KILL HOLIDAY

Mit "Somewhere between the right is wrong" haben KILL HOLIDAY aus San Diego ein Debüt-Album aufgenommen, das mich so begeistern konnte wie schon lange keine Platte mehr - auch wenn ich damit bei meinen punkrockversessenen Mitstreitern nur verständnislose Blicke erntete. Zu lasch und poppig sei die Platte - nun gut, Pop-Potential hat sie sicher, doch von lasch kann keine Rede sein, wie die Kalifornier gerade auch live bewiesen. Ich sprach nach dem Auftritt im Sojus 7 in Monheim mit Steven Andrew Miller (Gesang & Gitarre), Gabriel Gamboa (Drums), Todd Beattie (Bass) und Christopher Perreira (Gitarre).

Steven, wieviele Saiten hast du heute eigentlich zerfetzt.

Steven: Äh, neun...

Und das machst du jeden Abend?

Steven: Nee, normalerweise nicht, das ist einfach so passiert. Ich bin ein richtiger Saiten-Freak, und wenn wir zuhause spielen, ziehe ich vor jeder Show neue Saiten auf, weil ich Schiss habe, dass sie während dem Konzert reissen. Auf Tour wird das aber auf Dauer ziemlich teuer, also lasse ich das. Dann ist es so, dass man beim Spielen natürlich ziemlich ins Schwitzen kommt, und der Schweiss tut den Saiten auch nicht gut, genauso wenig wie das feuchte Wetter dieser Jahreszeit. Dazu kommt der ständige Temperaturwechsel: vom kalten Auto in einen heissen Club und zurück, das nimmt das Material schwer in Anspruch. Und dann passiert es schon mal, dass man bei einem Auftritt neun Saiten zerlegt.

Es gibt ja wohl so gewisse Geheimrezepte, damit Saiten länger halten, etwa sie in Essigwasser zu kochen.

Steven: Das machst du, wenn du kein Geld für neue Saiten hast, das ist die Budget-Variante zum Kauf neuer Saiten.

Nun konnte man ja von eurer Platte her, die insgesamt eine eher ruhige Angelegenheit ist, nicht gerade vermuten, dass ihr Saiten durchwixt wie eine aggressive Punkband - ihr seid ja doch eher...

Chris: ...eine Rockband.

Ich hätte jetzt beinahe was mit "emo" gesagt.

Gabe: Bitte nicht!

Chris: Rock ist schon ganz in Ordnung.

Euer Wunsch sei mir Befehl, aber der Abend hier mit JEJUNE, THE LAPSE, KILL HOLIDAY und DÄLEK steht unter dem Motto "Emo-Festival". Ausserdem kann sich so immerhin jeder vorstellen, in welche Richtung die Musik einer Band geht - auch wenn "emo" ein derzeit sehr überstrapazierter Begriff ist.

Steven: Ja, aber es ist doch nur Musik, und "emo" ist eine Abkürzung für "emotional". Wenn ich jetzt SLAYER und die SMITHS höre und dabei etwas empfinde, also "emotional" werde, macht das dann beide Bands zu "Emo"-Bands? JEJUNE zum Beispiel, die heute abend hier gespielt haben, werden allgemein als Emo-Band bezeichnet, und wir auch - doch beide Bands klingen ganz verschieden. Das, was heute als "emo" bezeichnet wird, bewegt sich in so einem weiten Rahmen, dass man sich darunter stilistisch kaum noch was vorstellen kann.

Gabe: Der Begriff ist mittlerweile beinahe schon so inhaltsleer geworden wie "alternative" oder "indie" - was soll das 1999 denn noch bedeuten? In England werden Bands wie BLUR oder SUEDE als "indie" bezeichnet, aber die sind ja nicht mal auf einem Independent-Label.

Chris: Wenn´s nach mir geht, soll man uns einfach nur als Rockband bezeichnen, das heisst alles und gar nichts.

Fest steht aber doch zumindest, dass KILL HOLIDAY ihre Wurzeln in der Hardcore-Szene haben.

Steven: Zu einem guten Teil, ja, und Hardcore ist ein recht grosser Teil unseres Lebens. Andererseits hören wir vier auch so viel andere Musik, dass von Hardcore bis Britpop alles dabei ist und je nach eigener Hörgewohnheit kann da jeder was anderes raushören.

Steven, du hast auf deiner Gitarre einen SUEDE-Sticker und einer von euch hatte vorhin ein Morrisey-T-Shirt an - das ist ja beides kein Zufall.

