Dieser Tage einen Labelgeburtstag zu feiern ist ziemlich undankbar. Ein Festival aus diesem Anlass? Schön wär’s ... Hassle Records aus London, vor 15 Jahren gegründet und damals und/oder heute Heimat etwa von ROLO TOMASSI, CASEY, PETROL GIRLS, TRASH TALK, PRESS CLUB, CANCER BATS oder BRUTUS, entschieden sich statt eines Festivals für 15 Neuauflagen erfolgreicher Releases. Wez und Mease gewährten aus diesem Anlass Einblicke in ihre Arbeit.
Bitte stellt euch vor.
Wez: Ich bin Wez Hassle. Ich bin Miteigentümer des Labels und betreibe es zusammen mit Mease.
Mease: Mein Name ist Mease und ich bin der Labelmanager von Hassle Records, und ich bin jetzt seit etwas mehr als acht Jahren bei Hassle. Wobei ich vorher hier auch ein Praktikum gemacht habe!
Wez, warum hast du das Label vor 15 Jahren gegründet?
Wez: Ich hatte für ein großes Indielabel namens Mushroom Records gearbeitet. Ich habe mich um Bands wie MUSE, GARBAGE und ASH gekümmert. Es war großartig. Das Label lief gut, die meisten Bands waren exzellent. Was kann man daran nicht mögen? Und dann wollten die Besitzer das Label verkaufen und Warner bot eine Menge Geld. Mein alter Boss bat mich, mit ihm zu Warner zu wechseln, sie haben viele der Mitarbeiter übernommen. Aber ich wollte nicht für beschissene Bands arbeiten und Musik, die ich nicht mochte. Das Erste, woran mein alter Boss arbeitete, war dann die neue Paris Hilton-Single. So fiel mir der Abschied leicht und das war 2004 der Startschuss für Hassle – sowie Full Time Hobby, unser parallel existierendes Label für eher Indie-Sounds.
Was hat es mit dem Namen auf sich?
Wez: Hassle bedeutet so viel wie „irritierende Unannehmlichkeit“. Die Musik, die wir rausbringen, ist in kommerzieller Sicht nicht so einfach, aber wir lieben sie.
Wie und wann seid ihr zum Punkrock gekommen? Welche Bands waren wichtig für euch?
Wez: In der Schule stand ich anfangs sehr auf Metal. Ich hatte sehr lange Haare und habe in Bands gespielt. Ich bin ein bisschen getourt. Ich habe es geliebt. Neben Schule und College hatte ich in meiner Jugend nichts anderes im Kopf als Musik. Durch harte Gitarrensounds bin ich zum Grunge gekommen und schließlich zu allen Varianten von Punk, die man sich vorstellen kann, Garage-Punk, Emo-Punk, Pop-Punk bis hin zu Ska-Punk. Und dann kam Hardcore. Im Grunde stand ich auf Riffs und harte Gitarren. Das tue ich immer noch. Erste wichtige Bands waren damals KISS, UFO, BLACK SABBATH und RUSH und eigentlich sind sie das bis heute. Dann die einschlägigen Grunge-Bands wie PEARL JAM, SOUNDGARDEN, MUDHONEY, LOVE/HATE, aber auch unbekanntere wie MUDSHARK aus Bristol, UK und VALVE aus den frühen Neunzigern. Und Punkbands? So viele. Wir wollten MY CHEMICAL ROMANCE unter Vertrag nehmen, da ich sie toll fand. TAKING BACK SUNDAY und THURSDAY haben bei uns unterschrieben. Wir haben jede Menge Bands gesignt, die ich mag, etwa BRAND NEW, ALEXISONFIRE, FALL OUT BOY ...
Mease: Ich erinnere mich daran, dass ich mich schon ziemlich früh für alternative Musik interessiert habe, NIRVANA waren hier eine Schlüsselband für mich. Musik nahm einen immer größeren Raum in meinem Lebens ein, als ich ab meinem 13. oder 14. Lebensjahr anfing, auf lokale Konzerte zu gehen. Ich bin in der Nähe von Leicester aufgewachsen, und es gab hier eine wirklich großartige Punkrock-Szene. Wir gingen damals in eine ziemlich heruntergekommene Kneipe namens The Spread Eagle, in der im Obergeschoss lokale Punkbands auftraten. Das öffnete meinen Musikgeschmack für viele der traditionellen Punkbands wie THE CLASH und RAMONES. Es gab eine Menge anderer großartiger Veranstaltungsorte in Leicester, ich habe in meinen frühen Teenagerjahren viel Zeit im The Shed und The Charlotte verbracht. Von da an habe ich wirklich für Musik gelebt, ich habe mit Freunden in ein paar – schrecklichen – Bands gespielt und angefangen, immer mehr Musik zu entdecken. Ich habe in diesem Alter auch viel Zeit mit Skateboarden verbracht, und durch diese klassischen Skate-Videos lernte ich auch eine Menge Musik kennen, von MISFITS bis THE WHO.
