FIRE IN THE ATTIC

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Nicht anders, aber besser

Sie wurden von den ersten Aufnahmen an mit Lob überschüttet und machten sich als Support bekannter Größen schon früh einen Namen. Mit dem Debütalbum "Crash/Rebuild" setzte sich der Erfolg der Bonner fort, gut besuchte Konzerte allenthalben waren die Folge. Jetzt, nur ein Jahr später, ist es wieder so weit: Das zweite Album "I'll Beat You, City!" erscheint Anfang Juni, Tour und Festivals für den Sommer sind auch schon gebucht. Im Interview gibt FIRE IN THE ATTIC-Sänger Ole Auskunft über die Erwartungen an das eigene Material, den Arbeitsprozess im Studio und die Auslandspläne seiner Band.


Euer neues Album ist bereits eure dritte Veröffentlichung. Stellt sich mit der Zeit eine gewisse Lockerheit oder gar Routine ein, da ihr die ganzen Abläufe um eine Veröffentlichung schon kennt, oder wird es gerade mit den Erwartungen der Fans, Presse und auch euren eigenen schwieriger?


Nun, das kann ich so pauschal gar nicht sagen. Zwar kennen wir die Abläufe, welche sich rund um eine Veröffentlichung abspielen, inzwischen ganz gut und wissen dementsprechend auch viele Situationen besser einzuschätzen, die uns letztes oder vorletztes Jahr noch verunsichert haben oder hätten, aber das bedeutet ja nicht, dass wir nicht trotzdem auf das erste Feedback gespannt sind. Man ist schließlich durch die längere Arbeit an der Platte auch sehr isoliert vom aktuellen Geschehen und von Meinungen von Außen und - zum Glück - auch weitestgehend von Erwartungen. "Zum Glück" deswegen, da ich denke, dass es gerade für uns und gerade für die zweite Platte sehr wichtig war, solche Erwartungen nicht in den Schaffensprozess mit einfließen zu lassen. Aber ob die Leute nachher mögen, was wir im Studio für richtig und gut empfunden haben, liegt nun mal nicht in unseren Händen. Diesbezüglich sind wir natürlich sehr gespannt.

Es war ja sicher am Anfang von Vorteil, dass ihr alle schon Aufnahme- und Tourerfahrungen mit euren alten Bands hattet. Hilft euch das heute noch weiter, so dass ihr sagt, sonst wären wir jetzt nicht so weit, oder spielt das kaum noch eine Rolle?

Ich denke, Erfahrungen helfen einem im Leben fast immer weiter, natürlich ist das auch in unserer Situation der Fall. Zum Beispiel wird unsere Arbeitsweise im Studio von Mal zu Mal effizienter und auch viele Probleme, die innerhalb eines Lebens mit und rund um eine Band auftauchen, haben wir bereits kennen gelernt und wissen die selbigen somit manchmal auch zu vermeiden. Aber ich muss auch sagen, dass die Dinge, die wir mit den Vorgängerbands gemacht haben, natürlich nur ein Bruchteil dessen beinhalteten, was wir in den letzten zwei bis drei Jahren kennen lernen und erfahren durften, konnten oder in manchen Fällen vielleicht auch mussten. Denn die Vorgängerbands spielten sich schon auf einem ganz anderen Level ab, als es jetzt bei FIRE IN THE ATTIC der Fall ist, und meinem Empfinden nach habe ich in den letzten 24 Monaten schon deutlich mehr gelernt als in der Zeit davor.

Um das neue Album aufzunehmen, habt ihr fast zwei Monate im Gernhard Studio zu Siegburg verbracht. Auch hier war, wie bei den vorherigen Platten, wieder Martin Buchwalter euer Produzent. Für alle die, die, wie ich, nur die Vorabsongs von eurer Website kennen: Was können wir im Gegensatz zu früheren Aufnahmen erwarten?

