Jizmak Da Gusha (GWAR)

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My Little Drummer Boy Folge 54

Dies ist kein normales Interview. Schon bei der Vorbereitung war unklar, ob GWAR-Drummer Jizmak Da Gusha sich zu einem ernsthaften Gespräch hinreißen lassen oder nur vorbereitete Floskeln vom Stapel lassen würde. Da Jizmak Da Gusha aber seit über dreißig Jahren bei GWAR aktiv ist, hatten wir die berechtigte Hoffnung, halbwegs brauchbare Antworten von ihm zu bekommen. Als Drummer ist der Charakter mit den überdimensionalen Kieferknochen in jedem Fall eine Klasse für sich und verdient weit mehr Beachtung, als es die Reduzierung auf den Klamauk, den seine Band auf der Bühne veranstaltet, normalerweise zulassen würde.

Jizmak, wie geht’s dir heute?


Oh, mir geht es natürlich super und du solltest glücklich sein, dass du noch am Leben bist, denn höchst wahrscheinlich wirst du am Ende des Abends tot sein.

Gibt es in deiner Familie Geschichten, dass du als junger Jizmak schon mit irgendwelchen Knochen auf den Töpfen deiner Eltern getrommelt hast?

Nein, gibt es wohl nicht. Meine früheste Erinnerung ist, dass es bei uns zu Hause immer sehr leckeres Essen mit dem Namen Ziegentoast zu essen gab. Dafür haben wir den Ziegen Baumstämme in den Hintern geschoben und sie dann über dem Feuer geröstet. Sehr lecker und so war Ziegentoast immer meine Leibspeise. Den ganzen anderen Blödsinn, wie Geburtstagskerzen ausblasen mit den Großeltern, gab es wohl auch bei uns, aber das meiste davon habe ich wieder vergessen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Schlagzeug zu spielen, oder haben deine Eltern versucht, dir ein anderes Instrument nahezubringen?

Ich war wirklich schon immer gut darin, auf Dinge einzuschlagen, und heute bin ich in der Situation, meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, auf solche Dinge wie Trommeln einzudreschen. Das versetzt mich in die glückliche Lage, dass ich nicht mehr so viele Leute töten muss, um zu überleben. Das tun wir zwar immer noch von Zeit zu Zeit, aber meistens ernten die anderen in der Band dafür die Lorbeeren.

Hattest du auf deinem Heimatplaneten einen Schlagzeuglehrer oder hast du dir alles autodidaktisch beigebracht?

Nein verdammt, Schlagzeugunterricht hatte ich nie. Ich komme ja vom Planeten The Wide Wide World Of Sports und da spielte Musik überhaupt keine Rolle. Bei uns zu Hause ging es immer nur Sport. Wir spielten kannibalische Spiele, rissen anderen Leuten die Köpfe ab und sammelten sie in Körben. Wer am Ende des Spiels die meisten Köpfe im Korb hatte, war der Sieger. Ich hatte also keine Ahnung von Musik und wäre nie auf die Idee gekommen, ein Instrument zu spielen. Dummerweise bin ich irgendwann von der Scumdog Legion aufgesaugt worden, um für GWAR zu trommeln, und jetzt befinde ich mich hier auf der Erde und muss sehen, wie ich als Crack-Abhängiger über die Runden komme. Ich vermisse meinen täglichen Ziegentoast und muss mit dieser Band rund um die Welt touren. Ein verdammt hartes Schicksal, wenn du mich fragst.

Hast du dich für andere Schlagzeuger interessiert, als du mit dem Trommeln begonnen hast?

Nein, nicht wirklich. Es gab und gibt einfach zu viele gute Bands, um sich an irgendeine spezielle zu erinnern. Aber eins ist mal sicher. Wenn ich eine gute Band getroffen hätte, dann hätte ich sicherlich ihren Schlagzeuger getötet, um seinen Platz einzunehmen. Du kannst also davon ausgehen, dass mich wahrscheinlich die Bands oder Schlagzeuger am meisten beeinflusst haben, die schon tot sind. Es gibt allerdings eine Ausnahme: THE POLICE und ihr Schlagzeuger Stewart Copeland leben erstaunlicherweise noch und die verehre ich wirklich. Es ist übrigens ein Geheimnis, dass Stewart Copeland aus Virginia stammt und ebenso, dass GWAR eine große Sklavenkolonie in Virginia unterhält. Stewart Copeland wurde dort geboren, auch wenn die Engländer ihn heutzutage für sich beanspruchen.

Hast du vor GWAR schon in anderen Bands gespielt?

Nein, für mich gab es immer nur GWAR. GWAR haben alle guten Songs geschrieben, die es gibt, also war es okay immer nur in dieser Band zu spielen. Ich mag auch andere amerikanische, englische oder japanische Bands, aber ich will hier kein Namedropping betreiben, denn wenn ich eine Band wirklich mag, ist sie wahrscheinlich längst tot. Spielen würde ich also nur in der einzig wahren Band des Universums.

Jizmak, du hast auf 13 GWAR-Alben getrommelt. Gibt es ein bestimmtes, das dir – aus welchen Gründen auch immer – besonders ans Herz gewachsen ist?

Ich habe tatsächlich – bis auf das erste Album – auf allen GWAR-Alben getrommelt, und wenn ich so auf die vergangenen dreißig Jahre zurückblicke, dann ist das aktuelle Album „The Blood Of Gods“ wirklich unsere beste Platte. Die Songs sind frisch, es ist aktuelle Musik auf der Platte und es ist unser Tribut an Oderus Urungus, der zu den Sternen zurückgekehrt ist. Ich denke, wir haben da ein sehr starkes Album abgeliefert.

Bist du als Schlagzeuger in das Songwriting der Band involviert?

Ja, absolut. Jeder in der Band ist an jedem Schritt der Produktion eines neuen Albums beteiligt. Wir alle schreiben die Songs, schreiben die Texte, zeichnen die Comics und kümmern uns um die Grafik. Wir teilen alle Aufgaben unter uns auf und dann ergänzt eine dumme Idee die nächste dumme Idee und am Ende kommt in der Basis in Virginia etwas Großartiges dabei heraus.

Hast du manchmal von GWAR die Nase voll und würdest gern andere Musik spielen?

Nein, niemals und wenn irgendwann alle Menschen tot sind und wir uns zur Ruhe setzen könnten, dann gibt es immer noch viel zu viele andere Planeten, die wir unterwerfen und ausbeuten können. Es gibt also noch viel zu tun.