FEVER

Foto

It’s gettin’ hot in here

Punkbands im 80er-Jahre-New-Wave-Gewand haben in diesem Jahrzehnt Hochkonjunktur. RADIO 4, THE FAINT, HOT HOT HEAT oder auch THE RAPTURE bilden da nur noch die Speerspitze eines neuen alten Genres, in das auch ein Major mit THE KILLERS 2004 ihren ersten eigens gesignten Ableger hineingeworfen hat – natürlich mehr Pop als Punk. Die fünf New Yorker der Truppe THE FEVER versuchen hingegen, den alt bewährten steinigen Pfad mit Indie-Label (Kemado) und 12“ („Ladyfingers/Glamorous“) sowie EP-Release („Pink On Pink“) zu gehen, bevor nun mit etwas Verspätung in Europa, das Debüt „Red Bedroom“ erscheint. Wurde auch langsam Zeit.

er groß gewachsene THE FEVER-Frontmann Geremy Jasper leidet an diesem Nachmittag noch sichtlich unter dem Jet Lag. Leicht dösig spricht er über „Red Bedroom“, ein Album, das für alles andere als Schlafzimmermusik steht. So könnten THE HIVES auch gedacht haben, als sie den Funk-, Punk- und Disco-Sound von THE FEVER hörten und sie als Support Act für ihre im November absolvierte New-York-City-Show anheuerten. Die Erinnerung daran versetzt Geremy einen kurzzeitigen Energiestoß. „Es war unglaublich motivierend, vor solch einer wilden Menge zu spielen. Dazu waren die Leute noch sehr jung und wesentlich euphorischer als unser Publikum, das meist nicht jünger als 20 ist. Aber leider konnten wir nur dieses eine Konzert mit den HIVES spielen, da wir anschließend eine eigene UK-Tour gebucht hatten. Sicherlich war dies unser bester Auftritt.“

Seit nunmehr vier Jahren spielen THE FEVER das, was auf ihrer ersten LP zu hören ist. Jasper und Gitarrist Sanchez Esquire gründeten die Band, arbeiteten aber bereits zwei Jahre zuvor inoffiziell unter dem Namen SCORPIO zusammen und schufen das Fundament für THE FEVER. Musikalisch waren Geremy und Sanchez seit ihrem Aufeinandertreffen – beide bis dahin aktive Solokünstler mit Vier-Spur-Geräten – von der Idee angetan, krachende Gitarren und Tanzbeats zu verschmelzen. Kein Wind für die Segel derer, die „Red Bedroom“ als das Ergebnis einer Gruppe abschreiben wollen, die mal gerade eben noch den letzten Zug nach Hypehausen genommen hat. Auch wenn die THE FEVER-Mannen schon zahlreiche Shows mit Artverwandten wie DEATH FROM ABOVE, HOT HOT HEAT, RADIO 4 oder THE FAINT absolviert haben, liegt die wahre Inspiration laut Jasper woanders: „Unser Drummer ist ein wichtiger Teil von THE FEVER. Er spielt seit Ewigkeiten den Stil, der auf dem Album zu hören ist. Selbst eine Country-Nummer könnte er tanzbar machen, langsame Songs hasst er übrigens“, erklärt der Leadsänger und ergänzt: „Ich würde unseren Sound in gewisser Weise als eine Art weißen, nervösen HipHop beschreiben, der stark von DEVO geprägt wurde. Viele Leute bringen uns mit GANG OF FOUR in Verbindung aber sie sind nicht von solch wesentlicher Bedeutung für uns. Ich nehme an, dass unser Schlagzeuger nicht mal GANG OF FOUR kennt.“

Wie auch immer, dem Spaß an dem durchdringenden No-Wave-Gitarren-Sound, wilden Fuzz-Bass, der perverser New-Wave-Orgel, den programmierten Dance-Beats und catchigen Refrains tut dieses Defizit keinen Abbruch. Was laut Geremy zählt, und natürlich auch THE FEVER auszeichnet, ist eine Live-Präsenz, die er in Bezug auf seine Band als „pretty wild“ bezeichnet. Ob er Recht behält, dürfen wir hoffentlich bald erfahren, wenn THE FEVER ihre ersten Shows in Deutschland antreten werden. Bis dahin fleißig „Red Bedroom“ hören und mittanzen.