Für Menschen aus Ruhrgebiet und Rheinland ist der kleine Urlaub nicht weit. In rund einer Stunde ist man in den Niederlanden, kauft lecker ein und fährt glücklich zurück. Ähnlich ist es mit Konzerten und Festivals. Vom 27.-29. Juni findet im Osten unserer westlichen Nachbarn wieder das Jera On Air statt, und Thijs Vogels erklärt, was es damit auf sich hat.
Es gibt heutzutage tonnenweise Festivals, also erzähl uns, was eures so besonders macht.
Jera On Air ist ein Festival, das vollständig von Freiwilligen organisiert wird, 90% dieser kommen aus dem 2.000 Einwohner-Dorf namens Ysselsteyn, dem Ort, an dem das Festival stattfindet. Das ganze Dorf freut sich immer auf das Festival und darauf, die Besucher aus der ganzen Welt zu begrüßen, um an diesem Wochenende eine tolle Zeit zu haben. Da wir alle unsere Szene lieben und alles DIY ist, sind wir immer flexibel mit den Regeln, solange sie innerhalb unserer Standards liegen. Das ist ein Gefühl, das auch die Besucher spüren, und schafft eine tolle Atmosphäre. Es fühlt sich wirklich wie eine große, glückliche Familie an. Wir haben auch keine Angst, neue, einzigartige Dinge auszuprobieren. Ich meine, welches Festival würde versuchen, ein achtzigköpfiges Orchester zu organisieren, um am Ende des Festivals einen Song mit dem Headliner zu spielen. Ein Orchester, teils niederländisch, teils französisch, das nie mit der Band spielte und in dem viele der Mitglieder noch nie von der Band gehört haben. Bei Jera On Air findet man die größten Headliner der Szene, zum Beispiel PARKWAY DRIVE und SUM 41, aber wir haben auch Slots für junge und aufstrebende Talente. Neben Punk-, Hardcore- und Metalcore-Bands haben wir eine DJ-Bühne mit Drum’n’Bass für die Raver unter uns. Es gibt über hundert Acts an drei Tagen für weniger als hundert Euro. Auch ein Bier kostet nicht mehr als 2,50 Euro. Es ist die Erfahrung, die gute Stimmung, die günstigen Preise und das immer hoch bewertete Line-up, was unsere einzigartige Mischung ausmacht.
Jera On Air scheint perfekt zu sein, um die deutsch-niederländische Freundschaft zu feiern, da es so nah am Ruhrgebiet liegt. Wie viele Deutsche sind normalerweise dabei, was mögt ihr an denen – und was nicht?
In den letzten drei Jahren hatten wir immer über 1.000 deutsche Besucher beim Festival, Deutschland ist nach den Niederlanden und Belgien das drittgrößte Herkunftsland für Jera On Air. Es ist kein Geheimnis, dass wir unsere deutschen Nachbarn lieben, wir haben unsere Website nicht nur in die deutsche Sprache übersetzt, wir investieren auch in PR und versuchen immer, einige deutsche Bands zu buchen. Unsere deutschen Besucher sind immer freundlich und hilfsbereit und haben nichts dagegen, etwas Geld zu investieren, das uns hilft, das Festival fortzusetzen. Sorry, aber es gibt nichts zu beanstanden, da wir nicht denken, dass sie besser – oder schlechter – sind als andere Besucher.
Wie schwierig ist es, mit einem von Freiwilligen geführten Festival gegen die kommerzielle Konkurrenz anzutreten, oder gibt es Aspekte, die es mit dieser Art von Organisation einfacher machen?
Aus meiner Sicht ist es nicht schwer, im Wettbewerb zu bestehen. Es gibt heutzutage natürlich viel zu viele Festivals, aber kommerzielle Festivals müssen immer an den Gewinn denken, den sie erzielen können. Wir sind nicht gewinnorientiert, also versuchen wir immer, es aus der Besucherperspektive zu betrachten. Man sieht viele Festivals, bei denen das Line-up von einer großen Booking-Agentur gebucht wird. Wir haben Hilfe von einer Agentur, entscheiden aber immer selbst, auf welche Bands wir Bock haben und auf welche nicht. In den letzten zwei Jahren hatten wir sehr guten Besucherzuspruch, was uns Vertrauen in unsere Arbeitsweise gab. Die einzige schlechte Seite, die ich sehe, ist die, dass Bands es manchmal vorziehen, zu einem großen kommerziellen Festival zu gehen, oder dass ein anderes Festival an der gleichen Band interessiert und bereit ist, mehr Geld zu bezahlen als wir, so dass wir auf diese Band verzichten müssen.
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