Habt ihr vorher schon Erfahrungen mit Plattenveröffentlichungen oder „dem Musikbusiness“ gemacht?
Wez: Wie ich schon erwähnt habe, habe ich für ein großes Indie-Label gearbeitet, bevor wir angefangen haben, Hassle zu machen, also hatte ich zehn Jahre damit zugebracht, und einige Bands wurden ziemlich groß, wie MUSE und GARBAGE. Davor war ich unterwegs für Rough Trade Marketing, zu einer Zeit, als es noch vier Plattenläden in jeder Stadt gab. Ich war Vertreter und wurde dafür bezahlt, in Plattenläden zu gehen und über die Labels und Bands zu reden, die ich repräsentierte, darunter 4AD mit PIXIES und THROWING MUSES, Nude mit SUEDE und Hut Records mit SMASHING PUMPKINS. Dazu kamen die Dancemusic-Labels, von denen ich sagen muss, dass ich sie sehr mochte, und auch eine Menge deutsches Zeug wie Tresor und Harthouse. Und Warp, ein tolles UK-Electronica-Label. Ich habe immer noch Aphex Twin-Alben. Und davor war ich Store Manager für HMV. Also habe ich den Einzelhandel kennen gelernt, den Vertrieb für eine Plattenfirma gemacht und leite schließlich selbst eine.
Mease: Ich habe das Label natürlich nicht gegründet, aber ab meinem 18. Lebensjahr habe ich ein echtes Interesse dafür entwickelt, wie die Musikindustrie funktioniert, und habe die Aktivitäten etlicher Labels verfolgt, die mich mit neuer Musik versorgt haben – Epitaph, Lookout!, Fat Wreck, später dann Drive-Thru und Fueled By Ramen. Und über Drive.Thru- und Sorepoint-Bands wie BRAND NEW und ALEXISONFIRE stieß ich dann erstmals auf Hassle. Aber bevor ich selbst ins Musikbusiness einstieg, bin ich auf die Uni gegangen und habe einen Abschluss in Jura gemacht. Ich hatte mir vorgestellt, dass es die juristische Seite der Musikindustrie sein würde, in der ich arbeiten will. Als ich nach London zog, bekam ich Teilzeitpraktika bei drei verschiedenen Musikfirmen, während ich am Wochenende in einem Plattenladen arbeitete; die Praktika waren bei einem Majorlabel in der Rechtsabteilung und bei einem Indielabel, nämlich Hassle. Das habe ich drei Jahre lang durchgezogen und es hat mir wirklich die Augen dafür geöffnet, wie das Geschäft funktioniert. Ich habe dann schnell gemerkt, dass ein Job in der Rechtsabteilung eines Majors nichts für mich ist. Nach meinem Praktikum blieb ich erst bei der Firma, die sich um Synchronisationsrechte kümmerte, bevor ich etwa ein Jahr später eine Vollzeitstelle bei Hassle bekam.
Welche anderen Labels oder Leute oder Ideen haben euch inspiriert?
Wez: Der Hauptverantwortliche ist wohl Martin Mills von Beggars Banquet. Kompromisslos unabhängig und sehr erfolgreich, ihm gehört unter anderem die Hälfte von XL Recordings, den Entdeckern von Adele. Ich glaube, dass das Label in mindestens fünf Jahren in diesem Jahrtausend die meist verkauften Alben weltweit hatte. Eine gewaltige Leistung für ein Indielabel, wenn die Konkurrenz Universal, Sony und Warner heißt. Dann Epitaph. Laurence bei Domino. Toller Typ, tolles Label – und großer Erfolg, ohne Zugeständnisse zu machen.
