HANAU A GO-GO

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Die wahre Heimat des Rock’n’Roll

Wer hat sie noch nicht gehört, diese grauenhafte Floskel der Ewiggestrigen: „Früher war alles besser.“? Wenn man in einem Kaff wie Hanau aufgewachsen ist, wird man ständig mit diesem Satz konfrontiert. Die Leute hier haben auch allen Grund, in Nostalgie zu verfallen. Die Gegenwart ist an Tristesse kaum zu überbieten, mehr als eine Handvoll akzeptabler Kneipen und einen bedingt empfehlenswerten Tanzschuppen wird man in dieser Stadt, die immerhin knapp 90.000 Einwohner zählt und sich Großzentrum schimpft, nicht finden. Doch es gab einmal eine Zeit, da war das anders. Da war diese südhessische Kleinstadt so etwas wie der Nabel des Rock’n’Roll in Deutschland, ein „hessisches St. Pauli“, wie die Bild-Zeitung Mitte der Sechziger schrieb, in dem sich Club an Club reihte und sich international bekannte Rockmusiker die Klinke in die Hand drückten. Wenn man dem Rock’n’Roll-Autor und Zeitzeugen Chris Hyde glauben mag, gab es im Hanau der fünfziger und sechziger Jahre „mehr Live-Musik, Kriminalität und Prostitution als in Frankfurt!“

Und die Amerikaner waren an allem schuld. Rund 30.000 von ihnen waren nach dem Zweiten Weltkrieg in und um Hanau herum stationiert. Dass sie mit ihrer Präsenz enorm starken Einfluss auf das alltägliche und vor allem kulturelle Leben der dortigen Bevölkerung ausübten, dürfte auf der Hand liegen. Ein Schelm und Zyniker, wer bei dieser Vorstellung Parallelen zu aktuellen politischen Ereignissen zieht. Die Umstände in den Nachkriegsjahren waren anders, und vor allem war es die amerikanische Armee. Im Gegensatz zu heute war sie eine reine Wehrpflichtigenarmee, die Soldaten rekrutierten sich aus allen Schichten der Gesellschaft. „Da kamen Intellektuelle, Querdenker, Rock’n’Roller, eine Menge subversives Potenzial nach Hanau, was die Hanauer Jugend enorm beeinflusste“, schildert Daniel Siebert, Regisseur einer aktuellen Dokumentation zu diesem Thema namens „Hanau A Go-Go“, diese Zeit. „Heutzutage dagegen wäre solch ein positiver kultureller Einfluss nicht mehr möglich.“

