FUNERAL PORTRAIT

Foto© by Aaron Marsh

Mehr als ein Emo-Revival

UNDERØATH feiern gerade zwanzig Jahre „They’re Only Chasing Safety“, MY CHEMICAL ­ROMANCE haben wieder Shows gespielt und überhaupt scheinen viele Bands von damals wieder unterwegs zu sein. Doch gibt es auch neue Acts in dem Genre? Diese Frage beantwortet Lee von THE FUNERAL PORTRAIT, denn deren Album „Greetings From Suffocate City“ weckt sofort Erinnerungen. Die Band aus Atlanta schwelgt in Nostalgie und ist sich nicht zu schade, ihren Vorbildern offen zu huldigen.

Wenn ich mir „Greetings From Suffocate City“ anhöre, erkenne ich viele Einflüsse einer Szene aus den frühen 2000ern – AFI, MY CHEMICAL ROMANCE und andere kommen mir in den Sinn. Wie hat diese Szene THE FUNERAL PORTRAIT geprägt?

Wir sind alle in dieser Band im Herzen Szenekids, auf die eine oder andere Weise. Damals die Warped Tour besucht zu haben, hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die Psyche jedes Einzelnen. Wir versuchen vor allem, die dramatische und überdrehte Energie der Bands aus dieser Zeit auf unsere Live-Shows zu übertragen.

Während die meisten Bands von damals nicht mehr aktiv sind, gibt es auch viele, die in den letzten Jahren mit Tourneen und neuer Musik zurückgekommen sind. Erleben wir ein Revival des Emo der frühen 2000er?
In vielerlei Hinsicht ja! Kids, die mit dem Genre aufgewachsen sind, sind jetzt alt genug, um ihre eigenen Bands zu gründen, und ältere Leute, die damals in der Szene aktiv waren, zeigen ihren Kindern die Musik, mit der sie aufgewachsen sind. Wir sehen immer wieder junge Leute bei den Shows, die die nächste Welle weiterführen. Wir versuchen, deutlich mehr zu sein als nur eine 2000er-Revival-Band, aber wir schwenken immer noch stolz die Flagge unserer Einflüsse.

Was hat dich damals an dieser Szene angezogen? Was hat sie besonders gemacht? Was glaubt ihr, was die Kids heute anspricht? Hat sich das verändert?
Die Leidenschaft und Energie sind es, die viele von uns anziehen. Dieses Musikgenre ist genau das, was auf der Verpackung steht: pure Emotion. Einen Raum zu finden, an dem Leute wie wir unsere Emotionen vollständig und ungefiltert ausdrücken können, gibt einem ein starkes Gefühl von Freiheit. Ich glaube, alle jungen Leute sind auf der Suche nach so was, also ändert sich das eigentlich nie. Vor Emo war es Grunge, und als Nächstes wird wieder etwas anderes Neues und Aufregendes kommen, aber die Sehnsucht der Jugend nach einer Zuflucht ist ziemlich unveränderlich.

Ich erinnere mich daran, dass die Kids in der Szene eine Menge Scheiße ertragen mussten, nur weil sie Emo waren – ist das immer noch so? Ist Emo immer noch ein Genre für die Außenseiter?
So wie es war, so ist es! Emo ist im letzten Jahrzehnt mehr zum Mainstream geworden, aber es kratzt immer noch nicht an vielen anderen populären Genres. Es ist ein Teil der Kultur, der immer für die Ausgestoßenen und die „Anderen“ existieren wird.

Ihr habt ein paar Features auf eurem Album, wie Spencer von ICE NINE KILLS, Danny von ASKING ALEXANDRIA oder Bert von THE USED – wie fühlt es sich an, wenn Leute von Bands, mit denen ihr aufgewachsen seid, jetzt eure Songs singen?
Es ist schon surreal. Die Mixe mit diesen Stimmen zu erhalten, war immer wieder überwältigend. Das sind Bands, die wir alle schon live gesehen und davon geträumt haben, auf derselben Bühne zu spielen, oder deren Platten wir gehört und gehofft haben, so wie sie zu sein. Von ihnen diese Art Gütesiegel zu bekommen, hat unseren Weg in vielerlei Hinsicht bestätigt.

Was würdest du sagen, ist das einflussreichste Album für dich und deine Band?
„Three Cheers For Sweet Revenge“ von MY CHEMICAL ROMANCE, ganz klar.