HANS EHLERT HAMBURG

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Auf dem Schrottplatz des Lebens

HANS EHLERT HAMBURG sind ein Duo aus Koblenz (Basti) und Berlin (Theo). Ihre Musik ist eine Inkarnation des NDW-Undergrounds der frühen Achtziger, angesiedelt zwischen FEHLFARBEN, RHEINGOLD und DER KFC. Abstrakter Sprechgesang und abgehackte, psychedelische Gitarren legen sich über ein solides Fundament aus Bass und Schlagzeug.

Basti absolvierte seinen Zivildienst 2005 in Hamburg, arbeitete nebenbei bei Crypt Records und fand dort einen „Musiker sucht ...“-Zettel von Theo. Man lernte sich kennen und pflegte nach Bastis Rückkehr nach Koblenz weiterhin Kontakt. Theo zog von Hamburg nach Mönchengladbach und fuhr immer, wenn es möglich war, die 150 Kilometer nach Koblenz, genauer nach Lahnstein und Pfaffendorf, um dort innerhalb von fast zwei Jahren, mitunter auch eine Woche am Stück, die Musik zu entwickeln und aufzunehmen, die man aktuell auf Vinyl hören kann. Beruflich führte Theos Reise dann weiter nach Berlin, das sich seitdem zur Zentrale der Band entwickelt. Im Februar 2013 erschien „Bizarre Farben“ auf In Gute Hände Records. Die LP glänzt durch ihren Abwechslungsreichtum und die zahlreichen Reminiszenzen an verschiedene NDW-Underground-Klassiker. „MS Freak“ ist eines dieser Stücke, das aus dem Punk-Kosmos ausbricht und sich mit seinem hypnotischen Permanent-Groove und halligen Echogitarren positiv abhebt. Im Zentrum der Live-Konzerte steht immer das Schlagzeug, welches von Soundtüftler Theo gespielt wird. Aber es sind natürlich die schnellen, hektischen Nummern wie „Foxtrott mit Iggy Pop“ oder „Punk am Limit“, die für reichlich Bewegung vor der Bühne sorgen.

Ihr kommt ursprünglich aus dem englischsprachigen Garage-Bereich. Wieso habt ihr euch für den Sprung ins Deutsche entschieden?

Basti:
Ach, das hat sich einfach so entwickelt. Wir haben ja seit 2008 bereits zwei Singles rausgebracht, auf denen ich englisch gesungen habe, aber es hat sich einfach dahin entwickelt, dass mir die englischen Songs nicht mehr wichtig genug waren. Ich bin ja quasi als Deutschpunk-Fan aufgewachsen und habe bei HANS EHLERT HAMBURG gemerkt, dass ich mich als Sänger in Deutsch einfach inhaltlich besser und direkter ausdrücken kann.

Theo: Ich bin zwar Jahrgang 1978, habe aber durch meine älteren Geschwister und deren Freunde sehr früh TRIO oder Joachim Witt und natürlich leider auch die Schlagerseite der NDW kennen gelernt. Das waren natürlich riesige Einflüsse.

Basti: Ich habe mich eigentlich erst in den letzten Jahren intensiver mit FEHLFARBEN und RHEINGOLD beschäftigt.

RHEINGOLD verbanden eine lebendige cleane Delaygitarre mit einem hypnotisierenden Bass, unterlegt von einem synthetischen Schlagzeug, das Ganze ausgeschmückt mit neuzeitlichen Texten. Ihr benutzt ein ähnliches Prinzip bei „MS Freak“, oder?

Basti:
Volltreffer! Das war genau die Idee hinter „MS Freak“, nämlich diese RHEINGOLD-Methode anzuwenden. Allerdings sind wir längst wieder dabei, neue Stücke zu schreiben, und haben auch schon sechs fertig.

Theo: Wir experimentieren aktuell mit Drumcomputern und erzielen damit ganz gute Ergebnisse. Für die nächste Platte könnte ich mir durchaus vorstellen, dass das Ganze in so einem Battle zwischen Punk-Songs mit Schlagzeug und sterilem NDW-Style endet, aber genau an dem Punkt sind wir gerade. Wir machen da gerade im Rahmen unserer Möglichkeiten einen richtigen Schritt nach vorne. Allerdings bist du nicht der Erste, der „MS Freak“ besonders hervorhebt.

Wie probt man zwischen Koblenz und Berlin und wie wurde „Bizarre Farben“ aufgenommen?

Basti:
Im Moment fahre ich ungefähr alle zwei Monate nach Berlin und dann proben wir so vier Tage am Stück, probieren aus, nehmen auf und versuchen schnell zu einem Ergebnis zu kommen. Aber so haben wir das ja schon immer gemacht, auch bei der „Bizarre Farben“-LP, nur hieß der Standort damals noch Lahnstein/Koblenz und nicht Berlin.

Theo: Genau, am Prozess hat sich nichts Entscheidendes verändert. Außer natürlich, dass wir jetzt quasi eine Berliner Band sind und uns den Proberaum mit einer anderen Band teilen. Wie haben damals mit Kassetten und Tonbändern angefangen, sind aber zwischenzeitlich im digitalen Zeitalter angekommen, ich schleppe die ganze Technik immer an, Laptop, Audiointerface, und Basti macht gar nichts, sondern benutzt mich, haha ...

Basti, in „Mädchen am Ende der Straße“ singst du: „Dein Vater hatte Recht, die Gesellschaft macht dich krank.“ Was sind die Elemente, die dieses Krankmachen ausmachen?

Basti:
Das bezieht sich auf den gleichnamigen Film mit Jodie Foster von 1976, das ist ein Zitat. In einem der neuen Stücke spiele ich übrigens mit einem „Jackie Brown“-Zitat, hehe ... Das Krankmachende unserer Gesellschaft ist zum Beispiel der Druck, der entsteht, wenn man sich vor allem über beruflichen Erfolg definiert. Man sollte sich einfach nicht so einen Druck machen.