GOLDUST

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Keine Experimente

GOLDUST 2010. „Destroyer | Borderlines“. Ein seltsamer Albumtitel. Eine Band aus Münster zwischen Anspannung, Hardcore, Alltag und vielen Fuck You’s. Grund genug, sich erneut mit Lars (Gesang), Chris (Gitarre) und Robert (Gitarre) zu unterhalten.

Ich hatte beim Lesen der Lyrics der neuen Platte den Eindruck, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt. Ist das zu weit gegriffen?

Lars: Der zweite Titel der Platte kommt nicht von mir. Es war so, dass irgendwann der Punkt kam: wir haben mittlerweile zehn oder elf Songs fertig, es steuert langsam auf ein Album zu, ich habe nebenbei immer an Texten geschrieben, ich habe daran über zehn Monate gesessen. Ich hatte dann die Idee, das Ganze „Destroyer“ zu nennen, eben weil es eine Zerstörung ist, die ich thematisiere. Und Christoph Gerhard, der kam im Auto auf die Idee, den Albumtitel noch Zerrissener zu machen. Es schwebte uns was mit „Grenze“ vor und so haben wir die Idee in einem Gespräch weiter entwickelt. Dann haben wir eben gesagt, nennen wir das Ganze „Borderliner“, haben uns aber gedacht, das ist zu sehr auf Personen bezogen, und so kam es zu „Borderlines“. Das Album ist über einen ziemlich langen Zeitraum entstanden, die Lyrics hatte ich teilweise schon fertig, bevor es überhaupt Songs gab, oder sie wurden dann umgeschrieben, so wie es in einem organischen Prozess entsteht. Ich habe dann das Vorwort und die Lyrics an Daniel Ehrlich von EVEN WORSE geschickt, der schon vorher für uns Sachen gemacht hat. Das Ganze hat damit geendet, dass er das Artwork der Platte dann als Semesterabschlussarbeit benutzt und da auch mit seinem Dozenten zusammen gearbeitet hat, der ihn in bestimmten Punkten beraten hat. Wenn du sagst, dass Ganze hat ein Konzept ...

Ja, es wirkt auf mich eben sehr rund ...

Lars: Ja, schon. Aber wenn ich sage, es ist ein Konzept dahinter, dann klingt das irgendwie danach, als sei es mein Opus. Aber das ist es nicht, es ist einfach nur zusammengewebt aus unseren Emotionen, aus unseren musikalischen Vorlieben und dem Artwork und so weiter.

Chris: Es ist halt in sich stimmig, alles greift ineinander. Alles zusammen macht halt Sinn. Ich finde nicht, dass man das Konzeptalbum nennen muss, weil es nicht konzipiert ist. Oft ist es ja so, dass bei Veröffentlichungen gerade noch so Lyrics und Musik zusammen passen. Dann kommt irgendein Albumtitel, der noch gut klingt und dann noch ein Photoshop-Artwork und dann ist die Platte irgendwie fertig. Da muss ja nichts Schlechtes bei rauskommen, aber wir, also auch Daniel, haben uns da schon sehr viel Gedanken drum gemacht, wie das alles sein soll.

Ich glaube, dass du jemand bist, Lars, der gerne mal im Rampenlicht steht und es auch ein bisschen genießt. Ist das richtig?

Lars: Das ist absolut falsch. Jemand hat zu mir gesagt, dass er den Eindruck hätte, dass ich mich selber verletzen würde auf der Bühne. Ich würde am liebsten irgendwelche Texte oder Romane schreiben, wenn ich nicht so beschissen darin wäre. Ich brauche es irgendwie als Katharsis. Aber es ist für mich kein Geschenk und etwas, was ich genieße, mein Seelenheil oben aufs Spiel zu setzen. Und deswegen frage ich mich manchmal, ob jemand das begreifen kann, wenn er vor der Bühne steht, was mit mir passiert. Denn ich finde GOLDUST-Shows nicht angenehm.

Chris: Also 90% der Bands, die ich so gesehen habe, die genießen das mehr als wir, im Rampenlicht zu stehen. Ich nehme das Lars auf jeden Fall ab, wenn er sagt, dass er es nicht genießt. Ich finde es auch immer ganz schrecklich, irgendwo zu spielen und man muss die Partyband sein, die die Leute animieren soll. Das ist nicht mein Antrieb, Gitarre zu spielen.

Lars: Es gibt sicherlich Dinge in mir, Anspannungen, die sich lösen müssen. Ich habe mich in der Vergangenheit sehr viel damit beschäftigt und ich weiß, welche Mittel und Wege es gibt, Spannungen zu lösen oder mit Situationen klar zu kommen. Das fängt vielleicht bei therapeutischer Knete in der Hand an und endet beim Niederschreiben oder Rausschreien von Dingen. Letzteres ist definitiv der Weg, der mich eigentlich so fokussiert bleiben lässt, um im Alltag zu funktionieren.

Auf eurer Website steht, dass ihr relativ kostengünstig als Band zu haben seid. Kann man das so sagen?

Chris: Das Schnäppchen der deutschen Hardcore-Szene ...

Robert: Ich glaube schon, dass wir relativ günstig daherkommen. Wir rumpeln aber auch mit einem Pkw zu jeder Show, von daher.

Na ja, aber gleichzeitig buttert ihr Unmengen an Kohle in die Band rein.

Lars: Es ist natürlich schon so, dass da eigenes Geld bei draufgeht. So ein Wagen hat Verschleiß, Felle und Saiten gehen kaputt. Ich muss Halsschmerztabletten kaufen. Die Band finanziert sich nicht als Hobby, sondern wir stecken immer noch für unser Hobby Geld hinein. Das ist aber auch richtig so. Wir können und wollen auch nicht 300 Euro verlangen, da wir keine eigene Backline mitbringen können. Wir sind halt drauf angewiesen, dass es vor Ort Essen und Pennplätze gibt und eine Backline. Das sind unsere Rahmenbedingungen und wir haben bestimmte Fixkosten, die wir vorher berechnen können. Das ist aber auch absolut so in Ordnung, das entspricht auch meiner Vorstellung und Ethik, wie ich eine Band führen will.