MOTION CITY SOUNDTRACK sind durch, aber Sänger Justin hat offenbar noch nicht alle Songs geschrieben. Nun ist sein Soloalbum erschienen und wir sprechen über seine Zeit zu Hause in Minneapolis und die Unterschiede zu MOTION CITY SOUNDTRACK.
In The Drink“ ist seit ein paar Wochen raus, wie geht es dir damit?
Zu gleichen Teilen Nervosität und Erleichterung. Es hat so lange gedauert, es aufzunehmen, und jetzt ist es da, während die Welt macht, was sie eben gerade macht. Aber ich hatte nicht wirklich Zeit, mich damit auseinanderzusetzen, da ich mich gerade auf die US-Tour vorbereite.
Es geht also wieder los? Wie war der Übergang vom tourenden Musiker zum ruhigen Leben daheim? Wie sah dein Alltag aus nach dem Ende von MOTION CITY SOUNDTRACK?
Nach den letzten Shows mit der Band habe ich sehr viel Zeit zu Hause mit meiner Frau und meinem Kind verbracht, habe Pizza gegessen, Fernsehen geschaut und nichts getan. Nach ungefähr einen Monat habe ich dann begonnen, neue Songs zu schreiben – und konnte einfach nicht aufhören. Immer wenn ich neben Aufräumen und Rasenmähen Zeit hatte, habe ich daran gearbeitet. Irgendwann hatte ich genug Stücke, um sie aufzunehmen. So ist es dann einfach passiert.
Klingt, als würdest du die Arbeit im Haushalt sehr ernst nehmen. Musstest du dich an ein Leben ohne Tour erstmal gewöhnen?
Wenn man ständig unterwegs ist, spürt man immer eine gewisse Anspannung. Da sind immer so viele Dinge, die eigentlich erledigt werden müssten, und du hast keine Chance, irgendwas davon anzugehen. Länger zu Hause zu sein gab mir die Möglichkeit, mich endlich mal um einiges zu kümmern und für gemeinsame Erlebnisse mit meiner Familie. Komisch war es schon, immer am gleichen Ort aufzuwachen. Ich glaube, deswegen musste ich die Songs schreiben. Ich muss immer in Bewegung sein, auf die eine Art oder die andere.
Du hast ja mit einem alten Bandkollegen von MOTION CITY SOUNDTRACK daran gearbeitet. Sind deine Solosachen gewissermaßen „MCS light“? Oder anders gefragt: Hätte sich die Band nicht 2016 aufgelöst, wären das Songs für ein neues Album gewesen?
Josh Cain hat mein Soloalbum produziert. Ist es MCS light? Ja, kann schon sein. „I don’t know why she ran away“ oder „I’m a liar“ könnten schon MCS-Songs sein. Aber das meiste, was ich in die Band eingebracht hatte, waren Gesangslinien zu simplen Gitarrenparts. Die Songstrukturen waren bei der Band stärker ausgearbeitet. Ich kann keine gute Bridge schreiben und oft sind meine Strophen interessanter als die Refrains. Ich liebe PAVEMENT und GUIDED BY VOICES, so haben einige Songs einfach nur einen Part mit unterschiedlichen Gesangsmelodien oder diese A-B-A-B-A-B-Ende-Struktur. Ich weiß genau, dass die Bass- und Schlagzeugparts bei MCS so niemals Bestand gehabt hätten.
Was hast du für Pläne als Solokünstler?
Ich hatte mich nur auf den Moment fokussiert, also das Album. Ich habe einfach ein paar Songs geschrieben und sie aufgenommen. Nach der Tour werde ich wohl wieder zu Hause mit meiner Frau abhängen und mit meiner Tochter Bücher lesen und Videospiele spielen.
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Dennis Müller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #141 Dezember/Januar 2018 und Sebastian Wahle