Auch wenn FEAR MY THOUGHTS aus Freiburg zweifelsohne ein musikalisches Konstrukt aus Metal und Hardcore fabrizieren, sind sie definitiv nicht in die Mainstream-Metalcore-Schublade zu werfen. Mit ihrem neuen Album „Hell Sweet Hell“ distanzieren sie sich hörbar vom handelsüblichen Metalcore und haben ein großartig abwechslungsreiches Album auf den Markt geworfen, das sicherlich auch ohne große Affinität zu Trendbewegungen eine stabile Fanbase bekommen wird. Obwohl FEAR MY THOUGHTS Fragen über Metalcore mittlerweile eher überflüssig finden, stand Sänger Matze dennoch brav Rede und Antwort.
Wenn man „Hell Sweet Hell“ mit dem Vorgänger „The Great Collapse“ vergleicht, stellt man meiner Meinung nach schnell fest, dass sich euer musikalischer Stil extrem gewandelt hat. Waren auf „The Great Collapse“ noch eindeutig Hardcore-Einflüsse zu hören, verzichtet „Hell Sweet Hell“ auf solche Anleihen und ist schon fast Metal in Reinform. Wie kam es zu einer solchen Veränderung des Stils? Und warum eher Metal als Hardcore?
„Das ist schwer zu sagen. Es ist einfach eine natürliche Veränderung, die für uns als Bandmitglieder logisch erscheint. Wir wollten unsere Fähigkeiten ausbauen und uns auch als zielgerichtete Songwriter erproben. Ich persönlich höre kaum noch Hardcore, außer alte Klassiker oder Bands wie ISIS, NEUROSIS oder CULT OF LUNA. Logisch ist doch, dass ich dann auch keine Böcke mehr darauf habe, ein HC-Riff nach dem anderen zu spielen. Ich denke, meinen Bandkollegen ging es genauso. Wir hören halt am liebsten Metal – das ist Leidenschaft!“
Was haltet ihr von der derzeitigen Metalcore-Bewegung? Obwohl man schon merkt, dass die besten Zeiten so langsam vorbei sind, ist Metalcore dennoch eine absolute Trendbewegung und auf Konzerten muss man leider immer häufiger feststellen, dass der Begriff „Fashion-Core“ teilweise besser passen würde, da eine gewisse Priorität der Szene auch auf dem Outfit zu liegen scheint. Wie empfindet ihr das?
„Du hast die Frage indirekt eigentlich schon beantwortet. Ich stimme dir absolut zu und finde es oft einfach nur peinlich, wie sich manche Personen verhalten. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass jeder das machen soll, worauf er Bock hat und was er für wichtig hält. Kritisch wird es meiner Meinung nach nur, wenn man als Band in eine Richtung gedrängt wird, in der sich die Personen klar über ein bestimmtes Verhalten oder Erscheinen definieren. Es ist und war nicht immer leicht, uns von dieser Problematik zu distanzieren – wir haben uns aber schon lange damit abgefunden. Viele Leute im Bereich des Metalcore haben einfach noch nicht realisiert, dass sie sich schon wieder im Rückschritt des Fortschritts befinden ... Ich kann auf jeden Fall viele Leute verstehen, die bei der ganzen Sache nur ihren Kopf schütteln.“
Bands wie HEAVEN SHALL BURN und CALIBAN sind sehr erfolgreiche Aushängeschilder der deutschen Metalcore-Szene und waren ursprünglich ja auch wie ihr auf Lifeforce Records. Wolltet ihr euch durch eurer aktuelles Album bewusst von diesem Hype distanzieren, um vielleicht nicht in diesen Topf geworfen zu werden, oder sind solche Dinge eher nebensächlich für euch?
„Schwer zu sagen. Man muss bedenken, dass wir mit CALIBAN und HSB gut befreundet sind und uns auf keinen Fall von ihnen distanzieren wollen. Wir machen total anderen Sound, der nichts mit dem dieser beiden Bands zu tun hat. Wir wollten einfach das machen, was uns Spaß macht und woran wir glauben. Wir haben auf keinen Fall unsere Moshparts weggelassen, um nicht nach CALIBAN oder HSB zu klingen, Bullshit. Es entwickelte sich einfach so und ist, denke ich, auch okay. Wir gehen im Dezember mit CALIBAN auf eine kurze Tour – wollten wir uns von ihnen distanzieren, würden wir das nicht machen. Lifeforce ist mit diesen beiden Bands groß geworden und ich gestehe ihnen den Erfolg absolut zu! Im Grunde genommen ist es uns nach all den Jahren scheißegal, mit wem wir verglichen werden oder wie wir uns anscheinend anhören – solange es keine Faschobands sind, ist mir das egal.“
Nehmen wir an, ihr hättet die freie Wahl – mit welchen Bands würdet ihr gerne einmal auf Tour gehen? Dabei spielt es keine Rolle, ob es diese Bands noch gibt.
„Da fallen mir natürlich spontan Bands ein wie IRON MAIDEN, AC/DC, SLAYER, EDGE OF SANITY, DESTRUCTION, OPETH, AT THE GATES, MOTÖRHEAD. Ansonsten tendieren wir eher dazu, mit befreundeten Bands wie IRA oder DEVIL ATE MY SON zu touren, da wir uns schon ewig lange kennen und auch in der vergangenen Zeit schon wilde Partys gefeiert haben. Klar bringt das Touren mit angesagten Bands mehr im Hinblick auf die Verkaufszahlen und den Bekanntheitsgrad, jedoch ist es uns auch noch wichtig, viel mit befreundeten Bands zu spielen und ausgiebig zu feiern.“
Was kann man von euch in der nächsten Zeit erwarten? Stehen Touren an, oder bastelt ihr vielleicht schon an einem neuen Album?
„Wir spielen sehr viele Wochenendshows und sind aktuell gerade auf der Suche nach einer geeigneten Tour – was sich, glaube ich, bald entscheiden wird. Eine kurze Tour mit CALIBAN, MAROON und NEAERA wird im Dezember stattfinden. Wir haben uns für die nächste Zeit auf jeden Fall eine größere Europatour vorgenommen, dann stehen noch die USA und Japan an. Ihr werdet in nächster Zeit noch viel von uns hören ... Auch proben wir gerade unser Live-Set, um die neue Platte überzeugend präsentieren zu können.“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Thomas Eberhardt
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