Unter dem Etikett Garagenrock wird heutzutage leider allzu häufig Psychedelic-Pop-Gegniedel unters Volk gebracht. Überall hört man Reverb, gerne in Kombination mit Delay auf dem Gesang. Ich bekomme zum Dosenbier allerdings lieber was tüchtig Verzerrtes serviert, garniert mit ein paar griffig geschmetterten Slogans – eben das, was man in den Neunzigern unter Garage- oder LoFi-Punk respektive Budgetrock verstanden hat. Mit GINO & THE GOONS aus Florida gibt’s nun mal wieder eine Band, die diese Disziplin genau nach meinem Gusto beherrscht – wahrscheinlich weil der olle Gino die Neunziger noch selbst miterlebt hat. Aus einem Schwung Singles und zwei LPs („Play Loud“ und „Shake It!“) ragt für mich der großartige Song „Got the skinny“ heraus. Die neue Single „Don’t push your luck“ ist aber auch töfte. Am besten ist sowieso live – und dergestalt kann man GINO & THE GOONS hierzulande glücklicherweise im Oktober erleben.
Gino, wer bist du?
Gino Bambino, ich bin 19, lebe nördlich von St. Petersburg in Florida und fahre einen 74er Chevy Nova.
Grandioser Gag! Das mit dem Chevy glaube ich dir – weil ich’s glauben will! Aber wie alt bist du wirklich? Oder ist das ein heikles Thema?
Ich werde 41 an dem Abend, wenn wir beim Funtastic Dracula Festival in Spanien spielen, am 10. Oktober. Mein Alter kümmert mich nicht. Ich finde 19 nur lustiger ...
Wann und wie kam die Band zusammen? Und wer sind die GOONS?
Die Songs entstanden 2007 in Charlotte, North Carolina. Mit Konzerten ging’s 2008 in Baltimore, Maryland los. Als ich nach Charlotte zog, hatte ich keine Band, da hab ich erst mal alleine Songs geschrieben. Die GOONS sind und bleiben Hugh T. Williams an den Drums und T-Bone Jones am Bass.
Wo probt ihr – und macht das Spaß oder ist Proben eine lästige Pflicht?
Wir proben meistens am Donnerstag, in Hughs Wohnzimmer im Süden von St. Pete. Und ja, natürlich macht das Spaß! Deshalb machen wir ja Musik.
Wie sieht’s denn mit Konzerten aus? Spielt ihr viel, und was sind das für Gigs?
Keine Ahnung, wie viele Konzerte wir schon hatten – ich zähl das nicht. Unser erster Auftritt war in einer Pizzeria in Baltimore, Maryland am 28. Oktober 2008. Wir haben schon bei Hauspartys, in Garagen, Kellern, Bars, Clubs, in Plattenläden, auf der Straße, auf Parkplätzen und in Hinterhöfen gespielt. Manchmal gibt’s Kohle, manchmal nicht. Manchmal zahlen wir drauf, manchmal bleibt ein bisschen Wechselgeld übrig.
Wart ihr schon außerhalb der USA auf Tour?
Ich ja, aber nicht mit den GOONS. In den späten Neunzigern und frühen Nullern war ich eine Zeit lang als Roadie unterwegs. ’99 war ich mit den QUEERS in Europa. Ihr Schlagzeuger, der wegen seiner Krankheit nicht mit auf Tour konnte, starb in dieser Zeit. Die Hälfte der sechswöchigen Tour war gerade rum, als Joe Queer deshalb zurück in die Staaten flog. Ich war damals Drummer bei JOHN COUGAR CONCENTRATION CAMP, die als Backing-Band für Joe mit auf Tour waren. Als Joe überstürzt abreisen musste, haben wir noch drei Konzerte ohne ihn gespielt. Mit mir am Mikro – verrückt, was?! Die Clubs hatten Poster rausgehängt, auf denen stand: „Die QUEERS spielen heute Abend ohne Joe.“
Stehst du auch auf Pop-Punk? Und hast du noch Kontakt zu Joe Queer?
Es ist fünf Jahre her, dass ich ihn zuletzt gesehen habe. Er ist ein fantastischer Songwriter und ein klasse Typ. Pop-Punk war nie so richtig mein Ding, aber ich mag die QUEERS und ein paar andere Bands. Bis ich mit den QUEERS unterwegs war, hatte ich allerdings nicht eine Platte von ihnen.
Gibt’s bald was Neues von euch?
Eine Single auf Slovenly, in Japan erscheint eine CD-Version von „Shake It!“ mit Extrasongs. Und auf Red Lounge erscheint eine 10“ mit Klappcover – mit zwei Originalen und drei Coversongs.
Stevarino Nimrod
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #122 Oktober/November 2015 und