FEAR MY THOUGHTS

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Kreativität ohne Grenzen

Allseits bekannt sind FEAR MY THOUGHTS spätestens seit ihrem letzten Longplayer „Vitriol“ auf Let It Burn, der bei den Fans ungemein gut ankam. Mit ihrem neuen Werk „The Great Collapse“ beweist die Band aus Freiburg, die inzwischen bei Lifeforce unter Vertrag ist, erneut, dass ihre Innovation keine Grenzen kennt. Die alten Tugenden wie hardcorelastige Passagen werden mit atmosphärischen, flächigen Parts à la CAVE IN kombiniert, ohne dass man dabei an Tempo eingebüßt hätte. Aber trotz verschiedenster Einflüsse bleiben FEAR MY THOUGHTS immer sie selbst, herrlich eigenständig und abwechslungsreich. Sänger Mathias Ockl gab stellvertretend für das gesamte Quintett Auskunft zum aktuellen Album.
Euer letztes Album „Vitriol“ kam ja auf Let It Burn raus, warum der Wechsel zu Lifeforce?

„Durch die Größe des Labels Lifeforce haben wir mehr Möglichkeiten. Zum einen können wir aufgrund des größeren Budgets bessere und vor allem längere Studioaufenthalte finanzieren, was sich wiederum positiv auf das akustische Erscheinungsbild auswirkt. Zum anderen profitieren wir auch von dem Bekanntheitsgrad, der natürlich zur weiteren Verbreitung unserer Musik beiträgt. Das alles sind Faktoren, die zum Wechsel beitrugen. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass wir bei Let It Burn in irgendeiner Weise unzufrieden gewesen wären. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt, und sind sehr dankbar für alles, was sie für uns getan haben. Unser Wechsel erfolgte in beiderseitigem Einverständnis. Wir unterhalten auch weiterhin gute und freundschaftliche Kontakte zu den Machern bei Let it Burn.“
Wie wichtig ist euch das Label und was hängt davon ab?
„Wichtig ist mit Sicherheit, dass wir uns wohl fühlen, und unsere Interessen gut vertreten werden, dass man sich um uns kümmert, und dass die Kommunikation stimmt. Das alles sind Faktoren, die bei Lifeforce, trotz der Größe, glücklicherweise gegeben sind, was selbstverständlich zu allgemeiner Zufriedenheit beiträgt. Wir standen auch mit einigen anderen Labels in Verhandlung. Die Wahl fiel jedoch eindeutig auf Lifeforce, da hier nicht nur die Musik, sondern auch der Mensch, welcher sie produziert, wichtig ist.“
Ihr seid diesmal sehr experimentell an das Album rangegangen, zumindest klingt alles erfreulich neu. Wie kommt’s?
„Eigentlich gehen wir aus unserer Sicht an jedes Album experimentell heran. Da wir einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack haben, und alles unter einen Hut bringen wollen, ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Wenn du dir die letzten Platten von uns anhörst bzw. die Reviews dazu liest, wirst du mit Sicherheit erkennen, dass genau das der Punkt ist, den viele an FEAR MY THOUGHTS schätzen. Es fällt schwer, uns in eine Schublade zu stecken, da wir zu facettenreich und zu unvorhersehbar sind – und das auch bleiben wollen. Es lässt sich zwar ein gewisser Reifungsprozess in der Entwicklung der Songstrukturen erkennen, allerdings wollen wir trotzdem versuchen, unserer Maxime treu zu bleiben, die lautet, Musik zu machen, die überrascht und neugierig macht, und deren Tiefe sich nicht sofort beim ersten Hören erschließen lässt. Daraus resultiert natürlich, dass sich die zukünftigen Platten sicher nicht so anhören werden, wie die vorherigen. Es wird also spannend bleiben.“
Auch die Songstrukturen an sich haben episches Format, viermal sprengt ihr sogar die Sechs-Minuten-Marke. Wie wichtig sind euch denn die Hörgewohnheiten des Käufers?
