Das im niederländischen Ysselsteyn beheimatete Festival Jera On Air gibt es nun schon seit dreißig Jahren. Mit Veranstalter Thijs Vogels werfen wir einen Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Festivals.
Wenn du an die Anfangsjahre des Festivals denkst, was kommt dir da in den Sinn? Welche Eindrücke aus den Anfangsjahren werden dir für immer im Gedächtnis bleiben?
Wie einige vielleicht wissen, ist Jera On Air ein Festival, das aus dem örtlichen Jugendzentrum Jera 70 hervorgegangen ist. Das Festival wird und wurde immer von der Jugend von Ysselsteyn organisiert. Fast alle der 2.300 Einwohner haben eine Geschichte mit dem Jugendzentrum und dem Festival. Es begann 1992, ich war damals sechs Jahre alt und meine Mutter war damals Schatzmeisterin des Jera. Mein Vater arbeitete ebenfalls ehrenamtlich auf dem Festival, und mein zwei Jahre älterer Bruder und ich mussten auf dem Fahrrad mitfahren, damit die Besucher alle auf uns aufpassen konnten, während unsere Eltern arbeiteten. Ein alter Anhänger wurde im Boden vergraben, als Fundament für die Bühne und das Festival war geboren. So fing die Liebe an. Der Moment aus den alten Tagen, an den ich mich am meisten erinnere, war 1998, als OSDORP POSSE und HEIDEROOSJES, niederländische HipHop- und Punk-Helden, auf dem Festival spielten und einige Songs gemeinsam performten, das war etwas ganz Besonderes.
Gibt es auch Dinge, die nicht so rund gelaufen sind, von denen du froh bist, dass sie nun der Vergangenheit angehören?
Als wir, die neue Generation, mit dem Festival anfingen, war Jera On Air ein eintägiges, allgemeines Rockfestival, wie man es in fast jedem Dorf finden konnte. Es gab etwa 1.000 einheimische Besucher, viel Bier und ein paar Rockbands. Wir fuhren immer zum Groezrock nach Belgien und sagten uns, dass es ein Traum wäre, Bands wie PENNYWISE und NOFX auf unserem Festival zu haben. Wir versuchten, uns auf Punk und Hardcore zu spezialisieren, um mehr Interesse von Leuten aus der Region zu bekommen. Langsam wuchsen wir von einer auf zwei Bühnen, von einem auf zwei Tage, zwei Tage plus Camping, drei Tage plus Camping mit 10.000 Leuten aus der ganzen Welt und mit Bands, von denen wir vor sechs oder sieben Jahren nur hätten träumen können. Und das alles mit einer Gruppe von Freiwilligen, die einfach gerne tun, was sie tun. Es gibt so viele Dinge, die ich sagen könnte, aber allein der Gedanke an die Fortschritte, die wir im Laufe der Jahre gemacht haben, ist etwas, auf das ich wirklich stolz bin und das ich immer bei mir tragen werde. Ich bin sehr dankbar, dass meine dreijährige Tochter auch dabei ist und Lieder wie „Nelly the elephant“, „Rose tattoo“ und „Kerosine“ liebt. Wir haben so viele Fehler gemacht, und wir machen sie immer noch jeden Tag. Der, der mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist, war, als wir auf dem Groezrock Werbung machten und SICK OF IT ALL in unserem Line-up hatten. Als wir ankamen und unsere Flyer verteilen wollten, stellten wir fest, dass wir SICK OFF IT ALL auf die Flyer geschrieben hatten. Ups! Also haben wir ein Online-Gewinnspiel gestartet, um Tickets für Leute zu verlosen, die den Fehler gesehen haben.
Ihr habt dieses Jahr einen ganzen Tag hinzugefügt, um das Jubiläum zu feiern – war das von Anfang an so geplant? Werden wir jetzt jedes Jahr vier Tage bekommen?
Der zusätzliche Tag war nicht von Anfang an geplant, aber die Idee kam ziemlich bald nach dem JOA23 auf. Da wir nicht darauf eingestellt waren, hat es lange gedauert, bis wir uns intern geeinigt haben. Nochmals, wir sind Ehrenamtliche, also ist es nicht nur ein finanzieller Schritt, sondern wir brauchen auch alle an Bord, einschließlich der 800+ freiwilligen Helfer während des Wochenendes, der Genehmigungen der Behörden und allem anderen, was dazugehört. Wir haben uns überlegt, dass es kein 4-Tage-Festival wird, sondern ein 3+1. Der erste Tag ist der Jubiläumstag. Wir werden nach dem Festival mit allen Verantwortlichen eine Bewertung vornehmen und alle Kritiken des Publikums berücksichtigen, um zu entscheiden, ob wir den zusätzlichen Tag beibehalten oder nicht.
Was war dein Lieblingsmoment auf dem Festival?
Bei Weitem das 69-köpfige Orchester, das wir für NOFX während ihrer Show beim JOA18 bekommen haben. Endlich konnten wir unsere Lieblingsband NOFX buchen. Jemand erzählte uns, dass der ehemalige Schlagzeuger Bazz der französischen Ska-Punk-Band P.O.BOX das NOFX-Stück „The decline“ für das Orchester in seiner Schule umgeschrieben und aufgenommen hat. Fat Mike fand das toll, also habe ich Bazz kontaktiert, um seine Meinung zu hören. Fat Mike und Bazz waren beide von der Idee begeistert. Wir stellten dann ein 69-köpfiges Orchester auf die Beine. Das lokale Orchester aus Ysselsteyn und dreißig Leute aus Frankreich für die Streichersektion. Ein paar Tage vor dem Festival mieteten wir einen Bus und eine Unterkunft, damit beide Gruppen ein paar Mal zusammen proben konnten. Als NOFX ankamen, schienen nicht alle Mitglieder der Crew Bescheid zu wissen und wir mussten einige Bühnenbilder ändern. Es war ziemlich beängstigend, da wir das Konzert der Band, die wir immer wollten, leicht versauen konnten. Aber hey, es sind NOFX, immer für eine Überraschung gut. Die Band ging zu unserem örtlichen Veranstaltungszentrum, um ein oder zwei Mal mit dem Orchester zu proben, und alle mussten dabei ein bisschen weinen. Der Auftritt war nicht perfekt, aber schön, und wenn ich zurückblicke, würde ich es definitiv wieder machen, weil es etwas Besonderes war.
Die Pandemie hat viele Festivals vernichtet, spürt ihr auch noch die Nachwirkungen dieser Jahre? Ist das Jera On Air für die Zukunft gerüstet?
Der Start im Jahr 2022 war schwer für uns, aber um ehrlich zu sein, spüren wir die Nachwirkungen nicht mehr. Wir feiern unser dreißigjähriges Bestehen, also halten wir schon lange durch, wir haben die Unterstützung eines ganzen Dorfes mit einer Arbeiterklassen-Mentalität, wir haben uns in der Vergangenheit gut geschlagen und sind zuversichtlich, dass wir das auch in Zukunft tun werden.
Gibt es eine Band, die du persönlich gerne auf dem Festival sehen würdest – tot oder lebendig?
OPERATION IVY.
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