Doch die Amerikaner brachten nicht nur ihre Kultur mit, sondern auch eine Menge harter Dollars und einen kaum zu stillenden Freizeithunger. Ein idealer Nährboden, der zahlreiche Bars, Striptease-Lokale und Nachtclubs in Hanau entstehen ließ. Als Bill Haley mit seinen COMETS im Skyline Club gastierte, war er den wenigsten ein Begriff. Das sollte sich schlagartig ändern, als 1955 der Film „Saat der Gewalt“ mit Glenn Ford und Sidney Poitier in den Hauptrollen in die Kinos kam, und für den Haley mit seinem „Rock around the clock“ den Soundtrack lieferte. Haley avancierte zum Weltstar, und für viele Hanauer Halbstarke war das die Initialzündung, sich Jeans und Lederjacke zuzulegen und es den Schulhofrabauken im Film gleichzutun. Rock’n’Roll wurde zum Lebensstil. Dazu gehörte, dass man sich von anderen kulturellen Bewegungen abgrenzte, wie den in Hanau ebenfalls stark vertretenen Beatniks und Existenzialisten, und vor allem vom verhassten Spießbürgertum. Provokation war ein probates Mittel, ebenso Gewalt. Wenn eine Bar die falsche Musik spielte, wurde sie eben „leer gemacht“, wie Helmut Wenske, Vollblut-Rock’n’Roller und einer der Zeitzeugen in „Hanau A Go-Go“ erzählt.
Doch der Hunger nach harter Rockmusik konnte gestillt werden, denn Bill Haley hatte einen Boom losgetreten, der in Hanau bald viele Nachahmer finden sollte. Ab Ende der fünfziger Jahre gab es in Hanau ein gutes Dutzend Bars, in denen sich Stars und Sternchen aus der ganzen Welt tummelten. Und vor allem gab es jeden Abend Live-Musik in diesen Clubs. Wenn gerade kein internationaler Act zur Verfügung stand, rockten eben regionale Bands wie FATS & HIS CATS oder JÖRN & THE TWENS mehr als beachtlich die hiesigen Tanzschuppen und erspielten sich bald einen Ruf, der auch über die Stadtgrenzen hinaus ging. Verstärkung erhielten sie manchmal auch von nationalen Rock’n’Roll-Größen wie Ted Herold. Chris Andrews und Chuck Berry hatten Gastspiele in Hanau, wobei „Gastspiele“ bei fast allen in diesem Bericht genannten Bands nicht etwa bedeutet, dass sie ein Konzert gaben und dann wieder verschwanden. Die Musiker wurden von einem Club engagiert, spielten über mehrere Tage hinweg Abend für Abend in demselben Laden quasi nach der Stechuhr. Und zwar nicht nur für zwei Stunden, sondern von acht bis fünf Uhr in der Früh, mit kurzen Verschnaufpausen dazwischen.
Diese Praktik wurde auch beibehalten, als der Rock’n’Roll-Trend etwas abflachte und der Indo-Rock das Ruder übernahm (siehe auch den Artikel zu diesem Thema in Ox #56). Hanau avancierte praktisch zur Hochburg dieser merkwürdigen und leider fast vollständig in Vergessenheit geratenen Spielart des Rocks. Bands wie die TIELMAN BROTHERS, OETY & HIS REAL ROCKERS oder THE CRAZY ROCKERS waren bald Stammgäste in Hanaus mittlerweile renommiertestem Club, der Jolly-Bar. Die Leute waren begeistert von der energetischen Live-Performance, welche die indonesisch-niederländischen Bands ablieferten. Akrobatische Showeinlagen mit den Instrumenten, drei E-Gitarren und eine unglaubliche Tightness ließen die Clubwände erzittern und das Publikum jeden Abend mit runtergeklappter Kinnlade vor der Bühne stehen. Solch eine Vorstellung ließ man sich natürlich auch gut bezahlen, einige Musiker verdienten sich sogar ein Zubrot im Hanauer Rotlichtmilieu, in dem sie Nutten über den Strich laufen ließen. Doch Anfang der Sechziger wurde auch dieses kurze Kapitel der Rockgeschichte geschlossen. Mittlerweile war der Beat-Hype von England nach Deutschland herüber geschwappt und mit ihm eine ganze Welle nicht weiter erwähnenswerter Bands, die aber den Nerv der Zeit eben mehr trafen als besagte Indos. Die Beatbands waren außerdem für die Clubbetreiber einfach billiger, spielten oftmals für ein paar Mark und eine Pulle Schnaps und übernachteten auf der Bühne.

Doch just in dieser Beat-Ära formierte sich in Hanau eine der innovativsten Bands der Rockmusik, die spätere Weltstars wie zum Beispiel Jimi Hendrix und vor allem eine Musikrichtung wie Punkrock enorm beeinflussen sollte: THE MONKS. Ursprünglich nannten sie sich THE FIVE TORQUAYS und feierten mit entspanntem Surf und Beat beim Hanauer Publikum erste Erfolge. Damals waren sie noch GIs gewesen, doch nachdem die fünf Bandmitglieder aus der Armee entlassen worden waren, benannte man sich in MONKS um. Mit dem Namenswechsel änderte sich auch der Musikstil, der heutzutage noch schwer in Worte zu fassen ist. Die Melodien wurden auf Kosten verstärkter Rhythmusarbeit fast komplett aus dem Repertoire gestrichen, eine Gitarre wurde durch ein elektrisches Banjo ersetzt. Außerdem dürften die MONKS mit zu den ersten Bands gehört haben, die Fuzz- und Wah-Wah-Effekte einsetzten und Rückkoppelungen kreativ in ihre Musik einbauten. Ihr Sound klang für damalige Verhältnisse unglaublich hart und metallisch, die Leute wussten oftmals gar nicht, wie sie darauf tanzen sollten.
Hinzu gesellte sich ein damals revolutionäres Erscheinungsbild. In der Öffentlichkeit sah man die fünf Musiker fortan nur noch mit frisch rasierter Tonsur und in Predigerkluft. Und sie predigten tatsächlich, nämlich gegen die Zustände in der Armee und den Vietnamkrieg. Das ging natürlich nicht lange gut, denn die MONKS spielten immer noch hauptsächlich in Armeeclubs bzw. in Clubs, die zum großen Teil von Amerikanern besucht wurden. So zog es die Band nach Hamburg. Sie veröffentlichte sogar eine Langspielplatte, musste sich aber Ende der Sechziger schließlich frustriert auflösen, weil sie sich zwischen allen Stühlen befand. Den Amerikanern waren sie zu amerikakritisch, den Hippies waren sie zu amerikanisch und für den Mainstream musikalisch einfach zu far out.

