2008 veröffentlicht Ruben Roman, einst bei FU MANCHU und NEBULA, ein herausragendes Space- meets Stoner-Rock-Album, dessen Besetzung die Bezeichnung „Supergroup“ nicht übertrieben wirken ließ: Grunge-Godfather Jack Endino spielte Gitarre, ebenso Lorenzo Woodrose, und auch Scott Reeder (KYUSS) war dabei. Fünf Jahre später sah die Sache anders aus, „Full On“ (2013) ist allein Rubens Projekt, geblieben ist die musikalische Ausrichtung auf druckvollen Psychedelic Rock der Extraklasse.
Ruben, „Taking drugs to make music to take drugs to“ haben SPACEMEN 3 mal gesagt. Kannst du dich damit identifizieren?
Ja, sicher, besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Für mein Gefühl hat Jason „Spaceman“ Pierce diesem Satz aber später noch einen weiteren, genauso wichtigen hinzugefügt: „Ladies and Gentlemen, we are floating in space“. Für mich müsste er vollständig so lauten: „Taking drugs to make music to take drugs to float in space.“
Es war ein langer Weg vom ersten FREEKS-Album mit dem „Supergroup“-Line-up bis zur neuen Platte. Wer spielt heute mit?
[Ich bin froh, so viele talentierte Leute getroffen und dabei gute Freunde gefunden zu haben. Bei der ersten Platte war die Band eher wie ein Projekt, das so auf Dauer bei der räumlichen Distanz zwischen den Musikern nicht funktionieren konnte. Also habe ich mich mehr auf mein Umfeld konzentriert, denn ich dachte, da finden sich auch extrem talentierte Leute: Tom Davies war der Bassist von NEBULA, Hari Hassin war als Schlagzeuger bei der Bostoner Band ROADSAW, die sind viel mit NEBULA getourt. Jonathan Hall war Leadsänger bei BACKBITER, die haben eine Menge Shows mit FU MANCHU gespielt, als die noch superjung waren, und Esteban Chavez war der Keyboarder von SMOKIN’ SUNSHINE, die sich mit NEBULA den Proberaum geteilt haben.
Was hast du die letzten fünf Jahre gemacht?
Nach der ersten FREEKS-Platte gab es einige Live-Shows und wir waren sogar zweimal auf Europatour. Die erste Tour 2008 war großartig und hat viel Spaß gemacht, aber die zweite, ein Jahr später, war schlecht geplant und es wurde nicht die Spur Werbung dafür gemacht. Wir hatten eine bekloppte Tourmanagerin, die Rock’n’Roll nicht ausstehen konnte. Als wir nach dieser furchtbaren Tour zurück in den Staaten waren, fiel ich in eine Art Winterschlaf, brütete vor mich hin. Ich verfasste Texte zu Musik, die niemand zu hören bekam, einfach weil keiner in der Nähe war. Als ich genug Melodien beisammen hatte, habe ich Tom, Hari, Jonathan und Esteban kontaktiert, um herauszufinden, ob es für uns einen gemeinsamen Frühling geben könnte. Ich bin immer noch dankbar, dass sie ja gesagt haben!
Von FU MANCHU über NEBULA zu THE FREEKS – welche Verbindung gibt es, was ist unverkennbar Ruben Romano?
Der Spaß! Von Anfang an wollte ich immer Spaß haben, den Spaß total abzugehen und high zu sein. Ich ziehe es grundsätzlich vor, mich zu amüsieren, egal, wer gerade bei mir ist. Ich kann Langeweile nicht ausstehen. Einige Leute fahren da vielleicht drauf ab, ich definitiv nicht. Ich will Bewegung und andere Leute dazu bringen, auch ein bisschen in Bewegung zu kommen. Sie sollen schwitzen, dann müssen sie sich ausziehen. Ich will die Jungs vom Hocker reißen und die Mädchen sollen anfangen zu tanzen. Das ist es, was ich eben meinte mit „floating in space“. Die musikalische Vision von THE FREEKS, das ist exzellente Schlagzeug-Action, groovy Basslines und eine fuzzy Gitarre, die alle Leute rebellisch macht! Und als Krönung Estebans Sounds mit Moog und Synthie!
