JACK TURNER

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Wer zur Hölle ist ...

Viele haben während Corona einen Podcast gestartet. Das Kollektiv „Jack Turner“ hat Hörspiele produziert. Zu Jack Turner gehören Jan Schäferhoff (MR. IRISH BASTARD), zuständig für den Ton, Gunnar (DRITTE WAHL) alias „Gunnar“ und Sprecher Eike Bussmann, Pyrotechniker und ehemals Merch-Mensch bei MUFF POTTER und MR. IRISH BASTARD, sowie Tobias Mennemeyer, Live-Mischer von Olli Schulz und Tonstudio-Betreiber. Mit „Der Priester aus der Unterwelt“ und „Das Schreckensschiff des Dr. Omaro“ sind die ersten Hörspiele erschienen – mit prominenter Besetzung aus der Punkrock-Welt.

Welche sind eure Lieblingshörspiele?

Jan: Beruflich bin ich viel unterwegs und höre im Auto gerne Hörspiele. Meine Lieblingsgeschichten kommen dabei von Oliver Döring, den Namen droppe ich immer. „End of Time“, „Foster“ oder „Psycho-Cop“, zum Beispiel.
Eike: Der hat für mich auch neue Maßstäbe gesetzt. Davor waren’s auch die Freddie Krüger-, Macabros oder Sinclair-Geschichten.
Gunnar: Ich liebe viele Folgen von „Die drei ???“.

In der Corona-Zeit haben alle möglichen Leute, die irgendwie etwas mit Medien machen – ja, wir beim Ox auch –, einen Podcast ins Leben gerufen. Bei euch waren’s Hörspiele, warum keinen Podcast?
Eike: Bei uns fehlte die Kompetenz dazu, haha!
Gunnar: Mir hätte auch die Zeit und ein Thema für regelmäßige Folgen gefehlt.
Eike: Jan hat mir am WG-Tisch eh schon mal gesagt: „Mit deiner Stimme, lass uns mal ein Hörspiel machen!“ Dann kam er auch noch mit einer Geschichte um die Ecke, darin kam eine Person vor, die hieß „Gunnar“. Dann haben wir Gunnar gefragt und er hatte Bock.
Jan: ... und hat auch gleich zugesagt, das Hörspiel auf dem Label von DRITTE WAHL zu veröffentlichen.
Gunnar: Dass ich die Hauptfigur werde, damit hatte ich gar nicht gerechnet.

Woher kennt ihr euch?
Jan: Wir arbeiten an einem Buch über Backstage-Geschichten, dazu sollte und wollte Gunnar auch eine beitragen. Im Zuge dessen haben wir uns getroffen, kennen gelernt und irgendwann kam die Idee mit dem Hörspiel.

Und wer ist dieser ominöse Jack Turner?
Gunnar: Das ist die geheimnisvolle graue Eminenz, ähnlich wie bei „Drei Engel für Charlie“.
Jan: Ich war mal mit meiner Band HEADCASE in England auf Tour und ein Veranstalter da hieß Jack Turner. Und ich dachte: Was ist das bitte für ein genialer Name? Und bei der Suche nach dem Namen für das Projekt war klar: Der Name ist Jack Turner.
Eike: Und irgendwo in England wird sich ein Promoter wundern, wofür sein Name steht, haha!
Gunnar: Parallel machen wir auch ein Kinderhörspiel. Auch unter dem Label „Jack Turner“. Auf dem aktuellen Logo trägt Jack Turner ja noch eine Pfeife im Mund, die müssen wir dann gegen einen Lolli austauschen, alles andere wäre sonst nicht jugendfrei.

Jugendfrei sind eure Geschichten ja sowieso nicht. Wer schreibt die?
Jan: Die ersten beiden Drehbücher haben Tobias und ich zusammen verfasst, aber im Prinzip hat Jack Turner alles gemacht.
Eike: Ich lese aktuell das Buch „Das Lesen und das Schreiben“ von Stephen King. Der wird das ja auch ständig gefragt. Seit ich zwölf bin, bin ich Horror-Fan. Da gibt’s so ein paar Muster, die immer wieder auftauchen. Außerdem gibt es bei uns ein paar Regeln: Die Bösen müssen immer nach Schnäpsen benannt werden, Gunnar ist der, der nie zuschlägt, und die ersten fünf Teile funktionieren so, dass die Protagonist:innen vom Regen in die Traufe kommen.

Außerdem spielen die Geschichten immer in maritimer Umgebung. Warum?
Eike: Das ist ein weiteres typisches Horror-Merkmal: Weil da immer eine Art von Hilflosigkeit zustande kommt – kein Handy-Empfang, verlassene Inseln und so weiter. Kennt man von den Teenies in der Waldhütte.

Wie nehmt ihr die Geschichten auf?
Jan: Darum kümmere ich mich hauptsächlich. Die Leute kommen von überall her: Ines von den BROILERS zum Beispiel haben wir in einem Studio in Düsseldorf aufgenommen.

Für eine Aufnahme kommen also nicht alle Beteiligten zusammen?
Jan: Nein. Es gibt immer jemanden, der oder die zumindest beispielhaft einen Gegenpart spricht, damit die entsprechende Stimmung aufkommt. Die Rohaufnahmen kriege ich dann und schneide sie zu Hause zusammen, zimmere Soundeffekte dazu und so weiter.

Woher bekommt ihr die?
Gunnar: Dafür gibt es Datenbanken, Tobias kommt aber manchmal mit einem Mikrofon, wenn er zum Beispiel eine gut klingende Tür findet. Und Räume und Schritte, die müssen immer passend sein.

Guido von den DONOTS, Michael Rhein von IN EXTREMO, Ines von den BROILERS und viele mehr – wie seid ihr an die herangekommen, wie habt ihr die für ein Hörspiel begeistern können?
Eike: Da haben wir einfach alle unsere Kontakte spielen lassen, viele kennen wir ja auch dadurch, dass wir in oder mit Bands aktiv sind.
Jan: Und Ines sagte: „Bass spielen kann ich, aber Hörspiel?“ Und sie kann, das sage ich dir! Die hat sich richtig in ihre Rolle reingesteigert.
Eike: Und sicherlich hat uns die Corona-Krise in die Karten gespielt, weil die Musiker:innen plötzlich Zeit für so ein Projekt wie unseres hatten. Monchi von FEINE SAHNE FISCHFILET hätten wir gerne als den verrückten Fischer gehabt, der hatte wegen seines eigenen Buchs allerdings keine Zeit.

Gibt’s jemanden, den oder die ihr noch gerne dabei hättet?
Jan: Die meisten Wünsche konnten wir schon umsetzen, aber Bela, wenn du dies liest: Ich hab dir mal eine Mail geschickt!

Wie geht es mit Jack Turner weiter?
Gunnar: Es ist ein Kinderhörspiel in Planung, und am 2. Dezember erscheint die aufwändige Rekonstruktion des lange verschollenen ersten Teils, „Tuaka – König der Menschenfresser“.
Jan: Und am Ende heißt es immer: „Tina, wir haben es geschafft!“ Und dann sagt der Sprecher: „Zumindest dachten sie das ...“