FIGHTBALL

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Berliner Leuchten

Mit „The Hyperbole Of A Dead Man“ haben die Berliner kürzlich ihr zweites Album veröffentlicht. Erinnerte das Debüt 2008 noch an BORN TO LOSE, war also recht streetpunkig, haben sich FIGHTBALL mit dem neuen Werk und durch ihren Sänger etwas verändert, sind komplexer und melodiöser geworden und erinnern an RISE AGAINST oder STRIKE ANYHWERE. Bassist Roger macht mit uns den FIGHTBALL-Schnelldurchlauf.

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Puh, Daniel: Gitarre. Flo: Gitarre. Phil: Gesang. Sören: Schlagzeug. Und Roger: Bass. Wir sind alle Anfang/Mitte 20. In dieser Konstellation gibt es uns jetzt etwa anderthalb Jahre, vor Phil war noch Bertl der Sänger. Erstes Konzert: März 2007 in Berlin. Mitte 2008 erschien unser selbstbetiteltes Debütalbum. Seitdem Touren und Konzerte in Deutschland, Österreich, Spanien, Frankreich und Tschechien – mehr ist in Planung. Am 18.11.2011 ist unser zweites Album „The Hyperbole Of A Dead Man“ auf Wolverine Records erschienen. Reinhören]

Alter Sänger raus, neuer rein. Wie stark nimmt so was eine Band mit, wie kurz standet ihr vor der Auflösung?

Als uns Bertl von seinen Ausstiegsplänen erzählte, war der Schock groß, jedoch stand für uns eine Auflösung nie zur Debatte, auch gab es den Plan, zu viert weiterzumachen, auch ein Namenswechsel wurde thematisiert. Aber letztendlich haben wir uns gesagt, dass 80% mehr sind als 20%, Mathematikstudium sei Dank.

Wie stark hat sich der Sound der Band durch den neuen Sänger verändert?

Oder: Wie stark hat sich der Sänger durch den Sound der Band verändert? Haha, nein, wer das erste Album kennt, der weiß, dass im Vergleich zum Nachfolger eine ganze Spur Streetpunk abhanden gekommen ist und wir teilweise etwas andere Pfade beschreiten. Auf unseren neuen Sänger Phil würde ich das nur teilweise schieben, das war ein Entwicklungsprozess, der schon vorher angefangen hatte, durch ihn aber natürlich noch mal vorangetrieben wurde – aber wer weiß schon vorher, wo die Reise hingeht.

Was wollt ihr mit der Glühbirne zum Ausdruck bringen, die überall im Artwork auftaucht? Protest gegen das 100-Watt-Birnen-Verbot der EU?

Unbedingt! Aber Moment mal ... sind wir nicht schon bei 60 Watt angelangt?! Interessante Interpretation, beim Lesen diverser Reviews fällt auf, wie sehr man manchen Schreibern damit schlaflose Nächte bereiten kann. Das nächste Mal also lieber wieder Poserfotos vor Backsteinwänden!

Was sind eurer Erfahrung nach heute die größten Herausforderungen für eine kleine Band? Was treibt euch an und wo stößt man als Band auf diesem Level an seine Grenzen?

Zum einen, denke ich, geht es darum, sich zu unterscheiden, in irgendeiner Hinsicht herauszustechen – heutzutage hat einfach jeder Arsch ’ne Band, und dass da auch viel Mist bei rumkommt, versteht sich von selbst. In Ermangelung eines Profils ist schon so manche potenziell gute Band gescheitert. Natürlich ist Vitamin B auch immer noch so wichtig wie eh und je, aber der Rest kommt dann bei entsprechender Eigeninitiative und nicht völliger Freiheit von Talent schon. Ich glaube, als „Antrieb“ sehen wir, wie die meisten anderen Bands unserer Größenordnung: einfach rumkommen, auf interessante Leute und offene Ohren treffen und hoffentlich irgendwann seinen Enkeln das Ganze halbwegs jugendfrei verpackt erzählen können. Grenzen gibt es natürlich, vor allem in finanzieller Hinsicht. Wir versuchen, bei der ganzen Sache schon irgendwie auf Null zu kommen, dass das aber am Ende immer wieder Wunschdenken bleibt, merkt man sowieso erst, wenn’s zu spät ist.

Wie wichtig ist es für euch, dass ihr aus Berlin seid?

Drei Zugewanderte und zwei Ureinwohner – guter Schnitt bei den heutigen „Berliner“ Bands, oder? Das von dir, Lauri, lustigerweise verrissene „Berlin Radio“, bei dem uns Bev von den RADIO DEAD ONES tatkräftig unterstützt hat, darf man ruhig auch mit einem Augenzwinkern verstehen, hier ist nicht alles Gold, was glänzt. Und in dem musikalischen Rahmen, bei einer Länge von 1:30 oder so, weißt du, welche Rolle Berlin für uns als Band ungefähr spielt. Berlin spielt natürlich eine Rolle im Hinblick auf die Vielzahl an Läden und Leuten, die es hier gibt, die Möglichkeiten, auch für kleinere Bands sich vor größerem Publikum zu präsentieren. Und man genießt natürlich die gewissen Vorzüge, wird aber meist erst auswärts wieder freundlich dran erinnert.

Gibt es eurer Meinung nach einen typischen „Berlin Punkrock“ im Hinblick auf Musikstil und Attitüde?

Ich glaube, von der Attitüde her zieht da auch die generelle Berliner Art, hart und herzlich beziehungsweise dicke Hose gepaart mit Berliner Schnauze. Das kann man auch gut an anderen Berliner Bands beobachten, die sich nicht unbedingt Punkrock auf die Fahne geschrieben haben. Das Ganze in eine musikalische Schublade packen, das könnte ich so nicht ohne Weiteres – aber ist doch auch gut so!