Mease: Bei mir waren es die US-Labels, wo die ganzen Skatepunk-Bands herkamen. Epitaph natürlich, einschließlich des Unterlabels Hellcat und ihrer Punk-O-Rama-Compilations, das war eine wichtige Quelle für neue Bands. Ebenso Fat Wreck, mit Bands wie SCREACHING WEASEL, SNUFF und ANTI-FLAG ... Ich habe auch schöne Erinnerungen an den Kauf der „Fat Music For Fat People“-Compilation in meinem örtlichen Plattenladen. Diese Labels haben meinen Musikgeschmack nachhaltig geprägt, aber auch auf mein Interesse geweckt an Labelarbeit und wie einflussreich sie sein kann, für die Fans, aber auch auf beim Aufbauen von Bands.
Wez, war das Label am Anfang nur ein Hobby für dich, ein „Full Time Hobby“, oder konntest du gleich davon leben?
Wez: Ich hatten das Glück, dass ich sofort davon leben konnte. Wir haben schon früh einige Bands unter Vertrag genommen, die sich gut verkauft haben. Der erste Hassle-Release war von Juliette Lewis. Sie hat großartige Musik gemacht und war auch live erstaunlich. Wir haben mit ihr in ganz Europa auf Anhieb sehr gut zusammengearbeitet. Und zu der Zeit hatten wir BRAND NEW und ALEXISONFIRE, die beide gut gestartet sind. Der Grund für den Namen Full Time Hobby ist, dass es unser Hobby war, das wir jetzt Vollzeit betrieben und schließlich zum Beruf machten.
Habt ihr eine bestimmte „Labelpolitik“? Und wie sieht es mit großer Politik aus?
Wez: Zuerst zur Labelpolitik. Musikalisch gibt es keine Vorgaben. Vor allem müssen wir die Musik wirklich mögen. Das mag selbstverständlich klingen, aber du wirst bei einigen Labels feststellen, dass dies nicht immer der Fall ist. Ich kenne ein Label, das ich jetzt nicht nenne, das nur Musiker signt, von denen sie denken, dass sie eine große Reichweite auf Spotify erzielen werden. Ich glaube, das ist der falsche Ansatz. Musik ist eine Kunst, keine Wissenschaft. Ich glaube sehr an das Gefühl. Die Majors müssen die Facebook-Zahlen und -Streams überzeugen, bevor sie sich für eine Musik interessieren. Wir nicht. Zweitens arbeiten wir nur mit Leuten und Bands, die wir mögen. Auch hier wärst du überrascht, wie viele Labels mit Bands arbeiten, die sie menschlich eigentlich nicht mögen. Wir versuchen immer, eine enge Verbindung mit unseren Bands zu haben. Nun zur Politik. Wir sind kein politisches Label als solches, aber wir glauben, dass wir gewisse feste Überzeugungen haben. Mir gefällt gar nicht, was im Moment in Großbritannien politisch passiert, und ich bin gegen den Brexit. Ich glaube, das britische Volk wurde getäuscht. Viele unserer Bands stehen ziemlich links und einige sehr weit links wie PETROL GIRLS. Wir unterstützen sie und das, wofür sie stehen, total. Was die Umwelt angeht, arbeiten wir als Unternehmen intensiv daran, die schädlichen Auswirkungen unserer Arbeit zu minimieren. Wir hängen nicht an die große Glocke, was wir tun, da wir es als unsere Pflicht als menschliche Wesen ansehen, so gut wie möglich mit unserem Planeten umzugehen. Einige Beispiele sind die Verwendung von recycletem Vinyl, das Einsparen von Plastik, wo immer es geht, oder dass wir Bands dazu ermutigen, wenn möglich mit dem Zug zu touren.
Mease: Das Label basiert auf dem Ethos und der Leidenschaft von Wez und seinem Partner Nigel, die definitiv immer noch ungebrochen sind, und ich bin glücklich, ein Teil davon zu sein, und das mit ihnen seit 15 Jahren voranzubringen. Auf einer individuellen Ebene ist es wirklich unglaublich für mich, dass ich bei der Entdeckung neuer Bands meinem Bauchgefühl und meinem Musikgeschmack folgen kann – und dabei auf das Vertrauen der Firma zählen kann. Denn wie Wez sagte, kommt es wirklich darauf an, dass wir drei persönlich die Musik richtig gut finden – oder zumindest zwei von uns dreien, Musik ist schließlich subjektiv! Aber auch darauf, dass wir mit den Leuten, die in den Bands sind, menschlich zurechtkommen und die gleiche Vision teilen, wie sie sich entwickeln und wachsen können. Und ich kann nur Wez’ Frustration über das politische Geschehen in Großbritannien im Moment teilen – es ist etwas, das wir natürlich intern mit Freunden und Kollegen diskutieren. Und als Fans und Förderer von Punkrock ist vielleicht sowieso klar, wo wir politisch stehen, und das aus gutem Grund.