Steven: Nein, ist es nicht: Das sind ganz klare Referenzpunkte, und an dieser Stelle muss man nicht nur SUEDE und Morrissey erwähnen, sondern auch RIDE, THE SMITHS oder OASIS.

Gabe: Das sind alles Bands, mit denen wir aufgewachsen sind.

Ihr seid mit englischen Bands aufgewachsen?

Alle: Klar!

Steven: Wir sind in den Achtzigern mit OMD, DEPECHE MODE, den SMITHS und all diesen Bands aufgewachsen.

Gabe: Mit sieben habe ich DURAN DURAN gesehen, mit neun POWER STATION, das waren prägenden Erlebnisse.

Steven: Bevor ich zum Hardcore kam, habe ich Pop gehört, dazu stehe ich.

Für meinen Geschmack mangelt es den meisten der eben genannten Britpop-Bands an Aggressivität, und da kommt ihr ins Spiel: meiner Meinung nach kombiniert ihr nämlich Pop mit Hardcore-Aggressivität und unterscheidet euch dadurch von diesen Bands.

Steven: Danke, und ja, das ist auf jeden Fall unser Ziel.

Andererseits ist das natürlich auch ein gewisser Gegensatz, denn Hardcore ist aus dem Punkrock entstanden, und Punkrock ist und war nun alles andere als positiv eingestellt gegenüber dem, was man allgemein als Britpop bezeichnet.

Gabe: Klar, Punkrock war seinerzeit eine Reaktion auf Metal und Rock, auf den Mainstream, aber wir haben 1999 und ich finde, heutzutage ist kein Platz mehr für so eindimensionales Denken. Jeder von uns hat ein paar CDs mit auf Tour mitgebracht, und wenn du die durchschaust, wirst du bei jedem eine Palette von Musik finden, die von Hardcore und Metal bis hin zu HipHop und Britpop reicht. Es gibt einfach zuviel interessante Musik, um sich von vornherein stilistisch festzulegen und einzuengen.

Ganz meine Meinung - nur gibt es auch den gegenläufigen Trend, dass die Leute immer engstirniger werden und sich aus ihrer musikalischen Nische gar nicht mehr rausbewegen. Und ich denke, die Emo-Szene, die heute abend hier massiv vertreten ist, ist da nicht besser als die Punk- oder Hardcore-Szene.

Steve: Oh ja, ich weiss, was du meinst, und das macht es manchmal nicht leicht für eine Band, neue Wege zu gehen. Andererseits kann man sich da auch nicht drum kümmern, du musst einfach machen, worauf du Lust hast. Aber wir können uns nicht beklagen, bisher sind wir immer gut behandelt worden.

Ihr seid jetzt das zweite Mal in Deutschland.

Gabe: Als Band, ja.

Steven: Ich bin schon das vierte Mal mit einer Band hier auf Tour: Todd und ich waren früher bei UNBROKEN, mit denen war ich mal hier, und mit KILL HOLIDAY sind wir jetzt schon das zweite Mal auf Europa-Tour.

Euer alter Drummer, der bei der legendären San Diego-Band AMENITY spielte, ist nicht mehr dabei, Steven, du warst bei UNBROKEN - eure Roots liegen in der Hardcore-Szene von San Diego, richtig?

Steven: Ja, absolut. AMENITY waren damals die wichtigste Hardcore-Band in der Stadt, UNBROKEN traten ihre Nachfolge an, und unsere Roots liegen ganz klar im Hardcore, aber heute passiert nicht mehr viel in der Hardcore-Szene von San Diego.

Auf der anderen Seite denken viele Leute bei San Diego sofort an ROCKET FROM THE CRYPT und die Nebenprojekte. Habt ihr mit dieser Szene was zu tun?

Steven: Nein, das ist ein anderes Ding, und wir haben uns von Anfang an nicht daran orientiert, was sonst noch so in der Stadt passiert. Ich meine, wir kennen die Leute, sie sind nett und alles, aber musikalisch gibt´s da keine Verbindung.

Todd: Wir greifen eher auf die Einflüsse unserer Jugend zurück, die wir vorhin schon aufgezählt haben, und in Kalifornien wie in San Diego gibt´s keine andere Band, die so einen Sound macht, weshalb wir derzeit etwas herausstechen.