In Hanau sah es auch nicht mehr allzu rosig aus. Den Nachtclubs und Musikbars ging es längst nicht mehr so gut. Die Gewalt zwischen Jugendlichen und Amerikanern eskalierte, einige Male gab es sogar Tote. Vor allem am gefürchteten Pay Day, an dem die GIs ihren Sold ausbezahlt bekamen, zogen nachts Horden randalierender Soldaten durch die Hanauer Innenstadt. „Das war selbst einem hartgesottenen Rocker wie Wenske zu krass. Jeden Abend kam es zu Schlägereien, bei denen die Amis einen fast umbringen wollten. Jeden Abend gab es Stress auf den Straßen. Bürgerwehren bildeten sich und gingen gegen den Radau an und da musste die Politik natürlich reagieren.“
Und das tat sie auch. Der Hanauer Polizeichef Lutz Hohbein griff hart durch. „Das soll so ein Altnazi gewesen sein“, meint Siebert. „Ich habe Filmaufnahmen vom Hessischen Rundfunk gesehen, in dem er den starken Mann gibt und voller Stolz verkündet, er sei mit seiner Horex durch die Krämerstraße gefahren und habe da ordentlich aufgeräumt.“
Gleich reihenweise wurden Konzessionen eingezogen, Barbesucher hatten willkürlich Razzien und Personenkontrollen über sich ergehen zu lassen. Es wurde sogar ernsthaft darüber diskutiert, eine „Davidswache“ in der Krämerstraße zu installieren, ganz nach Hamburger Vorbild. Irgendwann war es so, dass die Musiker ihre Instrumente nicht mehr in eine eigene PA einstöpselten sondern sich direkt an das Mischpult des Clubs einklinkten, so dass die Lautstärke von der Theke aus geregelt werden konnte. Auch die amerikanische Militärverwaltung sah es nicht mehr gerne, dass ihre Leute permanent in gewalttätige Konflikte verwickelt waren und ständig in zweifelhaften Etablissements mit leichten Mädchen in den Armen herumhingen.
Die Militärpolizei griff noch härter durch, stellte meistens nicht einmal mehr Fragen, sondern kassierte die potenziellen Übeltäter gleich ein. Die Schikanen hatten Erfolg. 1968/69 gab es in der Krämerstraße, einem von drei Ballungszentren des Hanauer Nachtlebens, keinen einzigen Club mehr. Auch im Lamboy-Viertel und in der Leipziger Straße sah es nicht besser aus. Wer von den Clubbesitzern im Geschäft bleiben wollte, sattelte auf Discothekenbetrieb um. Zwar kamen amerikanische Musiker immer noch gerne nach Hanau, vor allem Soul-Größen wie James Brown, Otis Redding und Marvin Gaye, weil sie da garantiert vor heimischem Publikum spielen konnten, doch die Clubszene war tot. Für Live-Konzerte wurden fortan größere Mehrzweckhallen angemietet. Doch mit der 68er-Bewegung war auch die amerikafreundliche Stimmung umgeschlagen, die Soldaten wurden in Hanau zunehmend ghettoisiert, und was dann folgte, ist Geschichte: Die USA verloren den Vietnamkrieg und schafften die Wehrpflicht ab. Ab Mitte der Siebziger waren in Hanau nur noch Berufssoldaten stationiert, die lieber unter sich blieben. Und mit den Wehrpflichtigen waren auch die letzten Clubs gegangen, so dass der brave Hanauer Bürger wieder seine Ruhe haben konnte.
Manch einer von ihnen weint jetzt der guten alten Zeit nach und selbst die Amerikaner wünschen sich wieder etwas vom Glanz der „Big Time“ zurück. Daniel Siebert traf sich kürzlich in einer Kaserne zu einem Interview mit der Hanauer Stützpunktkommandantin Amy Ehmann, um sie für eine Neuverfilmung von „Hanau A Go-Go“ zu befragen. Dort offenbarte sie den Wunsch nach einer Armee, die sich wieder aus allen Schichten der Gesellschaft zusammensetzt und etwas mehr Rock’n’Roll-Spirit besitzt. Noch aussagekräftiger ist allerdings eine Beobachtung, die Siebert in Ehmanns Büro machte. Über ihrem Schreibtisch, wo traditionell ein Bild des amerikanischen Präsidenten angebracht ist, hing stattdessen ein Portrait von Elvis Presley.
Ingo Rothkehl (Hanau, Hessen)