Es gibt Leute da draußen, die bezweifeln, dass ein Label heute noch gebraucht wird. Bands sind ihre eigenen „Labels“, jeder kann seine Musik auf die Streaming-Plattformen bekommen, Fans kaufen nicht mehr zwingend wie früher nach dem Labelnamen. Was hat sich in den letzten 15 Jahren geändert, für Hassle und einer allgemein?
Wez: Ja, eigentlich stimmt das. Du kannst das alles selbst machen, und viele Leute tun das auch. Ich meine, was ist eigentlich ein Plattenlabel? Es ist eine Gruppe von Leuten, die Dinge für Bands organisieren. Einige Dinge mehr als andere; Aufnahme, Herstellung, Promotion, Vertrieb, jeder kann das machen. Wir machen es einfach zufällig für eine bestimmte Anzahl von Bands und nennen uns selbst Label. Wir glauben, dass wir mit unserer Erfahrung, unseren Kontakten und unserem Wissen etwas Wertvolles beitragen. Hoffentlich respektieren Bands dies genug, um bei uns unterschreiben zu wollen. Denn wenn eine Band bei uns unterschreibt, bekommt sie 100% Aufmerksamkeit und wir werden alles tun, was wir können, um sie so erfolgreich zu machen, wie sie immer sein wollten. Obwohl, so viel Erfolg wollen manche gar nicht ...
Mease: Der Markt hat sich in der Tat enorm geöffnet, heutzutage kann jeder Musik ganz einfach finden und weltweit verbreiten. Und das mag für manche Leute wirklich funktionieren. Aber oft braucht es doch eine gewisse Struktur dahinter – die traditionelle Unterstützung, Dienstleistung und Investition, die ein Label bietet. Folglich sind manche Künstler nicht auf ein Label angewiesen, aber es spielt definitiv immer noch eine wichtige Rolle. Wir sind ein kleines Team, wir wollen nicht mit zu vielen Künstlern gleichzeitig arbeiten. Wir wollen in der Lage sein, jeder Band und jeder Kampagne, die wir haben, die volle Konzentration und Aufmerksamkeit zu widmen. Und wir sind da, um uns für unsere Bands einzusetzen. Und das hört nicht beim Veröffentlichen und Vertreiben von Musik auf. Wir unterstützen Bands in allen Bereichen, in denen wir es können. Häufig geht das schon über in Management-Aufgaben, bei Bands, die keinen Manager haben. Und das ist für uns absolut in Ordnung, denn es ist in unserem kollektiven Interesse, alles zu tun, was wir können, um jeden Künstler optimal zu unterstützen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass es heutzutage einfach so viel Musik da draußen gibt, die man konsumieren kann. Folglich ist es schwieriger denn je aufzufallen und Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb ist es oft unerlässlich, ein engagiertes Team – sei es ein Label oder nicht – hinter sich zu haben, die die Sache vorantreiben und für die Reichweite sorgen, die es braucht, um aufzufallen und innerhalb der Zielgruppe wahrgenommen zu werden.
Vinyl? CD? Digital? Welche Formate sind für euch am wichtigsten, welches bevorzugt ihr persönlich?
Wez: Ich habe eine sehr große CD-Sammlung von Anfang der Neunziger Jahre. Und ziemlich viel Vinyl. Ich mag eigentlich beides. Und Streaming ist praktisch, wenn du unterwegs bist. Du kannst einfach ohne Aufwand überall Musik hören. Wenn ich aber Zeit zu Hause habe, ist es Vinyl oder CD.
Mease: Ich habe eine große CD-Sammlung, ich arbeitete ja früher in einem Plattenladen und nutzte meinen Mitarbeiterrabatt voll aus, ich kaufte jede Woche einen Stapel CDs ... aber um ehrlich zu sein, die sind heutzutage alle in Kartons verpackt, stattdessen höre ich zu Hause lieber Vinyl. Und ich nutze Streaming-Dienste sehr oft in meinem Alltag oder auf Reisen. Das Vinyl-Format ist aber sicherlich mein bevorzugtes, ein Produkt, das man anfassen kann, wo man das Artwork richtig würdigen und sich beim Hören die Linernotes durchlesen kann. Ich bin auch ein kleiner Nerd, wenn es um die Verpackung geht. Da ich mich um die Produktion all unserer Platten kümmere, achte ich besonders auf die Ausstattung, die Details und das Layout des Produkts, und die Art der verwendeten Materialien – die ganzen spezifischen Entscheidungen, die eine Band oder ein Label treffen müssen, um das Produkt zu gestalten, seien sie kreativ- oder kostenbasiert.