„Wir gehen nicht mit bestimmten Absichten an das Komponieren von Songs heran. Wenn wir den Eindruck haben, dass das Lied, so wie es ist, zufrieden stellend ist, lassen wir es enden. Die Wirkung eines Stückes hängt unserer Meinung nach nicht von der Länge ab, sondern von der Intensität, die ihm innewohnt. Wir haben uns zwar vorgenommen, in Zukunft die Stücke kürzer zu gestalten, jedoch soll das nicht bedeuten, dass wir uns und unserer Kreativität einen zeitlichen Riegel vorschieben wollen.“
Wo seht ihr die Unterschiede zum letzten Album?
„Angefangen damit, dass wir, wie bereits erwähnt, mehr Zeit und mehr Geld zur Verfügung hatten, ist der Hauptunterschied mit Sicherheit im besseren klanglichen Erscheinungsbild zu sehen. Auch lässt sich eine gewisse Reife und mehr Arrangement in den Strukturen erkennen. ‚The Great Collapse‘ wirkt runder und flüssiger, da sie einen richtigen Anfang und ein richtiges Ende hat. Wir sind auf den Sound der Platte sehr stolz, da alles so aufgenommen wurde, wie wir es gespielt haben. Das ist mit Sicherheit einer der großen Vorteile der analogen Aufnahmeweise. Das ist zwar komplizierter und aufwendiger, jedoch spiegelt es den kreativen Prozess des Aufnehmens genauer und unverfälschter wider, da der Einfluss des Computers und der verschiedenen Effektgeräte nicht so stark gewichtet wird.“
Auf „The Great Collapse“ ist ja ein kurzer Spoken Word-Text zu hören. Wo stammt der her und wie ihr auf die Idee gekommen seid?
„Wir haben auf fast allen Platten Samples verwendet, da dadurch die Möglichkeit besteht, das Klangbild etwas aufzulockern und zu erweitern. Auch ist es mit Sicherheit für den Hörer spannend, seine Bezüge, bzw. Emotionen zu dem Gehörten einfließen zu lassen und ihn somit wichtige Dinge mit der Platte zu verbinden. Wir erhalten relativ viele Rückmeldungen wegen der von uns verwendeten Samples, da eben Beschriebenes eintritt. Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als ein lokaler DJ, der in einer Metal-Disco auflegt, zu mir kam und sagte, dass er, kurz nach dem 11. September, als Einstieg in den Abend das ‚Outro‘ von ‚23‘ laufen ließ: Charlie Chaplins „Großer Diktator“, und der ganze Raum verstummte urplötzlich und lauschte. Viele wurden dadurch erst auf großartige Filme und deren Message aufmerksam. Das von dir angesprochene Sample stammt aus dem Film ‚Das Leben des David Gale‘. In diesem Zusammenhang passt es besonders zu dem vorhergehenden Lied, dessen Text davon handelt, dass unser Leben davon bestimmt zu sein scheint, etwas Großartiges vollbringen zu wollen, um nicht in Vergessenheit zu geraten.“
Ihr werdet zusammen mit CALIBAN und HEAVEN SHALL BURN als Speerspitze der europäischen Metalcore-Szene gehandelt, und bewegt euch ja in ähnlichen Strukturen. Gibt es Dinge, die ihr als Band von anderen Gruppen gelernt habt?
„Sicher holt man sich von anderen Bands durch das Besuchen von Konzerten gewisse Inspirationen. Allerdings wäre es mir jetzt nicht wirklich bewusst, dass wir etwas von anderen Bands gelernt hätten. Wir sind nicht darauf fixiert, Trends zu setzen oder bereits bestehenden hinterher zu laufen. Uns war es immer wichtig, das zu tun, was uns richtig und wichtig erschien.“
„The Great Collapse“ wurde am 1. Juni auch in den USA veröffentlicht. Was sind eure Erwartungen?
„Wir sind eine europäische Band. Momentan sind unsere Gedanken darauf gerichtet, wie es hier in unseren Breitengraden laufen wird. Es ist bestimmt nicht ganz unspannend, wie sich die Situation über dem Teich entwickelt, jedoch ist es nicht ausschlaggebend oder von besonderer Bedeutung für uns. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt, und freuen uns über jede Honorierung, die unserem Tun entgegengebracht wird.“