Mit Album Nummer vier haben JOYCE MANOR aus Kalifornien endlich die 20-Minuten-Marke geknackt. „Cody“ markiert dabei einen wichtigen Punkt in der Karriere der Band. Zum einen wurde das erste Mal mit einem Produzenten gearbeitet, mit Rob Schnapf feilte die Band zwei Monate an der neuen Platte. Zum anderen haben sich JOYCE MANOR getraut, ein Album ohne einen wütenden Punk-Song zu machen. Alte Fans, die zu „Leather jacket“ oder „Constant nothing“, aber auch zum grandiosen „Five beer plan“ ausgerastet sind, dürften da erst mal schlucken. Stattdessen gehen JOYCE MANOR voll und ganz in emotionalem Pop-Punk auf. Aber ihr wichtigstes Trademark hat die Band behalten: ultrakompakte und hochmelodische Songs. So ist auch „Cody“ wieder eine äußerst hörenswerte Platte. Wir sprachen mit Frontmann Barry Johnson.
Barry, wer ist Cody?
Cody war eigentlich ein Vorschlag für den Bandnamen, bevor wir uns für JOYCE MANOR entschieden haben. Wenn ich mir Gedanken um einen Albumtitel mache, dann versuche ich etwas zu finden, das dem Cover gerecht wird. Und ich finde, er passt ganz gut.
„Cody“ klingt facettenreicher als eure bisherigen Platten.
Ich denke, viel von der Tiefe, die du hörst, ist das Ergebnis von Rob Schnapfs Produktion. Er hat uns dabei geholfen, eine runde Platte zu machen, die dich vielmehr in ihren Bann zieht, als dir direkt ins Gesicht zu springen.
Hattet ihr so was wie einen Plan, wie die Aufnahmen dieses Mal aussehen sollten?
Der einzige Plan, den ich hatte, war ein Ergebnis, das schöner klingt als bei den vorigen Alben. Die früheren Platten würde ich eher als schroff bezeichnen und dieses Mal wollte ich etwas Wärmeres, Gefälligeres haben.
Für mich klingt die Platte, als hättest du viel WEEZER und Neunziger Emo gehört.
WEEZER höre ich eigentlich die ganze Zeit, aber was Neunziger Emo angeht, das versuche ich eigentlich zu vermeiden. Während der Zeit im Studio habe ich viel GREEN DAY, DEAR NORA und SUN KIL MOON gehört.
Gibt es etwas, das du bei „Never Hungover Again“ im Nachhinein besser machen würdest?
Ich würde ein paar Dinge besser singen, wenn wir ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten, und ich hätte ein paar Gitarrenparts bei „In the Army now“ sauberer eingespielt. Aber insgesamt halte ich unsere letzte Platte für sehr gelungen.
„Never Hungover Again“ gab die Richtung für die neue Platte vor. Hätte sie bereits wie „Cody“ sein können?
Nein, und zwar, weil wir da noch einen anderen Schlagzeuger hatten. Mit Kurt Songs zu schreiben war schon anders als jetzt mit Jeff.
Wie hat Produzent Rob Schnapf die Songs beeinflusst?
Ich denke, Rob hat uns dabei geholfen, den melodischen Aspekt der Songs an vorderste Stelle zu setzen, so dass die Hooks richtig hooky klingen und das Gefühl der Melodie durchkommt. Außerdem hat er uns einen Haufen Arrangementtricks gezeigt, die den Liedern mehr Tiefe verleihen.
Die Art aufzunehmen unterschied sich also deutlich von eurer bisherigen Arbeitsweise?
Ja, dieses Mal haben wir das erste Mal eine Vorproduktion gemacht. Und wir haben Song für Song aufgenommen, anstatt das ganze Album in einem Stück einzuprügeln. Wir hatten die Möglichkeit, uns die Zeit zu nehmen und darüber nachzudenken, wie diese Platte werden sollte. In der Vergangenheit war das alles immer so ein bisschen undeutlich, und schwups war da am Ende ein fertiges Album. Dieses Mal ging es langsamer und mit mehr Bedacht.
Wie schreibt ihr eure Songs?
Ich versuche, es so unbefangen wie möglich anzugehen. Die besten Ideen kommen, wenn ich keine Gitarre spiele oder versuche, einen Song zu schreiben. Dann kommt mir eine Melodie in den Sinn und die bringt meistens auch schon einen Text mit, der dazu passt. Dann liegt es an mir, die passenden Chords zu finden und die Idee der Band vorzustellen, die daraus dann einen JOYCE MANOR-Song macht.
Es gibt keine wütenden Punk-Songs auf „Cody“. Glaubst du, dass alte Fans davon enttäuscht sein werden?
Ja. Aber es war keine Absicht, ich habe in dieser Phase einfach keine wütenden Songs geschrieben. Und ich finde, „Reversing machine“ klingt recht wütend, aber ja, der ist nicht so aggressiv wie ältere Sachen.
In „Stairs“ singst du: „I’m 26 and I still live with my parents“.
Den Song habe ich geschrieben, als ich 19 war, und 26 schien mir wirklich alt damals. Jetzt bin ich 29, wohne aber nicht mehr bei meinen Eltern.
Könnt ihr mittlerweile von der Band leben?
Ja, wir können unsere Rechnungen bezahlen, aber wir arbeiten immer noch nebenbei, um nicht aus der Routine zu fallen und um das Ersparte nicht zu verprassen.
Hast du eigentlich Freunde, die ein normales Leben führen? Beneidest du sie deswegen?
Ich habe ein paar Freunde, die ihr Haus und Auto und all das haben, aber ich beneide sie nicht. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, weil ich von meiner Kreativität leben und mit meinen Freunden um die Welt reisen kann. Es ist total cool, verschiedene Orte zu sehen und neue Leute zu treffen. Ich würde es um nichts in der Welt eintauschen.
Wann kommt ihr wieder nach Deutschland?
Keine Ahnung, aber ich hoffe bald!
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