Von der "Monitor dependency"-CD-EP ´95 auf New Age bis zum ersten Album jetzt auf Revelation sind ein paar Jahre vergangen, in denen ihr nur die 7" auf Simba veröffentlicht habt. Wie kam´s?

Steven: O.k., hier ist die ganze Story. Ich bin das einzige verbliebene Originalmitglied: erst stieg der erste Bassist aus, er wurde ersetzt, dann stiegen zwei andere aus, Chris und Todd, der bei UNBROKEN Schlagzeug gespielt hatte, jetzt aber den Bass bedient, kamen in die Band, wir spielten in diesem Line-Up ungefähr ein Jahr, und dann stieg der Drummer aus und Gabe kam dazu. Ich hoffe, dass das jetzt die endgültige Form der Band ist, und wenn das irgendwann weitergehen sollte mit diesen ständigen Wechseln, schmeisse ich alles hin: das ist nicht meine Band, das ist unsere, und so gut wie jetzt waren wir noch nie. Was die lange Zeit bis zum ersten Album anbelangt, so standen wir mit der alten Besetzung kurz davor, einen Plattenvertrag bei New Age zu unterschreiben und ein Album aufzunehmen. Letztendlich wurde nichts daraus und ich bin froh darüber, denn wir waren dort mit UNBROKEN und brachten die KILL HOLIDAY-EP dort raus. Aber ich denke, New Age wäre für unseren Sound nicht das richtige Label gewesen, da wäre die Nähe zu UNBROKEN immer zu gross gewesen, zum Straight Edge-Hardcore. Mit dem Label selbst hätte ich kein Problem gehabt. Also beschlossen wir, erstmal keine Platte zu machen und uns auf Konzerte zu konzentrieren. Letztendlich hat es dann viel länger gedauert, bis wir das erste Album machen konnten und ein Label fanden, aber rückblickend bin ich jetzt ganz froh, dass es so gelaufen ist, denn vor zwei oder drei Jahren wäre das Album sicher noch ganz anders ausgefallen.

Jetzt seid ihr aber alle zufrieden mit dem Album.

Alle: Ja!

Steven: Wir vier sind alle absolut glücklich mit diesem Album.

Todd: Es kann natürlich sein, dass Leute, die die alten KILL HOLIDAY kennen, von "Somewhere between the wrong is right" überrascht sind, aber das hat vor allem damit was zu tun, dass KILL HOLIDAY heute eine ganz andere Band ist und wir jetzt den Sound gefunden haben, mit dem wir in Zukunft arbeiten wollen.

Die Scheibe klingt, als hättet ihr damit eine ganze Weile im Studio und beim Mixen verbracht.

Gabe: Oh ja! Alles in allem waren wir drei Wochen damit beschäftigt.

Steven: Aber wir waren sehr gut vorbereitet. Wir wussten genau, wie die Platte klingen sollte, hatten die Monate davor zweimal die Woche geprobt und gingen letztendlich ins Studio und spielten die Songs eben runter. Es war nicht so, dass wir dort anfingen rumzuprobieren, nein, in unseren Köpfen stand schon alles.

Chris: Ausserdem hatten wir einen guten Studiotechniker: Jeff Forrest von Doubletime wusste genau, was wir wollten, das lief nahezu perfekt.

Steven: Das ist sowas wie unser "Hausstudio" in San Diego. Jeder von uns hatte da schon zuvor mal mit seiner Band aufgenommen, wir kennen das Studio, den Techniker, das Equipment - wir kamen rein, checkten die Mikros und legten los.

Der Sound ist irgendwie ziemlich ungewöhnlich, sehr dicht. Wie habt ihr das erreicht?

Gabe: Wir haben mit sehr vielen Gitarrenspuren gearbeitet und Schicht über Schicht gelegt.

Chris: Ausserdem haben wir mit ziemlich vielen verschiedenen Effektgeräten und Verstärkern gearbeitet, da steckt also schon einiger Aufwand dahinter.

Da überrascht es mich im Nachhinein schon beinahe, dass ihr es geschafft habt, die Songs auch live in ähnlicher Dichte und Komplexität rüberzubringen - von "Know who your friends are" mal abgesehen, das ich mir gewünscht hatte und wo ja ungefähr fünf Saiten gerissen sind.

Gabe: Das hat dann vielleicht davon abgelenkt, dass wir grosse Mühe hatten, den Song auf die Reihe zu kriegen. Wir haben ihn schon lange nicht mehr live gespielt und auch nicht geprobt, wir mussten alle erst überlegen, wie der geht.