„Hanau A Go-Go“ (44 Min., VHS/DVD) gibt es u.a. bei www.sickwreckords.de oder direkt beim Autor:
Daniel Siebert, Tel/Fax 06181-258056, daniel@banditobooking.de.


Alles schwer zu glauben? In der Tat. Aber diese Geschichte ist wahr. Und seit einiger Zeit wird sie nicht nur von schwärmenden 60-jährigen Hanauern erzählt, sondern auch von einem Dokumentarfilm namens „Hanau A Go-Go – Wie der Rock’n’Roll in eine hessische Garnisonsstadt kam ... und wieder verschwand.“ von Daniel Siebert, einigen vielleicht durch seine Tätigkeit bei Bandito Booking oder als Sänger der RIOTEARS bekannt. Siebert kam eher durch Zufall zum Filmemachen, „Hanau A Go-Go“ ist bis jetzt sein einziger Film, den er in rund zweijähriger Arbeit fast im Alleingang gedreht hat, doch dabei soll es nicht bleiben. Grund genug also, Daniel Siebert ein paar Fragen zu stellen.

Daniel, du kommst aus Hanau. War das der Grund, einen Film über die Musikszene dieser Stadt zu drehen? Reiner Lokalpatriotismus?

„Nur zum Teil. Das spannende an dieser Geschichte ist doch, dass Hanau keine Großstadt ist. Hanau ist ein Kaff, stand immer im Schatten von Frankfurt und ist höchstens durch Rudi Völler oder die Atomindustrie ein bisschen bekannter geworden. Und gerade in dieser Stadt entstand eine damals bundesweit bekannte und berüchtigte Hochburg der Rockmusik. Es wäre hingegen langweilig gewesen, so eine chronologische Entwicklung der Rockkultur über Hamburg oder Berlin zu erzählen. In solchen Städten rechnest du ja fast mit solch einer Szene. Wenn so etwas allerdings in einem Provinznest entsteht, ist das schon ein bisschen exotisch und meines Erachtens auch für Menschen interessant, die nicht aus dieser Stadt kommen.“

Wie kamst du zum Filmemachen?

„Letzten Endes über meine Diplomarbeit. Als Hanauer hab ich natürlich immer wieder diese Geschichten über die 50er und 60er Jahre zu hören bekommen, und als alter Punkrocker habe ich mich immer wieder gefragt, was von diesen Geschichten wohl wahr sein mag. Und dann habe ich das quasi zu meinem Diplomarbeitsthema gemacht. Ein bisschen fingiert war die ganze Sache schon, denn ich habe Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Jugendkulturarbeit studiert und erst mit dem zehnten oder elften Professor konnte ich aushandeln, dass die Geschichte des Rock’n’Roll in Hanau ja gleichbedeutend ist mit der Geschichte der Jugendkultur in Hanau. Und dann hab ich erst mal ein ganzes Jahr recherchiert, Fragebögen erstellt und die Zeitzeugen damit gelöchert. Und von denen waren einige eben so krass, rein optisch schon Freaks, dass ich die nicht nur auf Papier bringen konnte. Ich wollte diese Leute leben lassen und so habe ich sie eben mit der Videokamera, die mir mal mein Vater geschenkt hat, gefilmt. Und dann, großer Zufall, lernte ich hier in der Kneipe, wo wir gerade sitzen, den Axel Czarnecki kennen. Axel ist Kameramann, Cutter und Inhaber von ‚Amigofilm Productions‘. Mit mir zusammen wollte er das Filmmaterial, das ja erst nur als visuelle Beigabe zu meiner Diplomarbeit gedacht war, noch mal professionell aufarbeiten und einen richtigen Film daraus machen. Nach meinem Studium war dann auch Zeit dazu, und so konnte ich noch mal nach alten Fotos und Filmaufnahmen recherchieren. Und aus diesem ganzen Material und meinen Videoaufnahmen ist dann der Film ‚Hanau A Go-Go‘ entstanden.“

Und der soll jetzt noch mal neu verfilmt werden ...

