Wer schon mal in Japan war, dürfte mitbekommen haben, dass es dort eine äußerst lebendige Szene für Musik jeglicher Art gibt. Leider bekommt der Rest der Welt davon im nur selten etwas mit und verpasst Bands wie ISW aus Okinawa. Die vier Musiker spielen melodischen Punkrock in einer Qualität, die eher selten ist. Nach mehreren Veröffentlichungen auf japanischen Labels und einem Album auf Bridge Sounds, kam im letzten Jahr die selbstveröffentliche EP „Crazy On The Downhill“. Sänger und Gitarrist Mike beantwortet uns die wichtigsten Fragen.
Wie lange gibt es euch schon?
Die Band wurde 2009 von mir gegründet. ISW steht für Infinity Star World, ich habe die Lieblingswörter der drei damaligen Mitglieder kombiniert. Seitdem gab es etliche Besetzungswechsel, weil die Menschen nun mal älter werden und aus den solchen Dingen rauswachsen. Takiro an der Gitarre ist neben mir am längsten dabei, wir sind auch gute Freunde. Neben der Band haben wir 2014 in Okinawa einen Live-Club mit dem Namen Slumbar aufgemacht, das ist für uns eine große und wichtige Sache.
Wie hat sich die Szene in Japan seit eurer Gründung gewandelt?
Das Internet hat immer mehr verändert. Die Möglichkeiten, Musik zu machen und live zu spielen, werden für Leute, die nicht richtig mit den sozialen Medien umgehen können, immer weniger. Information geht der Musik inzwischen voraus, was bedeutet, dass ein Filter die Hörgewohnheiten der Menschen mitbestimmt. Ich weiß nicht, ob es nur bei uns so ist, denke aber nicht. Die Szene auf Okinawa unterscheidet sich aber noch mal ein wenig vom Rest Japans, was daran liegt, dass wir eine etwas andere Geschichte haben.
Mir ist in Japan aufgefallen, dass viele Shows eine Mischung aus verschiedensten Genres bieten.
Ich denke, das ist mehr und mehr Standard geworden. Es macht einfach mehr Spaß, wenn das Ganze nicht nur in einer Farbe gemalt wird. Egal ob HipHop, Indie, Metal oder Punk/Hardcore, gute Leute gibt es überall und die spielen dann auch gute Musik. Die Stilrichtung ist dabei nicht so wichtig.
Was sind eure Einflüsse?
Als Bands kann ich zum Beispiel THE DISASTER POINTS und TARAIRACCA nennen. Es gibt aber noch viele andere, vor allem die, mit denen wir live spielen und uns eine Bühne teilen, sind ein Einfluss. Und natürlich THE CLASH und RANCID. Die größte Inspiration liegt außerhalb der Musik, es ist das tägliche Leben und was es bedeutet, ein Mensch und kein Arschloch zu sein. Es geht darum, stillvoll irgendwie durchzukommen. Ich schreibe viel über meine Erinnerungen ans Erwachsenwerden und über das einfache Leben. Träume und die Zukunft lasse ich meistens außen vor.
Für Punkrock wirkt ihr nicht nur technisch sehr versiert, sondern auch sehr entspannt.
Das ist mir so gar nicht bewusst, also auch nichts, wo eine Absicht hinter steckt. Ich denke, Stil kommt vom Herzen, für den Rest muss man eben ein bisschen üben. Eigentlich sollte man täglich proben, aber Menschen sind nun mal faul. Wir machen da keine Ausnahme, deswegen versuchen wir auf der Bühne damit zu überzeugen, wir selbst zu sein.
Ihr habt euer Debüt auf Bridge Sounds veröffentlicht, wie kam der Kontakt zustande?
Als wir mit THE BENNIES zusammen hier in Japan getourt haben, war der Labelboss Tim mit dabei. Nach der Tour hat er vorgeschlagen, dass wir ein Album auf seinem Label rausbringen. Nachdem das Album erschienen war, hat Bridge Sounds dichtgemacht.
Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?
Wir arbeiten momentan an unserem neuen Album und gucken gerade, wie und wo wir es veröffentlichen. Hoffentlich richten wir großen Schaden an und erreichen damit so viele Hörer, wie es nur geht. Daran arbeiten wir.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und Lars Koch