Was für Erwartungen habt ihr von eurem Album? Ich würde ja behaupten, dass es das Potential hat, richtig durchzustarten.

Gabe: Hm, mal sehen, wie weit es uns bringt, wir wissen nicht, was passieren wird.

Todd: Ein paar Millionen Dollar verdienen...

Chris: Genau, das wäre cool.

Gabe: Wir werden dieses Jahr permanent auf Tour sein und versuchen, die Platte damit so weit wie möglich zu pushen, und dann werden wir wohl mit der Arbeit am nächsten Album beginnen.

Steven: Ich habe schon die Erwartung, dass wir mit diesem Album auf Revelation den Durchbruch schaffen. Ich sage ganz selbstbewusst und weil ich weiss, dass das Album sehr gut geworden ist und keine andere Band so einen Sound spielt, dass wir damit die Chance haben, es zu schaffen. Ich liebe wirklich jeden Song auf der Platte, es macht mir riesigen Spass, die Songs live zu spielen.

Ihr wollt mit KILL HOLIDAY also reich und berühmt werden.

Steven: Ja, absolut, haha.

Ernsthaft?

Steven: Ernsthaft! Schon als kleiner Junge wollte ich ein Rockstar werden. Ich sage nicht, dass das jetzt mein grösster Wunsch ist, aber als Kind wollte ich entweder Rockstar oder Major League-Baseballspieler werden. Und ich will auch richtig viel Geld verdienen mit dieser Band. Warum? Nicht weil ich gierig bin, sondern weil ich an meine Zukunft denke. Ich will einmal eine Familie haben, und so, wie das amerikanische Wirtschaftssystem angelegt ist und wie die ganze Sache den Bach runtergeht, kann man sich das in Zukunft nur noch leisten, wenn man richtig reich ist. Also will ich jetzt reich werden, damit ich für meine Kinder genug Geld auf die Seite gebracht habe, und diese Band ist meine einzige Chance. Ich bin jetzt 23, mit 18 habe ich das College geschmissen, und selbst wenn ich jetzt wieder zur Uni gehen und einen Abschluss machen sollte, so heisst das noch lange nicht, dass ich einen Job bekommen werde, und selbst wenn, heisst das noch lange nicht, dass der halbwegs gut bezahlt ist. Also: eine normale Job-Karriere kommt bei mir nicht in Frage, bleibt nur die Band.

Was du da beschreibst ist ja das Problem vieler Leute aus der Punk- und Hardcore-Szene, die ein Fanzine, ein Label, einen Mailorder oder eine Band machen und irgendwann feststellen, dass andere Leute ihres Alters längst einen gutbezahlten Job haben und so, sie aber ausser einem abgebrochenen Studium oder so nichts zu bieten haben - von ihrem Label, Mailorder, Band oder Fanzine mal abgesehen. Und das, was andere Leute als Hobby betreiben, muss dann eben die Miete bezahlen.

Chris: Richtig, so läuft´s eben, auch bei uns: du musst dich an einem Punkt entscheiden, ob du wie jeder andere Karriere machen willst oder ob du deine Band machst.

Steven: Man kann mir das, was ich jetzt sage, natürlich so auslegen, dass ich sehr von mir eingenommen sei, aber egal: ich sehe mich, uns als Künstler an, und Künstler sind nunmal Menschen, für die ein normaler 9-to-5-Job nichts ist, die in solchen Kategorien nicht denken, leben und arbeiten können. Ich beschäftige mich 24 Stunden am Tag mit Musik, bin ständig von Musik umgeben. Das ist es, was ich tun muss, ich habe keine andere Wahl, und auch wenn ich manchmal unglücklich bin deshalb, so ziehe ich dieses Leben doch einem normalen Job vor. Und deshalb lautet meine Antworten auch ganz entschieden: Ja, ich will reich und berühmt werden.

Wie sieht´s denn mit Kompromissen aus? Jetzt könnt ihr noch tun und lassen was ihr wollt, doch sollte es mit dem Durchbruch klappen, wird sich das schnell ändern.

Steven: Grundsätzlich denke ich, dass ich nichts tun würde, was ich nicht tun will. Denn wenn ich mich nur nach den Wünschen anderer richten soll, kann ich auch einen ganz normalen Job annehmen. Was wir also erreichen wollen, werden wir hoffentlich ohne Kompromisse erreichen.

