True story: Manche kennen GEDRÄNGEL nur von den wunderhübschen Stickern mit den Wellensittichen, die auf manchem Club- oder AZ-Klo kleben. Dabei haben diese Menschen eine wahnsinnige Live-Band mit einem unfassbar abwechslungsreichen Output an schnellem Punkrock verpasst. Als I-Tüpfelchen gibt es noch clevere Texte mit intelligenten Wortspielchen. Und auch wenn GEDRÄNGEL insbesondere im Kölner Raum immer mal wieder auf diversen Konzertplakaten aufploppen, ist es in letzter Zeit recht still geworden um Simee (gt, voc), Konsti (bs, voc.) und Christoph (dr, voc). Jetzt sind GEDRÄNGEL mit der EP „Parabelflug nach Málaga“ zurück.
Was war das für eine Bandpause?
Simee: Zwischen dem Album „Die Nacht, in der die Pizza kam“ und der neuen EP gab es ja noch einmal ein Zucken in Form des Split-Tapes mit DAVE & MIGHTY. Das ist vielleicht auch ein bisschen untergegangen in der einen oder anderen Wahrnehmung.
Konsti: Und es gab noch den Beitrag „Autoritäten“ auf dem „Laut Paragraph“-Sampler. Das war ein Soli-Sampler gegen Repression.
Gab’s dazu nicht auch dieses Polizei-Video?
Simee: Nee, das war zu dem EXTRABREIT-Cover „Polizisten“. Das haben wir mit viel Aufwand am kalifornischen Strand gedreht.
Auch für euer neues Video zu „Einatmen/Ausarten“ habt ihr weder Kosten noch Mühen gescheut: Ihr habt nicht gefilmt, sondern für ein Stop-Motion-Video einzelne Bilder zusammengeschnitten. Ist das nicht eine Mordsarbeit? Und wie kommen Punkrocker, die sich in einem Song mal selbst als faul bezeichnet haben, auf so eine Idee?
Konsti: Die Idee hatte eigentlich mein Bruder Alex, der das auch umgesetzt hat. Danke dafür an dieser Stelle! Der macht sowieso alles Grafische für uns und wollte sich mal daran ausprobieren.
Christoph: Das ist eigentlich auch kein Video. Es sind eigentlich knapp 3.000 Bandfotos.
Konsti: Dann haben wir das mit den Bandfotos auch für alle Zeiten abgehakt.
Christoph: Also daran ist irgendwie auch neu, dass wir eigentlich sehr, sehr ungern unsere Fressen in die Kamera halten. Deswegen ist das jetzt auch eine ungewohnte Situation für uns. Aber irgendwie dachten wir da, wir müssen eigentlich gar nichts groß machen. Wir stehen einfach rum, lassen Fotos von uns machen und dann ist es auch okay. Aber wir wollten jetzt ungern so ein Video machen, wo wir mit der Gitarre im Proberaum rumhüpfen und so tun, als würden wir spielen.
Simee: Das sollte auch ein Statement sein: Wir sind keine Poser.
Christoph: Es war das erste warme Wochenende des Jahres und das haben wir an beiden Tagen in zugigen U-Bahn Schächten verbracht.
Deswegen konntet ihr auch Ingo von den DONOTS von seiner geliebten Spielkonsole weg und an die U-Bahn-Haltestelle locken? Der hat ja einen Gastauftritt im Song und im Video. Wie kam es dazu?
Simee: Bielefeld, wo zwei Drittel von GEDRÄNGEL herkommen, und der DONOTS-Heimatort Ibbenbüren liegen ja nicht weit auseinander. So war Ingo uns eigentlich nie sonderlich fern und seit er in Köln ist, hat sich das noch intensiviert. Man trifft sich auf Konzerten, man hat gemeinsame Freunde, man war mal auf gemeinsamen Geburtstagen. Und dann hat er davon erzählt, dass die DONOTS in ihrem Proberaum auch aufnehmen.
Konsti: Was du wahrscheinlich in jedem Interview über oder mit den DONOTS lesen kannst, ist eben kein Klischee, dass der einfach saunett ist! Dann haben wir uns gesagt: Hey, wenn die alle so sind, dann sind die da mit diesem Studio bestimmt eine gute Anlaufstelle, wo man auch ein bisschen Spaß haben kann. Und den hatten wir in den Heavy Kranich-Studios und so kam eines zum anderen.
„Einatmen/Ausarten“ oder eure Recycling-Künste von Nineties-Punk-Lyrics – einer eurer Signature Moves sind sehr kreative und gelungene Wortspiele. Wo kommen die her?
Simee: Danke für die Blumen, das ist wohl meiner Wortspielaffinität zu verschulden.
Heinz Erhardt, Mike Krüger, Fat Mike ... habt ihr da bestimmte Vorbilder?
Konsti: Punk braucht keine Vorbilder.
In „Discokugel“ hommagiert – sagt man das so? – ihr aber den Klassiker „Where is my mind?“ von den PIXIES. Was war zuerst da? Die PIXIES-Referenz oder der Rest des Songs?
Konsti: Das ist eine wahre Geschichte, dieser Discokugel-Moment, der in dem Song besungen wird. Den hatte ich als Teenie in Bielefeld im Falkendom, wo ich damals schon sehr viel mit Simee abgehangen habe. Dann läuft die Discokugel und wenn du dann als Sechzehnjähriger mit drei Paderborner-Dosen intus irgendwie in der Ecke stehst, dann denkst du einfach nur so, okay, wie geil ist alles oder irgendwas passiert gerade im Leben.
Was hat es mit dem Wellensittich-Sticker auf sich?
Konsti: Die langweilige Wahrheit hinter den Sittichen ist, dass ich dieses Motiv von einer Postkarte aus Kindertagen einfach cool fand und vor vielen Jahren als Vorschlag angeschleppt habe. Ich musste die anderen noch hart dazu überreden. Heute kennen vermutlich mehr Leute den Sticker als unsere Musik.
Wie geht’s mit GEDRÄNGEL weiter?
Simee: Am liebsten mehr spielen, das wäre schön.
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