Martin hat auch dieses Mal wieder einen unglaublich guten Job gemacht. Es gibt auch keinen Menschen, mit dem wir in punkto Studio besser arbeiten können und der zudem musikalisch, wie vor allem auch menschlich, so mit uns auf einer Wellenlänge liegt wie er. Den Sound haben wir dieses Mal etwas offener gestaltet und versucht, uns in eine etwas andere Richtung zu bewegen. Während wir bei den Aufnahmen zu "Crush/Rebuild" alles sehr fett und "aufgeblasen" haben klingen lassen, sind wir wieder zurück zu zwei oder drei Gitarrenspuren, die, richtig aufgenommen, auch mehr drücken können als jene Gitarrenwände, bestehend aus bis zu zehn, fünfzehn übereinander gelegten Gitarrenspuren, welche wir letztes Mal eingesetzt haben. Bei den Songs selbst haben wir, im Gegensatz zu letztem Mal, noch viel mehr auf Abwechslung geachtet und auch darauf, mehr und mehr eine eigene Identität zu entwickeln. Was uns dann auch ein wenig weg von dem typischen "Metal-Sound" geführt hat, den man zur Zeit eben von vielen Bands kennt. Generell würde ich die Songs als eingängiger und vielseitiger bezeichnen, da wir uns einfach in vielen Fällen von dem Etikett "Screamo-Band" befreit und versucht haben, die ausgetrampelten Wege zu verlassen, was jetzt nicht heißt, dass wir uns total krass verändert haben. Wir haben uns eben mehr auf den eigenen Geschmack verlassen und versucht, Songfragmenten aus dem Weg zu gehen, die wir selber im letzten Jahr als von uns oder auch anderen Bands inflationär eingesetzt und somit als unspannend empfunden haben.

Könnt ihr ein wenig die Arbeitsweise von Martin beschreiben? Er ist ja nicht nur Produzent, sondern in seiner Band PERZONAL WAR selber als Musiker aktiv. Weiß er vielleicht deswegen genauer, was Bands brauchen/wollen?

Er ist so eine Art Musik-Junkie. Sein ganzes Leben besteht im Moment vornehmlich aus Musik, was uns allein schon auf dieser Ebene in einer sehr angenehmen Weise verbindet. Außerdem ist er jemand, der die Sache, die er macht, zu einhundert Prozent ausfüllt. Martin ist Perfektionist und versucht eben lieber jedes Mal tausend Variationen, anstatt auf "Altbewährtes" zurück zu greifen, was ihm in den letzten Jahren zu einem riesigen Erfahrungsschatz verholfen hat, der außer uns und seiner eigenen Band inzwischen ja auch sehr vielen anderen Bands zu Gute gekommen ist. Als Produzent mischt er sich eigentlich nur dann ein, wenn er es für nötig halt, was ich auch als unglaublich angenehm empfinde. Und er gibt einem, trotz unfassbar vielen wertvollen Tipps und Ratschlägen während des Aufnahmeprozesses, nie das Gefühl, als Band bevormundet zu werden, was ebenso ganz und gar nicht selbstverständlich ist. Ich denke, Gernhard Records ist allein wegen seines Engagements in den letzten Jahren zu einer solch herausragenden Adresse für gute Produktionen geworden.

Nach eurer ersten EP "Decision & Action" haben auch CRASH MY DEVILLE, RACHEL CASCA und A CASE OF GRENADA im Gernhard Studio aufgenommen. Euer Label Redfield Records wächst seitdem stetig. Seid ihr zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, oder merkt ihr, dass um euch herum auch Sachen gerade wegen eures Erfolgs entstehen und auch anderen mehr Möglichkeiten eröffnet?