Was war euer bisher größter Erfolg ... und eure größte Enttäuschung?
Wez: Glücklicherweise sind wir mit ziemlich vielen Bands gut zurechtgekommen. FALL OUT BOY, BRAND NEW, ALEXISONFIRE, Juliette Lewis, Frank Iero, WE ARE THE OCEAN ... Wir arbeiten nicht mehr für LONELY THE BRAVE, aber ich bin überzeugt, dass sie Stadien füllen werden. Aber wir haben jetzt eine Menge neuer Bands, die drauf und dran sind, genau so groß zu werden, wie BRUTUS, PETROL GIRLS und PRESS CLUB.
Mease: Es gibt sicherlich ein paar Kampagnen, die in meiner Zeit mit dem Label herausstechen. Das WE ARE THE OCEAN-Album „Maybe Today, Maybe Tomorrow“ ist eine davon, denn trotz einem Line-up-Wechsel und einen weiterentwickelten Sound, konnten sie große Erfolge in Form von tagsüber gespielten Singles im Radio und riesigen Festival- und Support-Slots für sich verzeichnen. Das war meine erste vollverantwortliche Albumkampagne von Anfang bis Ende, das ist wirklich eine besondere Erinnerung. Die Zeit mit LONELY THE BRAVE ist auch unvergesslich – wir haben mit diesen Jungs ungefähr sechs oder sieben Jahre lang zusammengearbeitet. Es war wirklich beeindruckend, am Wachstum dieser Band beteiligt zu sein, eine Gruppe so talentierter Individuen, und ihr Debütalbum „The Day’s War“ wird immer einen speziellen Platz in meinem Herzen haben. Ich kann mich tatsächlich sehr lebhaft daran erinnern, als ich es das erste Mal gehört habe. Wir hatten die Platte damals vom Manager geschickt bekommen und es war der Tag, an dem ich mit Ivano, dem damaligen Pressemann von Hassle, von London nach Manchester fuhr, um CANCER BATS zu sehen, die an diesem Abend Vorband von ENTER SHIKARI waren. Wir hatten jeder für sich „The Day’s War“ im Zug gehört, dann haben wir eine tolle Nacht mit CANCER BATS verbracht, bevor wir tatsächlich auch noch dazu kamen, FIDLAR zu sehen, die am selben Abend in einer kleinen Bar in der Stadt spielten. Wir hatten schon die ganze Nacht über LONELY THE BRAVE und das Album geplaudert, also legten wir es in unserem Hotelzimmer auf, sobald wir zurückkamen – unser damaliger Praktikant hatte das Hotel für uns gebucht, aber ein Doppelzimmer anstelle eines Zweibettzimmers angefragt –, da waren wir also am Ende der Nacht, teilten uns ein Bett und hörten uns gemeinsam „The Day’s War“ an!
In diesen Tagen feiert ihr den 15. Geburtstag von Hassle. Wie feiert ihr trotz Corona?
Wez: Wir planten eigentlich eine große Show in Deutschland, mit vier, fünf Bands und unseren Freunden aus ganz Deutschland. Aber das ging nicht. Wir haben jetzt beschlossen, 15 limitierte Reprints von Alben auf Vinyl herauszubringen. Wir nennen es „15x15“. Bis jetzt sind sie wirklich gut gelaufen. Die meisten sind gewiss ziemlich schnell ausverkauft.
Mease: Ja, wir hatten Pläne, die wir letztendlich aufgrund der Pandemie aktuell nicht umsetzen konnten. Es ist aber dennoch großartig, diese 15 Platten aus dem Backkatalog neu zu veröffentlichen, zur Erinnerung an die Geschichte des Labels. Wir hoffen, dass unsere Auswahl der Wiederveröffentlichungen den vielfältigen Sound des Labels angemessen repräsentiert, und bei allem auch immer die Leidenschaft, die wir für die Musik und die Bands aufbringen, durchscheint.
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