Vor Jahren war Stoner-Rock mal das ganz große Ding, aber dann geriet diese einst blühende Szene, in der FU MANCHU und NEBULA eine große Rolle spielten, fast völlig in Vergessenheit. Mit THE FREEKS, das ist mein Eindruck, geht ihr nun weiter zurück in der Musikgeschichte. In welcher Tradition siehst du deine Band?
Ich greife auf Elemente aus allen Epochen zurück, von den Vierzigern an bis jetzt. Ich versuche, alle Scheuklappen abzulegen. Die Schlagzeuger der Vierziger waren die besten aller Zeiten, zum Beispiel Gene Krupa, der uns eigentlich noch weiter bis in die Mitte der Dreißiger zurückführt. In den Fünfzigen gab es so verrückte Typen wie Little Richard und Jerry Lee Lewis. In den Sechzigern war da zuerst die British Invasion, gefolgt von den psychedelischen Sachen von der Westküste. In den Siebzigern wurde das Ganze schon härter, bis ein paar Punks die Achtziger einläuteten. Und weißt du, was das Lustige daran ist? Bei jeder Musikepoche, zu der ich einen Draht habe ... nun ja, die waren alle stoned! Ich fühle eine tiefe Verbundenheit mit denen allen.
Ich glaube bei euch auch einen klassischen Punk-Einfluss erkennen zu können, der zurückgeht auf MC5 und THE STOOGES.
Aber klar! In dem Moment, als ich die beiden Bands das erste Mal gehört habe, habe ich angefangen zu schreien: Wer ist zum Teufel ist das!? Ich wusste sofort, das ist genau das, wonach ich gesucht habe! Ich bin meinem Freund Gregg Macaughey, das war der ursprüngliche Bassist von FU MANCHU, der der Band auch den Namen gab, immer noch dankbar dafür, dass er mich auf diese zwei so extrem einflussreichen Bands brachte. Sie haben definitiv mein Leben verändert! Er war es auch, der mich auf MONSTER MAGNET brachte. Danke, Gregg.
Bei THE FREEKS spielst du Gitarre, in den anderen Bands hast du Schlagzeug gespielt. Warum der Wechsel?
Diese Frage bekomme ich häufig gestellt und die simple Antwort ist: Niemand will die Songs des Schlagzeugers spielen! Ich spiele natürlich noch Schlagzeug und werde es immer tun, aber die Gitarre ist eine neue Herausforderung und ich habe immer Lust auf Herausforderungen. Als Schlagzeuger war ich in der Lage, mir Gitarrenspielen selbst beizubringen, wie andere Instrumente auch. Ich war gut beraten, mit dem Schlagzeug anzufangen, denn eine so einfache wie unumstößliche Tatsache ist: Eine Band ist immer nur so gut wie ihr Schlagzeuger. Genau deshalb habe ich Hari auserkoren, bei THE FREEKS Schlagzeug zu spielen. Es ist schön, Fan von jemandem zu sein, der Mitglied deiner Band ist.
Bei psychedelischer Musik geht es vor allem um Gitarrensound und Effekte. Welches Equipment und welche Effekte benutzt ihr?
Da stimme ich dir voll und ganz zu! Dass wir dabei von Effekten sprechen, trifft es genau, weil sie, wenn du sie fachgerecht einsetzt, einen psychologischen Effekt auf dich haben. Esteban ist ein wahrer Psychedelic-Meister, er hat so viele Synthesizer und jede Menge andere Vintage-Schätze. Es ist echt witzig, mit was für Sounds er immer ankommt. Und Tom hat ein verrücktes Verzögerungspedal, über das sein Bass läuft, so dass das wirklich für eine Art Echo-Plex gehalten werden kann. Jonathan besitzt so viele verschiedene Gitarren und Pedale, dass er ständig hin und her wechselt. Ich weiß nie, was als Nächstes ausgepackt oder getreten wird. Bei mir besteht der Aufbau aus einer Gibson S.G. in einem Dr. No Ka-Fuzz, in einem Mooger Fooger zu einem Vox Wha, in einem Dunlop Tremolo, der einen Stereokanal an einen Fender Twin Reverb sendet, während der zweite Stereokanal zu einem Vox AC15 rausgeht. Es ist großartig, wenn du beide Kanäle des Tremolo zusammen senden kannst oder sie von Verstärker zu Verstärker vor- und zurückziehst. Ich hab es gern, wenn dabei ein gewisser Leslie Cabinet-Effekt entsteht, der vor- und zurückschwingt, davon wirst du total kirre im Kopf.
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