GUTS 'N' GLORY

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Whatever the fuck you wanna call it!

GUTS 'N' GLORY aus Hannover, vor ein paar Jahren aus der Asche von SOULS ON FIRE gegründet, haben nach dem vor zwei Jahren veröffentlichten Debütalbum "Destination Nowhere" eine brandneue Platte am Start, die auf den Namen "Here To Stay" hört und wieder feinsten, unpeinlichen Oi!/Streetpunk in englischer Sprache enthält. Den Label- sowie Besetzungswechsel nahm ich zum Anlass, Ex-Basser und jetzt Sänger Frank mal etwas auf den Zahn zu fühlen.



Worin unterscheidet sich die neue Platte deines Erachtens vom Debüt? Hat sich musikalisch oder textlich etwas geändert in Hinsicht auf Einflüsse, verarbeitete Themen? Wie zufrieden seid ihr noch mit "Destination Nowhere" und wie hat die Scheibe sich eigentlich verkauft? Die Kritiken waren, soweit ich mich erinnere, fast alle recht positiv.

Musikalisch gesehen haben wir uns natürlich schon weiterentwickelt, aber drastische Veränderungen hat es nicht gegeben. Wir sind wohl einen Zacken flotter geworden und ein Tick mehr Melodie ist eventuell auch drin, aber grundlegend ist das schon GNG geblieben. Mit dem Unterschied, dass "Here to Stay" eben nur noch ein ganzes Stück geiler geworden ist. Ich denke, der Hauptunterschied liegt wohl im Gesang und das kann ich nicht beurteilen. Die Kritiken zu "Destination Nowhere" waren wirklich zu 99 Prozent gut. Man selbst hat immer irgendwelchen Kleinscheiß, den man im Nachhinein ändern würde, aber für unser Debüt war das schon ganz ordentlich, es gab wenig Lückenfüller oder Songs, die nur auf Platte funktionieren. Von den Verkaufszahlen her war das wohl für eine deutsche Band mit englischen Texten auch recht ordentlich! Freut mich, dass eine gute, ehrliche Platte einer neuen Band anscheinend doch noch ihre Käufer findet. Ich finde, "Here To Stay" klingt etwas reifer, ich kann stilistisch aber trotz des neuen Gesangs keine grundlegenden Änderungen feststellen. Wer am Vorgänger seine Freude hatte, dürfte auch mit dem neuen Album bestens bedient sein.

Wie kommt's, dass du den Gesang übernommen hast?

Wir haben uns halt von unserem alten Sänger, getrennt. Wir reden auch noch miteinander, aber in Bezug auf die Band hat sich das eben in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Pedder hat übrigens mit NO TIME LEFT auch wieder eine neue Combo. Da ich bei den Texten und Gesangslinien sowieso schon immer meine Finger mit im Spiel hatte, lag es halt nahe, dass ich den Part übernehme. Allerdings war dann auch klar, dass ich den Bass an den Nagel hängen würde.

Eure Debüt-CD erschien bei Halb 7 Records, die neue Scheibe bringt Sunny Bastards raus. Wodurch kam der Kontakt mit Sunny Bastards zustande, warum habt ihr euch von Halb 7 getrennt und wie zufrieden seid ihr im Nachhinein mit der Labelarbeit der Dessauer?

Sunny Bastards hatten schon beim Debüt Interesse bekundet. Und zu den neuen Aufnahmen haben wir Christian dann halt wieder kontaktiert. Für die erste Scheibe war das schon alles in Ordnung. Allerdings machen SB schon um einiges mehr Werbung und das ist für eine Band natürlich auch wichtig. Halb 7 legen ihren Schwerpunkt ja mittlerweile voll auf Psychobilly. Auch wenn Wörmi, unser Gitarrist, mal einer war, ist das dann ja doch eine andere Baustelle.

Mit welchen Widrigkeiten und Anfeindungen werdet ihr im Alltag aufgrund euer Identifikation mit der Skinhead-Subkultur konfrontiert, was hat sich diesbezüglich gegenüber früher geändert und was bedeutet dieser "Way Of Life" für euch, dass ihr trotz allem an ihm festhaltet?

