Vor vielen Jahren sah ich die Kölner Metalband GALACTIC SUPERLORDS live im Berliner Cassiopeia und war von dem Quintett sehr angetan. Die Band schrieb mir seinerzeit, man sehe sich bald in der Jägerklause, beim nächsten Gig in Berlin. Doch diese schöne Location gab es alsbald leider nicht mehr. Und dann kam das Virus. Zeit für ein Gespräch mit Sängerin Katharina über Ursprung und Fortgang der Band.
Katharina, wie kam es zur Bandgründung und was war die Initialzündung?
Wir kennen uns untereinander schon lange und haben auch vor den GALACTIC SUPERLORDS schon miteinander Musik gemacht – allerdings in unterschiedlichen Konstellationen und Bands. Im Sommer 2014 kam es dann, wie es kommen musste, und wir standen das erste Mal gemeinsam im Proberaum. Das intergalaktische Signal, an der Speerspitze der New Wave of Kölsch Heavy Metal zu reiten, hatte uns vereint.
Schnell wurdet ihr durch die doppelstimmigen Gitarren mit Heroen wie THIN LIZZY und IRON MAIDEN assoziiert. Nervt dieser Vergleich?
Nein, natürlich nicht. Im Gegenteil: Wir freuen uns darüber, weil wir diese Musik lieben und alles, was wir daran mögen, immer ein wichtiger Einfluss für uns war. IRON MAIDEN und THIN LIZZY sind unter den Bandmitgliedern zudem der kleinste gemeinsame Nenner. Jeder von uns hat einen etwas anderen Musikgeschmack, in puncto Hardrock und Heavy Metal der alten Schule schlagen unsere Herzen aber im gleichen Takt.
Beim Coverartwork eurer aktuellen LP „Freight Train“ werde ich abermals an den futuristischen Stil alter Maiden-Scheiben erinnert ...
Schön, das freut uns! Natürlich spielen unsere NWoBHM-Heroen auch hier wieder eine Rolle, siehe das Artwork von „Somewhere In Time“ von IRON MAIDEN. Das übrigens ist dem damaligen Zeitgeist entsprechend stark von dem Film „Blade Runner“ inspiriert, der wiederum sehr viel von „Metropolis“ übernommen hat. Damit schließt sich ein wenig der Kreis. Aber wir übernehmen natürlich nicht gedankenlos irgendwelche Konzepte. Vor dem Artwork unseres Albums war schließlich die Musik da. Und die dreht sich zum Beispiel bei „Freight train“ inhaltlich um den Preis des technischen Fortschritts. Der Rhythmus erinnert dabei an einen Zug, der anfährt und dann nicht mehr zu stoppen ist. Der Text ist eine Dystopie, die Maschine vereinnahmt den Menschen zunehmend, raubt ihm die Luft zum Atmen und nimmt seinen Platz ein. Im Lied ist es ein Zug, in der Gegenwart sind es zum Beispiel Smartphones und die Schattenseiten der Digitalisierung. Somit war für uns auch ein optischer Bezug zu düsterer Science Fiction naheliegend.
Interessant finde ich, dass die bisherigen Rezensenten von den acht Songs auf der Platte unterschiedliche Lieder prominent hervorhoben. Macht euch diese Vielfalt aus?
Wir finden das super, weil das zeigt, dass nicht nur zwei Songs gut ankommen, sondern das ganze Album. Wie schon erwähnt, haben wir alle fünf eigene musikalische Vorlieben, so dass auch Blues, manchmal auch eine Note Country, Soul oder Experimentelles in das Songwriting einfließen. Dass wir so eine Bandbreite haben, macht uns ein bisschen stolz. Wir machen eben Musik, wie uns die Nase gewachsen ist – wobei am Ende alles immer nach GALACTIC SUPERLORDS klingt. Aus der Nummer kommen wir nicht mehr raus, haha.
Mein Lieblingssong ist ja „Piece of me“, den ihr auch als schnieke farbige Single veröffentlicht habt. 7“s sind im Metal nicht gerade der Standard, oder?
Wir haben nicht mehr viele, aber es gibt noch welche. Also greift schnell zu, es sind nur eine Handvoll übrig. Früher, also bis in die Achtziger, waren Singles im Metal ja gar nicht so unüblich. Aber ohne jetzt ins Schwafeln zu geraten, was man machen kann und was nicht: Den Standard abzuliefern und uns damit irgendwo brav einzureihen, ist nie unser Ziel gewesen. Wir stehen eben auf die kleinen bunten Plastikscheiben.Und wir stehen wir auf knackige Songs, die direkt einschlagen und einen mitreißen. Mehr Qualität statt Quantität, dafür stehen wir mit unserem Namen! Don’t bore us, get to the chorus ... oder so.
Ihr seid live ein gut eingespieltes Team. Wie funktioniert bei euch das Songwriting?
Das ist bei uns ein Gemeinschaftsprozess von Anfang bis Ende. Wir haben daher in dem Sinne auch keinen klassischen Songwriter in der Band, der diktiert, was die anderen zu spielen und zu singen haben. Meistens bringt jemand einen Fetzen mit, um den dann ein Lied gestrickt wird – das kann zum Beispiel ein Riff, eine Gesangsmelodie oder ein Basslauf sein. Die Kreativität von fünf Köpfen einzufangen, ohne am Ende eine Million unfertiger Ideen zu haben, ist dabei manchmal gar nicht so leicht. Songs, die wir für fertig halten, entwickeln sich nach dem Schreiben durch das Live-Spielen weiter. Bis ein Stück die Studioreife erlangt, ist es also ein weiter Weg. Textlich lieben wir es, Geschichten zu erzählen, die bei uns Kopfkino auslösen: Sei es die erwähnte Story von „Freight train“, eine Weltraum-Odyssee wie in „Titans and gods“ oder eine Erzählung aus dem bunten Leben eines wütenden goldenen Ritters wie bei „Wrath“.
Wie sehr seid ihr Punk und DIY? Wie unabhängig seid ihr also und was gebt ihr gerne ab?
Unser vollständiger Bandname lautet: GALACTIC DIY SUPERLORDS. Du siehst, DIY ist unser zweiter Vorname. Wir haben nix unterschrieben und versuchen, so viel wie möglich selbst zu machen, um unsere Freiheit und unsere Kreativität lebendig zu erhalten. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir keinen festen Plattenvertrag haben und, auch wenn es verlockend war, einige Angebote ausgeschlagen haben. Unsere ersten EPs haben wir sogar komplett selbst produziert und jedes Cover eigenhändig bemalt und im Garten mit Farbe bespritzt. Die Ehefrau des Schlagzeugers hat dafür extra einen Linoleum-Stempel mit unserem Logo geschnitzt. Darüber hinaus haben wir lange unsere eigenen T-Shirts gedruckt und machen auch heute noch unsere Buttons selbst. Booking, Promo, Albumgestaltung und noch vieles mehr, das bleibt alles an uns hängen und wir lieben es! Was den Punkfaktor angeht muss man sagen, dass sich in Köln viele Szenen überschneiden und wir der Infrastruktur der Punk-Szene mit ihren aufgeschlossenen Veranstaltern, Clubs und Peoples viel zu verdanken haben.
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