menschen bewegen“, so der Sänger. „Unsere Vision ist es, etwas Frisches und Aufregendes zu schaffen, das den Fans Energie und Abwechslung bietet, während wir in den Lyrics über Probleme mit der psychischen Gesundheit sprechen, die uns selbst, unsere Freunde oder Familienmitglieder betreffen. Wir wollen eine Metal-Gemeinschaft aufbauen, in der alle willkommen sind und jeder akzeptiert wird. Je erfolgreicher die Band wird, desto mehr Menschen können wir hoffentlich helfen.“
Die breite musikalische Anlage von „The Sinner“ ist dabei von Vorteil: „KILL THE LIGHTS leisten gute Arbeit, wenn es darum geht, einige der besten Elemente der modernen und traditionellen Heavy-Metal-Musik gleichzeitig einzufangen“, ist James überzeugt. „Um unseren Sound zu kreieren, fügen wir moderne Elemente mit traditionellem Metal und Thrash zusammen. Von Anfang an hatten wir das Gefühl, dass sich die Leute nach etwas Neuem sehnen, das tief in einem von den Achtziger Jahren beeinflussten Metal-Sound verwurzelt ist. Die Fans wollen rohe, emotionale Musik, die sich nicht zu sehr auf einzelne Tracks oder Effekte verlässt. Sie suchen etwas, bei dem sie sowohl headbangen als auch eine Beziehung über die Lyrics aufbauen können.“ Diese Lücke wollen James Clark und Co. schließen: „Stilistisch sind wir definitiv von großen Metal- und Thrash-Bands wie JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und METALLICA beeinflusst, während wir Melodien, Riffs und Texte mit einer gewissen Metalcore-Atmosphäre einarbeiten, die dem Gesamtbild eine moderne Anmutung verleihen. Aus all diesen Elementen haben wir eine schöne Mischung geschaffen, die dem Ganzen unseren eigenen Stempel aufdrückt und hoffentlich dazu beiträgt, dass KILL THE LIGHTS unter Metal-Fans auffällt. In der Metal-Szene entwickeln sich ständig neue Sub-Genres. Es ist toll, Musiker mit großen Visionen und Fähigkeiten zu sehen, die neue Klänge und Ideen kreieren. Als KILL THE LIGHTS versuchen wir vor allem, wir selbst zu sein und authentisch zu bleiben. Wir schreiben exakt die Musik, die wir gerne spielen und hören. Wenn das dabei hilft, die Grenzen unseres Genres zu überschreiten, dann deshalb, weil wir aus dem Herzen heraus aufspielen.“
Die Interessen der Musiker sind dabei weit gestreut. Auf „The Sinner“ äußert sich das in variablen und sich voneinander absetzenden Stücken: „Als Band wollten wir auf der Platte eine Mischung aus verschiedenen Stilen erkunden und unseren Metal-Wurzeln dabei treu bleiben“, erläutert der Frontmann. „Es war unser Ziel, die Hörer entlang des Albums auf eine Achterbahnfahrt mitzunehmen. Die Lieder müssen dafür einerseits musikalisch ausgewogen sein und andererseits die Emotionen widerspiegeln, die der textliche Inhalt erzeugt. KILL THE LIGHTS leben und atmen Metal, also das, womit wir aufgewachsen sind und was uns dazu brachte, selbst Musik zu machen.“ Tatendrang und Enthusiasmus sind auf dem Debüt der Gruppe allgegenwärtig und spürbar: „Der Schreibprozess ist flüssig und produktiv verlaufen“, resümiert James. „Im Allgemeinen schreibt Jordan (Whelan, Ex-STILL REMEAINS-Gitarrist) die Basisriffs und -strukturen für die Songs. Dann arbeitet Moose (Ex-BULLET FOR MY VALENTINE-Drummer Michael „Moose“ Thomas) daran, die Schlagzeugparts festzulegen. Von hier aus steuern Travis (Montgomery, Ex-THREAT SIGNAL-Gitarrist) und ich die Melodien und den textlichen Gehalt mit Solo- und Leadgitarrenparts bei. Das Gute ist, dass wir alle eine Menge Erfahrung haben, was das Songwriting und Aufnehmen anbelangt, und sehr flexibel sind, wenn es darum geht, Ideen auszutauschen oder konstruktives Feedback zu geben und anzunehmen.“ KILL THE LIGHTS gelingt es deshalb, aus Musik und Texten ein größeres Ganzes zu erschaffen, das sich gegenseitig bedingt: „Die Platte hat definitiv eine sehr schwere und dunkle Seite – nicht nur musikalisch, sondern auch textlich“, nimmt der Frontmann den Gedanken nochmals auf. „Auf dieser Platte wird über ernste, tiefgründige Themen gesprochen, die von Angst und Depressionen bis hin zu Selbstmord, Drogenmissbrauch und dem Verlust eines Familienmitglieds durch Krebs reichen. Nach dem Ende des Schreibprozesses war ich emotional ausgelaugt, weil ich das Gefühl hatte, alles in das Teilen meiner Geschichte und Kämpfe mit der geistigen Gesundheit investiert zu haben. Hoffentlich sehen und verstehen die Hörer, dass es bei diesem Album darum geht, auf der anderen Seite gesünder und glücklicher herauszukommen, und dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten und Gedanken und Gefühle zu teilen. So wie ich es getan habe.“
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