FLEX

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10 Fakten über die dickste Punk-Diskografie der Welt

Die Neuauflage des Flex ist eben erschienen. Zwei monsterdicke Bücher mit zigtausenden Plattenbesprechungen. Wir baten den Macher, die Zahlen sprechen zu lassen.

1988
Das Jahr, in dem die Arbeit am Flex begann. Das Projekt läuft damit seit 27 Jahren (länger, als die RAMONES zusammen waren). Die ersten Flex-Ausgaben erschienen in Fanzine-Form mit jeweils 300 Reviews und waren jedes Mal nach etwa zwei Wochen ausverkauft. Vor allem die erste Ausgabe war umstritten, weil vielen Punks in Deutschland das Thema Plattensammeln mehr als suspekt war. Das erste dicke Flex-Buch erschien 1992, um die ausverkauften Hefte wieder neu aufzulegen. Vorab musste ich mich ein halbes Jahr lang mit Aushilfsjobs quälen, um das Geld für die Druckkosten auslegen zu können.

18.000 Die geschätzte Anzahl der Reviews, die seither für das Flex geschrieben wurden. Die exakte Zahl ist unbekannt, da in Heften, Büchern und Websites immer wieder Reviews dazukamen und andere entfernt wurden. Ende der Neunziger wurden zum Beispiel alle Indierock-Releases gelöscht, 2008 eine ganze Reihe von neueren Releases, weil nicht alles ins Buch passte. Das neue Flex-Buch umfasst gut 10.000 Reviews, inklusive aller Versionen und Pressungen sind es etwa 15.000 Platten. Alle Reviews wurden neu geschrieben, das gilt natürlich für die 7.000 neu dazugekommenen Platten, aber auch für die ca. 3.000 Platten, die bereits im alten Buch beschrieben wurden. Dafür wurden ca. 4.000 Reviews aus dem alten Buch entfernt, weil in der aktuellen Ausgabe nur noch die Jahre 1975 bis 1985 abgedeckt werden.

2 Jahre Knapp zwei Jahre würde es bei einem typischen Vollzeitjob dauern (35-Stunden-Woche, 220 Arbeitstage im Jahr), um alle im neuen Flex-Buch beschriebenen Platten am Stück durchzuhören. Weitere knappe drei Jahre dauert es unter diesen Bedingungen, dann auch noch Reviews dazu zu schreiben. Da ich schon zwei Vollzeitjobs hatte (Angestellter, Vater), musste ich das Hören und Schreiben in Nachtschichten erledigen. Deswegen hat das Schreiben auch etwas länger als die oben genannten fünf Jahre gedauert ...

1 Million Euro Der geschätzte Betrag, den man ungefähr auf den Tisch blättern müsste, um alle im neuen Flex-Buch beschriebenen Platten und Versionen für seine Sammlung zu kaufen. Vorausgesetzt, man hat das nötige Kleingeld, muss man aber erst mal alle Platten finden. Nicht wenige der im Buch gelisteten Platten sind „unkaufbar“, da neben sehr seltenen Exemplaren auch Unikate, Azetate oder spezielle Testpressungen enthalten sind. Sind aber die Top 1000 erst mal im Sack, ist der Rest (preislich und detektivisch) vergleichsweise simpel. Vieles kann man sich heute einfach auf Discogs und eBay zusammenklicken.

50 Meter Wenn man die Million für den Plattenkauf beisammen hat, sollte man vor der Massenbestellung noch Maße und Statik der künftigen Schatzkammer überprüfen: Platzbedarf (ca. 50 Regalmeter) und Gewicht (1,6 Tonnen) der Platten sind nicht zu vernachlässigen.