„Ja. Die erste Auflage von 500 VHS-Kassetten war innerhalb von zwei Monaten verkauft. Das war ein unerwarteter Erfolg und der machte natürlich die Medien auf mich aufmerksam. Ich hab dann im Radio bei der Sendung ‚Schwarz auf Weiß‘ bei HR 1 ein Interview gegeben und dabei ‚nebenbei‘ fallen lassen, dass ich den Film schon gerne ins Fernsehen hieven würde. Daraufhin hat sich dann Fred Steinbach, ein Frankfurter Filmproduzent, bei mir gemeldet. Er dachte zunächst, ich sei ein Profi. Aber als er den Film gesehen hatte, meinte er zwar ‚super Thema‘ und ‚super Drehbuch‘, aber an der Ästhetik und am Ton müsse man noch arbeiten. Er schlug vor, das Ganze mit seinen Leuten noch mal komplett neu zu drehen, ganz gezielt für den Verkauf ans Fernsehen. Da war ich natürlich erst mal geflasht, aber dann kam meine Punkrock-Prägung durch, also dass ich das doch lieber aus eigener Kraft schaffen will und selbst die Kontrolle über die Neuverfilmung behalten möchte. Steinbach agiert jetzt zwar immer noch als Co-Produzent im Hintergrund, aber ich arbeite im Drehalltag mit meinem eigenen Kameramann zusammen, nämlich wieder mit Axel Czarnecki. Und vor allem inhaltlich ist es uns beiden ganz wichtig, dass wir unsere eigenen Schwerpunkte setzen. Der neue Film wird mehr auf die Prägung der Army eingehen, mehr auf die anderen Subkulturen wie z. B. die Beatniks, die durch Isa Llagostera vertreten sein werden, einer Hardcore-Existenzialistin. Die MONKS, die ja wieder Konzerte spielen, haben wir für den neuen Film in Spanien interviewt, außerdem weitere Stars der Rock’n’Roll- und Beat-Zeit wie etwa Chris Andrews, Tony Sheridan und die COMETS, Bill Haleys Begleitband. Und so wie es aussieht, kommen wir wohl sogar an James Brown heran, so dass wir diesmal auch auf die Soul-Szene eingehen können. Und vor allem werden wir diesmal auch die Gegenseite um Oberkommissar Lutz Hohbein zu Wort kommen lassen, der die Szene ja regelrecht gehasst hat und somit die Rolle des klassischen Antagonisten einnimmt.“

So wie es aussieht, wird Filmedrehen also deine Profession. Als Indie-Filmemacher trägst du dabei aber auch ein hohes Risiko, vor allem auch finanziell.

„Absolut. Natürlich kostet die ganze Produktion und Postproduktion neben einem Haufen Zeit auch ein Schweinegeld, das du erst mal aus eigener Tasche vorstrecken musst. Dementsprechend befinden wir uns gerade auch verstärkt auf der Suche nach einer TV-Redaktion, um den Verkauf des Films langsam anzukurbeln. Außerdem haben wir noch einen Film über Helmut Wenske in Arbeit, der ja nicht nur Rock’n’Roller ist, sondern auch ein bekannter Künstler und Autor. In diesem Film zeigen wir Interviews mit der Band NEKTAR, Götz Alsmann und dem Schweizer Künstler H. R. Giger. Wir hoffen, dass wir diesen Film an einen Sender verkaufen können. Mein persönliches Ziel ist es, bis Ende 2005 meine eigene Filmausrüstung zu haben, um autark arbeiten zu können und auch mal Aufträge im Event- und Konzertfilmbereich anzunehmen, bei denen sich nebenher ein bisschen Geld verdienen lässt. Die ersten Anfragen habe ich schon, aber das läuft zumeist noch über die Kumpelschiene, die richtigen Connections fehlen mir da noch. Aber ich hoffe schon, dass ich irgendwann mal von der Filmerei leben kann.“