Es gibt ja keinen Grund, den eingeschlagenen Weg zu ändern. Mit 18 bis 20 Jahren den Punkrocker raushängen zu lassen, ist ziemlich einfach. Bei vielen ist es doch aber so, dass dann Mitte/Ende 20 spätestens Schluss ist. Und dann wird die Rebellion von gestern nur noch mit "Jugend" entschuldigt. In der Sturm-und-Drang-Zeit denkt sich doch jeder: "Niemals so werden wie meine Eltern", "Bloß nicht spießig werden" und dann verpufft das irgendwann. Was ist denn spießig? Ich bin verheiratet, hab eine aufgeräumte Wohnung, eine saugeile Sofaecke und fahre drei Wochen im Jahr in Urlaub! Für viele ist das absolut spießig. Natürlich ist die Sturm-und-Drang-Zeit vorbei und ich drehe auch nicht mehr jedes Wochenende am Rad, aber ich finde es auf jeden Fall nicht verkehrt, sich etwas von dem Spirit zu bewahren, den man zu der Zeit hatte - minus Naivität! Heutzutage hält sich das alles in Grenzen, mittlerweile haben ja die meisten Leute mitgekriegt, dass Skinhead nicht gleich Nazi ist. Ich bin der Einzige in der Band, der sich nicht unbedingt als Skinhead sieht, aber mein "Punkrock Way Of Life" bedeutet für mich nach wie vor, mich abzugrenzen von all den "Meiers von nebenan" und nicht jede Scheiße zu fressen, die einem vorgegaukelt wird! Und solange ich es verhindern kann abzustumpfen, wird sich daran eben auch nichts ändern.

Was entgegnet ihr Leuten, die der Meinung sind, als Skins könne man gar keinen richtigen Punkrock spielen, da dazu auch die Punk-Attitüde gehöre, die sich nunmal vom "Skinhead Way Of Life" unterscheide?

Dann sollen es die Leute halt anders nennen! Ist in unserem Fall ja nun echt scheißegal. Mit Oi! oder Streetpunk können wir ja genau so gut leben. Ich denke, durch unsere unterschiedlichen Einflüsse sollte schon klar sein, dass wir auf szenespezifische Regeln, egal von welcher Seite, nicht sonderlich viel geben. Im Gegenteil, es macht mir meistens sogar großen Spaß, eine stereotype Gedankenwand einzutreten!

Wie sieht es aus mit Konzerten? Spielt ihr euch buchstäblich den Arsch ab, seid ihr eher konzertfaul und geht arbeits- und familienbedingt nicht allzu viel?

Na ja, die "hardest working band" werden wir sicherlich nicht mehr werden, aber wir haben schon immer Bock zu spielen. Dadurch, dass wir wie gesagt zum Teil ja noch in anderen Bands zocken, ist das mit den Terminen schon ab und zu recht schwierig. Aber so was wie eine Vier-Wochen-Tour wäre bei uns auch gar nicht mehr machbar. Ich habe letztens irgendwo bei der Konkurrenz gelesen: "... wenn man 'ne Band öfter sieht als seine Mutter, ist irgendwas nicht in Ordnung" - da ist schon was dran. Von daher finde ich das schon in Ordnung, nicht zu präsent zu sein. Auch die geilste Band wird halt irgendwann mal langweilig.

Verrate mir abschließend doch mal die ewige Top-5 deiner Lieblingsbands? Welche Newcomer kannst du den Ox-Lesern ans Herz legen?

Der Newcomer für Ox-Leser wäre wohl THE GASLIGHT ANTHEM, die haben zumindest mich auf der letzten Tour völlig vom Hocker gehauen. Und die Lieblingsbands: KISS, BONECRUSHER, A.O.D., NEGATIVE APPROACH, U.S. BOMBS - ganz spontan! Wahrscheinlich frage ich mich morgen, warum ich Band XY nicht genannt habe ...

Gunnar Stelling