Todd: Es gibt auch verschiedene Arten von Kompromissen: wenn ein Label dir vorschlägt, mit einem bekannten Produzenten zu arbeiten und den Deal davon abhängig macht, dann kann man sich darauf, denke ich, erstmal einlassen, denn das kann sich ja durchaus positiv auswirken. Will aber jemand, dass du einen Song umschreibst, dann ist das nicht akzeptabel.

Was habt ihr vier denn bislang so gemacht?

Gabe: Ich habe bis vor kurzem noch studiert, und wenn diese Tour nicht gekommen wäre, hätte ich wohl auch meinen Abschluss gemacht. Aber ich wollte unbedingt auf Tour gehen, also... Und so sind wir alle drauf: wenn es um eine Tour geht, schmeissen wir unsere Jobs, da sind wir ganz konsequent. Ich habe viereinhalb Jahre College für diese Tour geopfert, aber was soll´s, ich kann ja wieder zurückgehen, doch realistischerweise wird´s dazu wohl nicht kommen.

Steven: In eine Band einzusteigen ist immer auch ein grosses Risiko, weil du deine ganze Lebensplanung und Sicherheiten dafür aufgeben musst. Andere Leute planen ihre Uni-Karriere genau durch, Gabe schmeisst sie, um auf Tour zu gehen, weil er weiss, dass es mit der Band sonst nicht weitergeht. Oder nimm Chris und Todd. Die sind beide verheiratet, und Gabe wird nächstes Jahr heiraten, die haben Verantwortung, müssen wie jeder andere auch Miete und Versicherung von irgendwas bezahlen, und irgendwann haben deine Eltern auch die Schnauze voll und rücken keine Kohle mehr raus. Ein Job bei 7-11 löst dieses Problem nur kurzfristig, dann musst du dir was überlegen.

Chris: Die Band ist ganz klar das, was wir machen wollen, und dafür sind wir bereit auch Opfer zu bringen.

Todd: Ich muss bis August 5.000 Dollar gespart haben, denn ich bin zwar schon verheiratet, aber wir haben noch nicht gefeiert. Meine Frau stammt aber aus einer mexikanischen Familie, und da wird extrem Wert gelegt auf eine "richtige" Hochzeitsfeier, tja, und die kostet eben. Bei drei Touren, die wir für dieses Jahr geplant haben, weiss ich zwar noch nicht so recht, wie ich das mit den 5.000 Dollar schaffen soll, aber hey, was soll´s, wichtig ist erstmal, dass wir es geschafft haben nach Europa zu kommen.

Themenwechsel: für das Publikum, das heute hier ist, sind Straight Edge, Veganismus etc. ziemlich wichtig. Wie sieht´s bei KILL HOLIDAY mit einer "Message" aus?

Steven: Ich schreibe alle Texte, und irgendeine "Botschaft" kommt da nicht vor. Die Texte sind alle eher persönlicher Natur, ich schreibe sie für mich und nicht für irgend eine Organisation oder Sache. Ich will niemanden zu irgend etwas konvertieren. Meine Texte sind, nun, in Ermangelung eines anderen Ausdrucks kann man wegen mir von Gedichten reden.

Aber "Know who your friends are" klingt doch beinahe wie ein "Unity"-Song...

Steven: Ja, stimmt, das haben mir schon ein paar Leute gesagt. Die meinten, das sei die ´99er-Version einer Youth Crew-Hymne. Mag sein, dass es für Aussenstehende so klingt, aber das letzte Jahr war für mich ziemlich beschissen, doch ich hatte ein paar Freunde, die mir geholfen haben, und darüber geht´s in dem Text. Du siehst, auch "nur" ein ganz persönlicher Song.

Das mag jetzt keine besonders originelle Frage sein, aber trotzdem: Gibt es eine Story zum Namen KILL HOLIDAY?

Steven: Ja! Der Ursprung liegt darin, dass Europäer eher den Ausdruck "holiday" verwenden, während Amerikaner "vacation" sagen. Das fanden wir interessant, und so nannten wir uns also HOLIDAY, aber fanden dann heraus, dass es bereits eine Band mit diesem Namen gibt. Ich sagte dann scherzhaft "Ah, kill HOLIDAY!", und damit hatten wir unseren Namen.

[b] Danke!


Interview: Joachim Hiller (mit Unterstützung von Corinna van Laak und Carsten Pieper)