Das Wachstum von Redfield und unser eigenes geht in gewisser Weise Hand in Hand. Natürlich trägt eine Menge dazu bei, dass wir mit FIRE IN THE ATTIC auch ein paar mehr Platten verkauft haben. Aber ohne die Leute von Redfield, die ja auch einen wirklich großartigen Job machen, wären wir auch nicht in der Situation, in der wir uns jetzt befinden. Wir merken, dass viele Leute es einfach zu schätzen wissen, wenn es in Zeiten, wo es im Musikbusiness immer mehr um den schnellen und unkomplizierten Ausgleich von fehlenden Umsätzen und immer weniger um Qualität geht, auch noch solche Oasen wie Redfield gibt, die eben den Idealismus besitzen, Bands vernünftig aufzubauen und auch mit anfänglich vielleicht kleinen Budgets das Beste für die Bands und den Musikhörer rauszuholen.

Während ihr hier Bands wie HOT WATER MUSIC, BILLY TALENT, oder TAKING BACK SUNDAY supportet und viel Lob für eure Veröffentlichungen erhalten habt, kamt ihr im Ausland, zumindest live, fast gar nicht vor. Wird sich das mit der neuen Platte ändern?

Nun, es ist eben immer eine Frage des Aufwands, den zu betreiben man in der Lage sein muss. Bekannter werden kann man als Band unserer Größenordnung in anderen Ländern nur dann, wenn man dort auch live präsent ist. Da wir aber, trotz des größten uns möglichen Aufwandes, nur bedingt touren konnten und schon durch die vielen Shows in Deutschland am absoluten Limit waren, was die Vereinbarkeit mit Dingen wie Studium und vor allem die Arbeit zweier Bandmitglieder betrifft, haben wir uns eben entschlossen, lieber konzentriert hierzulande zu touren. Und was soll ich dir sagen, wir bekommen dennoch jede Woche eine Menge Nachrichten, worin sich Leute beschweren, dass wir entweder "noch nie" oder für deren Geschmack schon "zu lange nicht mehr" in ihrer Gegend waren.

Apropos Ausland: Die letzte Platte wird ja auch in Japan vertrieben. Wisst ihr eigentlich, wie sich die CD dort verkauft beziehungsweise wie ihr sonst so bei den Leuten ankommt?

Für uns ist das etwas schwierig nachzuvollziehen. Es gibt durchaus viele Reviews und Berichte zu unserer Veröffentlichung, die aber allesamt einen Nachteil haben: mein Japanischwortschatz beginnt und endet beim Wort "Sushi", was ich allerdings auch nur dann erkenne, wenn es in lateinischer Schrift geschrieben ist. Richtig schlecht gelaufen kann die Platte da nicht sein, dann würde wohl das ansässige Label nicht auch die neue Platte dort wieder auf den Markt bringen.

Gibt es mit "I'll Beat You, City!" ähnliche Pläne, vielleicht auch in anderen Ländern?

"I'll Beat You, City!" wird ebenfalls in Japan vertrieben, wieder über CR-Japan. Außerdem wird die Platte auch über Cargo-UK in Großbritannien rausgebracht, die im letzten Herbst auch die "Crush/Rebuild" rereleased haben. Und der Großteil von Europa wird ja eh von unserem derzeitigen Vertrieb abgedeckt. Ich denke, jeder, der eine Platte haben will, wird auch in der Lage sein, eine zu erwerben.

Es gab ja mal ein Video zu "Decision & action", dem Titelsong der ersten EP, allerdings waren das nur zusammengefügte Tourmitschnitte. Ist jetzt ein richtiges Video in Planung?

Wir haben zu einem Song des neuen Albums bereits ein Video gedreht, welches in der nächsten Zeit auch von uns gezeigt wird. Anders als beim Video zu "Decision & action", wo Kai von Straylight-Sequences ja ausschließlich unsere Tourvideomitschnitte zu einem Video zusammen geschnitten hat, haben wir dieses Mal doch erheblich mehr Aufwand betrieben und eine Storyline sowie auch Liveszenen in der Kölner Live Music Hall aufgenommen. Ich glaube, das war das schlafloseste und anstrengendste Wochenende meines bisherigen Lebens, aber nach dem, was ich bisher vom Rohmaterial gesehen habe, hat es sich wohl hoffentlich gelohnt ... Wir werden es ja bald sehen.