19 Die Anzahl der Länder, in die das neue Flex-Buch in den ersten Wochen verschickt wurde. USA, Japan und Deutschland sind Spitzenreiter, aber auch in Kanada und Frankreich gibt es viele Fans. Danach kommen Großbritannien, Niederlande, Australien, Spanien, Italien und Finnland. Auch nach Belgien, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Schweiz und Schweden gingen Exemplare. Osteuropa ist weniger stark vertreten, aber es gibt auch Interessenten in Polen und Bulgarien. In 27 Jahren noch nie bestellt haben Menschen aus China, Russland, dem nahen Osten und Afrika.

1980 Das Jahr, das mit den meisten Releases im Buch vertreten ist – mehr als viermal mehr als im „Punk-Jahr“ 1977 und fast zwanzigmal mehr als 1976. In den Folgejahren nehmen die Releases wieder deutlich ab – hier spielen vermutlich mehrere Faktoren eine Rolle, wie der kommerzielle Tod der Powerpop-Welle 1980/81, die 7“-Flaute (JEM und andere Vertriebe hatten das Format im Programm stark reduziert) und das Indie-Vertriebs-Sterben der frühen Achtziger (Faulty, Disc Trading, Sky Deck ...).

NYC New York City hatte die aktivste Szene in dieser Dekade – jedenfalls kommen die meisten Bands im Buch aus dieser Stadt, dicht gefolgt von Los Angeles. Diese beiden Städte haben auch die meisten obskuren Überraschungen zu bieten – bis zum heutigen Tage tauchen noch unbekannte Punk- und vor allem Powerpop-Scheiben auf, die wohl jahrzehntelang in irgendeiner Garage schlummerten. Die bisher bekannten sind natürlich im Buch, aber es bleibt spannend. Überraschend viele Bands gab es in Boston; trotz einer fünf- bis zehnmal kleineren Einwohnerzahl als NYC und L.A., gab es in Boston immerhin halb so viele Bands wie in den viel größeren Städten. Überdurchschnittlich aktive Szenen gab es auch in San Francisco, Detroit, Cleveland und Washington, D.C. Philadelphia, Phoenix und Dallas (nach Einwohnerzahl alle in den Top 10 der US-Städte), hatten aber vergleichsweise wenige Releases zu bieten.

1,5 Millionen Für das neue Buch habe ich 1,5 Millionen Wörter mit 8,2 Millionen Buchstaben geschrieben. Das Buch ist übrigens (wie alle Bücher zuvor) komplett in Microsoft Word entstanden; Versuche mit InDesign und anderen Alternativen waren zeitraubend, aufreibend und erfolglos. Die Word-Datei sprengt selbst ohne Bilder alle Speichergrenzen, aber nach dem Einfügen der ca. 15.000 Plattencover wurde die Datei ca. vier Gigabyte groß und konnte selbst auf einem brandneuen Rechner mit viel Arbeitsspeicher nicht mehr ohne Absturz geöffnet werden. Die Datei musste dann in Kapitel unterteilt werden und wurde dann erst nach der Konversion in PDF wieder in eine einzige Druckdatei zusammengefügt. Jeder einzelne Coverscan wurde übrigens in Photoshop auf Farbe und Kontrast optimiert, perspektivisch korrigiert und mit dem Channel Mixer in Schwarz-Weiß konvertiert. 15.000-mal. Alleine dieser Prozess verschlang ein knappes Jahr.

60 Seiten Den meisten Platz im Buch nehmen mit 60 Seiten die RAMONES ein. Die Anzahl der Releases, Lizenzpressungen und Bootlegs ist gewaltig. Wer hätte gedacht, dass es alleine von der US-Erstpressung der ersten LP (SASD-7520) in Wirklichkeit Dutzende von minimal unterschiedlichen Versionen gibt? Dazu kommen Auslandspressungen von England bis Neuseeland, von Japan bis Mexiko, von Irland bis zu den Philippinen. Platz zwei gebührt den MISFITS, danach folgen mit einigem Abstand DEAD KENNEDYS, BLACK FLAG, HEARTBREAKERS und HÜSKER DÜ.