Mit „Mukiltearth“ erschien kürzlich das neue Album von THE FALL OF TROY. Aber Moment mal, ist das nun wirklich neu? Hört man genauer hin, merkt man, dass es zwar vier neue Stücke enthält, aber eben auch sechs alte Titel – so alt, dass die Band damals noch THE THIRTY YEARS WAR hieß. Ist das vielleicht die hohe Kunst der Vergangenheitsbewältigung? Oder haben am Ende THE FALL OF TROY keine neuen Ideen mehr? Wir versuchen, gemeinsam mit Drummer und Gründungsmitglied Andrew Licht ins chaotische Dunkel zu bringen.
Gerade ist mit „Mukiltearth“ euer neues Album erschienen. Aber sollte man überhaupt „neues“ Album sagen?
Ja, definitiv. Es sind zwar sechs alte Songs darauf, aber wir haben diese komplett neu eingespielt und teilweise auch noch mal an den Arrangements gearbeitet. Zusätzlich gibt es vier komplett neue Tracks.
Wie kam es dazu?
Ich glaube, wir sind eine Band, die sich sehr stark mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt. Uns sind sehr viele gute Dinge widerfahren, und als wir anfingen, gemeinsam in einer Band zu spielen, konnte wohl niemand ahnen, dass wir dank unserer Musik mal um die Welt reisen dürfen. Nichtsdestotrotz blickt man manchmal zurück und möchte Dinge anders machen können. Wir mochten die sechs Songs der „Martyrs Among The Casualites“-EP einfach so sehr, dass wir diese einer komplett neuen Generation von Hörern nicht vorenthalten wollten. Die Songs waren nur noch schwer verfügbar und vor allem in einer miserablen Qualität. Wir konnten uns selbst einen Wunsch erfüllen und den Tracks nun das Erscheinungsbild verpassen, das sie verdient haben, und sie somit auch einer viel breiteren Masse zugänglich machen.
Wolltet ihr von Anfang an auch neue Songs mit auf „Mukiltearth“ haben?
Ja, wir haben immer mit einem Mix aus neuen und alten Stücken geplant. Es ist auch einfach eine schöne Geschichte, die man mit diesen beiden Seiten erzählen kann. Die Hörer machen quasi aktiv unsere Entwicklung mit und hören, wo wir herkommen und wo wir heute stehen beziehungsweise wohin die Reise gehen wird. Auch uns selbst fiel im Studio noch mal auf, dass die alten Songs schon ein Stück weit die musikalische Grundlage bilden, für das, was THE FALL OF TROY heute ausmacht. Mit „Mukiltearth“ haben wir nun auch unserer Vergangenheit abgeschlossen und alle alten Songs, denen wir eine Auffrischung geben wollten, erledigt. Künftig wird der Fokus wieder auf neuen Sachen liegen. Wir arbeiten momentan konstant an neuen Ideen.
Ihr hattet euch 2010 aufgelöst und habt schließlich 2013 wieder zusammengefunden. Gab es konkrete Gründe für die Auflösung? Und ab wann wusstet ihr, dass ihr wieder eine Band sein wollt?
Wenn du aus einem kleinen Nest wie Mukilteo kommst, aus dem du die ersten 18 Jahre deines Lebens quasi nie rausgekommen bist, und wirst dann in die große weite Welt katapultiert und spielst vor tausenden von Leuten, dann kann dich das sehr stark verändern. Plötzlich gibt es da diese Drucksituationen, obwohl du eigentlich einfach nur Musik machen wolltest. Wir hatten alle so unserer Probleme mit Abhängigkeiten. Ich selbst war über Jahre hinweg drogenabhängig, was mit Sicherheit auch einer der Gründe war, wieso wir uns 2010 aufgelöst hatten. Wir waren allerdings auch einfach ausgebrannt. Das Musikgeschäft verändert sich verdammt schnell und manchmal will und kann man einfach nicht mithalten. Wir haben dann ein paar Jahre später ein paar Angebote für Shows bekommen und angefangen, uns darüber zu unterhalten, ob wir diese nicht einfach annehmen sollten, der alten Zeiten wegen. Ich war damals in keinem guten Zustand, weder psychisch noch physisch. Meine Sucht war auf einem Höhepunkt angelangt. Wir wollten aber unbedingt diese Shows spielen. Wir haben dann relativ schnell gemerkt, dass die Chemie noch immer stimmte und die Pause uns gutgetan hatte. Also haben wir irgendwann wieder angefangen, neue Songs zu schreiben und eine Band zu sein.
Wie geht es dir heute?
Mir geht es sehr gut, vielen Dank. Ich bin mittlerweile Vater eines zweijährigen Jungen und ich habe meine Sucht im Griff. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber die Struktur durch Band und Job und die Verantwortung für ein Kind haben mir geholfen, alles auf die Reihe zu bekommen. Auch wenn die momentane Situation, aufgrund der COVID-19-Krise, für uns als Band alles andere als einfach ist, konnte ich dadurch sehr viel Zeit mit meinem Sohn verbringen. Ihn aufwachsen zu sehen, ist einfach wundervoll.
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