FIRST STEP

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Positivity

Jeder hat so seine zwei, drei absoluten Lieblingsbands, und bei mir sind die Posi-Coreler THE FIRST STEP definitiv ganz vorne dabei. Als sie nach drei Jahren endlich nach Europa kamen, war klar, dass ich sie erneut interviewen würde. Nach einer absolut wahnsinnigen ersten Show im belgischen Kontich sprach ich mit Stephen (24, Vocals) und Aaron (27, Gitarre) bei ca. 40 Grad im Schatten auf dem „Carthago Fest“ in Ibbenbüren, während ich mehr als die Hälfte der Bands verpasste, was bei den Temperaturen aber auch besser war. THE FIRST STEP spielten zum Glück erst abends und überzeugten mich wieder einmal davon, dass sie zur Zeit die beste Posi-Band sind.

Warum habt ihr die Band aufgelöst und seid dann nach einem halben Jahr wieder zusammengekommen?

Stephen:
„Vielleicht sollte ich mal so anfangen: Als Band sind wir von Anfang an sehr darauf bedacht, zu zeigen, dass wir einige Dinge zu sagen haben und wirklich gute Musik machen wollen – sowohl die Texte als auch die Motivation hinter der Musik sind dabei das Wichtigste. Gleichzeitig ist es so, dass wir die Band für uns und unsere Freunde gegründet haben. Leute wie Crucial John, der Sänger von BREAKTHROUGH, haben uns dazu motiviert, diese Band zu gründen. Er ist jemand, der die gleiche Einstellung wie wir hat, und wir wollten, dass diese Typen zu unserer Musik abgehen, weil sie unsere Freunde sind. Einige Zeit später, als es für uns als Band wirklich gut lief, fingen auf einmal Leute an, die uns immer unterstützt haben, ihre Einstellung uns gegenüber zu ändern. Vielleicht sagen sie das gleiche über uns, aber für uns sah es so aus, als ob sie auf einmal dachten, dass das, was wir machten, nicht mehr cool wäre, oder dass sie einfach nichts mehr damit zu tun haben wollten. Irgendwann fing das an, an uns zu nagen. Wenn du siehst, wie deine Freunde verschwinden oder dir den Rücken zukehren, dann fragst du dich: ‚Warum mache ich die Band? Ich würde keine Freunde verlieren, wenn ich diese Band nicht hätte.‘ Zu dieser Zeit war alles auch sehr anstrengend für uns und wir brauchten eine Pause von der Band. Ich kann nicht für Aaron sprechen, aber im Hinterkopf hatte ich den Gedanken, dass wir vielleicht wieder zusammenkommen würden.“

Aaron: „Nur damit du es weißt: Als es die Band nicht mehr gab, hatte ich auch keine Absichten, die Band wieder zu beleben. Es war keine Absicht, die Band aufzulösen und dann wieder zusammenzubringen.“

Wie fühlt es sich an, jetzt endlich hier zu sein? Ich meine, eine Europa-Tour schien ja schon immer eines eurer Ziele gewesen zu sein. Seid ihr zufrieden mit den Shows hier?

Stephen: „Es ist auf jeden Fall cool, im Ausland zu sein und Hardcore zu spielen. Das ist wirklich surreal, ich weiß noch, als wir in Spanien eine richtig gute Show gespielt haben, und ich mich umschaute, und es wie eine Show in den Staaten aussah, aber ich war in Spanien! Es ist wirklich cool, dass man an verschiedenen Orten auf der Welt sein kann, und großartige Leute treffen kann. Wir haben nie gedacht, dass wir mal in Europa touren würden. Europa ist anders, hier gibt es viele Dinge, die besser sind als das, was wir in den Staaten bei den Shows erleben. Hier werden Bands auf jeden Fall besser behandelt, fast wie Rockstars, so dumm das auch klingen mag. Wenn bei uns Hardcore-Bands so behandelt würden, wären alle der Meinung, dass die Leute vom Club denen in den Arsch kriechen wollen. Dabei sehen die Leute das hier als Job an, den Bands Essen, einen Platz zum Schlafen zu besorgen. Es ist großartig, man trifft jede Menge Leute, und verbringt viel Zeit mit ihnen. Aber es ist auch hart für uns, da wir noch nie so lange auf Tour waren. Das sind 21 Tage, an denen man jeden Tag spielen muss. Das klingt vielleicht nicht so hart, aber ich habe mir gestern den Knöchel verletzt, und ich habe keinen Tag, an dem ich mich einfach mal entspannen kann. Aber wir haben hier auf jeden Fall eine gute Zeit.“

Ihr habt ja schon einmal sechs neue Songs als Demo aufgenommen, aber habt ihr schon etwas für die LP gemacht?

Aaron: „Als wir uns auflösten, hatten wir ein paar der Songs schon bei Proben und Shows gespielt, zum Beispiel ‚Take control‘ und ‚Pursuit of happiness‘. Ich schreibe immer eine Menge Songs. Als wir gesagt haben ‚Lass es uns wieder versuchen‘, haben wir geprobt und zusammen rumgehangen, und versucht, diese Songs zu Ende zu schreiben. Wir hatten halt diese übrig gebliebenen Songs, also sind wir dann zu einem Freund gegangen, der auch unser Demo aufgenommen hat, und haben diese sechs Songs aufgenommen. Wir sind sehr zufrieden damit, allein schon, weil sie besser sind als die alten. Es ist halt ein Demo, das auch nicht veröffentlicht werden sollte. Die Songs werden wahrscheinlich alle auf der LP sein. Im Moment beginnen wir die Shows mit zwei Songs, die wir für die LP gemacht haben. Walter Schreifels nimmt sie mit uns auf. Da wenige Kids die Songs kennen, spielen wir sie nicht so oft. Wir haben für die LP noch nichts aufgenommen, sondern haben bis jetzt nur mit Walter gejammt. Wir fahren nach New York, hängen da rum und proben. Ein paar der alten Songs haben wir ein bisschen verändert. Es läuft alles ein bisschen langsam, so wie alles in der Band. Manchmal ist das ein bisschen frustrierend. Man schreibt Songs, von denen man will, dass sie schnell rauskommen, aber ich sehe auch viele Bands, die sich da ziemlich verausgaben, um so schnell wie möglich viel Zeug rauszubringen.“

Aaron, was geht mit deiner neuen Band TRIPLE THREAT?

Aaron: „TRIPLE THREAT ist eine neue Band mit mir an der Gitarre, Tim und Ed von HANDS TIED, Jason Jammer von MOUTHPIECE und Tim Kriependorf von EYEBALL. Wir sind diesen Sommer für ein paar Wochenenden zusammengekommen und haben geprobt. Wir wollten aber keine Band machen, die nicht wie etwa THE FIRST STEP nach altem Straight Edge-Hardcore wie YOUTH OF TODAY, MINOR THREAT, INSTED oder GORILLA BISCUITS klingt. Das hatten wir alles schon gemacht, und ich bin in einer Band, die genau diesen Sound spielt. TRIPLE THREAT ist etwas krachiger, ein bisschen härter, ein bisschen mehr Punkrock. Es klingt manchmal sehr nach West Coast-Bands wie BLAST, BLACK FLAG oder CIRCLE JERKS, aber wir haben auch einen East-Coast-Straight-Edge-Einfluss.“

Foto: Even Skar