HEIRS

Foto

A blank stare

Die HEIRS aus dem australischen Melbourne sind die Reinkarnation der Härte und der fast autistischen Repetition in der Rockmusik. Beim ersten Hören noch wie der düstere Soundtrack eines Mensch-Maschine-Lebens klingend, bauen sich nach und nach Welten einer musikalischen Persönlichkeit auf, die durch die minutenlangen rituellen Wiederholungen in ihrer Intensität explodieren. Mit ihrem zweiten Album „Fowl“ („Huhn, Geflügel“), das jüngst bei Denovali Records erschien, beweisen die vier metallische Härte, die wohl nur live ihre Wirkung vollkommen entfalten kann. Aus Anlass des aktuellen Albums und ihrer Europatour unterhielt ich mich mit Schlagzeuger Damian.

Warum veröffentlicht eine australische Band ihre Musik auf einem deutschen Label? Und welchen Einfluss hat Denovali auf euren Bekanntheitsgrad in Europa?

Eigentlich gibt es keinen richtigen Grund, außer dass man auf uns zukam und ernsthaftes Interesse an unserer Arbeit zeigte. Der Einfluss auf unsere Popularität in Europa zeugt von der unglaublich harten Arbeit des Labels und ihrer erstaunlichen Hingabe für ihre Künstler. Wir sind Timo und Thomas in höchstem Maße zu Dank verpflichtet!

Im Gegensatz zu „normalen“ Punk- oder Hardcore-Bands erwartet man von Ambient- oder Instrumentalbands immer eine philosophische oder künstlerische Idee hinter ihrer Musik. Als was sehen sich die HEIRS? Einfach als eine Hardcore-Band, die Alben aufnimmt und Shows spielt, oder eher als Performance-Künstler mit konzeptuellem Anspruch?

Wenn wir versuchen würden, unsere Arbeit zu kategorisieren, würde sie unter die Prämisse fallen, dass sie zugleich alles und nichts ist. Ein ausdrucksloser Blick, das beschreibt das Ideal, das wir zu vermitteln versuchen, wohl am besten. Das ist alles, um viel mehr geht es nicht.

Sowohl in den ständigen Wiederholungen in eurer Musik und auch in den visuellen Herangehensweise an euer Coverartwork scheint ihr euch auf bestimmte Rituale zu beziehen. Worum geht es dabei? Und was bedeuten euch Rituale sowohl in der Musik als auch im Privatleben?

Ähnlich wie bei deiner vorherigen Frage geht es bei dem Ritual, das wir aufführen, um alles und nichts. Alles, was wir tun, ist rituell, vom Proben bis zum Spielen, vom Aufbauen bis zum Einpacken von unserem Equipment. Das Wichtigste ist uns, genügend Spielraum für Interpretationen zu lassen, obwohl es gleichzeitig bestimmte Bezüge gibt, auf die wir uns berufen, wie das Anzünden von Duftkerzen und die Präsentation schockierender Bilder, gepaart mit der intensiven Lautstärke unserer Musik. Live-Shows müssen viel mehr sein als was Aufnahmen darzustellen versuchen, deswegen diese unheimliche Lautstärke. Für uns sind das zwei völlig verschiedene Wesensarten.

Was ist die Geschichte hinter eurem Namen? Was ist das Erbe der HEIRS? Werdet ihr das Erbe auf den Kopf hauen oder könnt auch ihr eines Tages etwas hinterlassen?

Der Name war konzipiert als Metapher für die Musik, die vor uns erschaffen wurde, und zugleich für das Ideal des Sammlers und Jägers von musikalischen Ideen und das Verhalten bei bestimmten Ritualen. Hoffentlich wird das als eine ehrliche Herangehensweise an das Komponieren von Musik gesehen. Die Verbindung dieser Ideen wird dazu beitragen, dass wir unsere eigene Nische in der Bandbreite der Bands finden, um schließlich selbst Teil des Erbes zu werden.