Der ENDHAMMER ist der oberste Überhammer, nur um die Frage nach dem Bandnamen vorwegzunehmen.
Ganz bescheiden benannte sich also der Hamburger Fünfer, der es bisher auf zwei Demos gebracht hat und mir mit seiner absolut groovenden Mischung aus rockigem Hardcore, Metal, Punk und deutschen Texten sehr gefällt. Nach dem ersten Demo war es aufgrund diverser Besetzungswechsel lange Zeit still um ENDHAMMER, aber jetzt melden sie sich eindrucksvoll mit dem 4-Tracker "Hafenklang" zurück, der übrigens für lau im Netz steht und einmal mehr die Hamburger Note der Band betont, die aber glücklicherweise die "Hamburger Schule" geschwänzt hat. Höchste Zeit also, dem für norddeutsche Verhältnisse beinahe manischen Sänger Miro die dunkelsten Geheimnisse zu entlocken.
H wie Hamburg. Würde ENDHAMMER auch ohne das Hafenimage funktionieren? Gäbe es ENDHAMMER aus München?v
Ganz klar, ja. Die wenigsten Texte handeln zwar von Hamburg oder vom Hafen, aber benutzen die Kulisse nur, um Geschichten zu erzählen, die überall hinpassen und mit denen sich viele Leute identifizieren können. Dass wir den Hafen lieben, daraus machen wir ja keinen Hehl, aber ENDHAMMER ist viel mehr als das. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, und als ich vor 20 Jahren mit Freunden meine erste Punkband gegründet habe, stand auf unseren Shirts "Teletrunken - Oersdorf". Und damals war ich nicht weniger von dem Konzept überzeugt, vom Landimage sozusagen. Wir nehmen uns und unsere Außendarstellung weniger wichtig, als von vielen vermutet. Es passt einfach zur Musik und zu unseren Texten und ein bisschen Lokalpatriotismus ist natürlich auch dabei. Und um zum Thema München zurückzukommen: München hatte die glorreichen SCHWEISSER, Hamburg hat ENDHAMMER.
A wie Alkohol. Du schreibst viele deprimierende Texte über Alkohol. Gebranntes Kind?
Nein, eigentlich nicht. Bis zu meinem 17. Lebensjahr habe ich nicht mal Bier angerührt, stattdessen meine Freizeit auf dem Fußballplatz verbracht. Meine Eltern haben so gut wie gar nicht getrunken. Irgendwann habe ich mich für den Rock'n'Roll entschieden und dann kam auch der Alkohol ins Spiel, aber richtig finstere Erfahrungen habe ich nie gemacht. Zumindest fast nie, haha. Ich habe natürlich gerne mal ein bisschen übertrieben, aber das gehört meiner Meinung nach zum Leben dazu. Wichtig ist, dass man sich nicht so an Alkohol oder was auch immer so gewöhnt, dass es ohne keinen Spaß mehr macht. Man muss sich halt immer wieder selbst hinterfragen und kontrollieren. Alkohol als Grundlage für unsere Texte finde ich immer interessant, weil so gut wie jeder den Rausch kennt - Stichwort: Volksdroge - und die Dramen und Tragödien, die er mit sich bringt. Ohne Alkohol würde was fehlen, ob nun gut oder schlecht.
M wie Metal. Schublade auf, ENDHAMMER rein, oder habt ihr doch Hardcore-Einflüsse?
Einflüsse haben wir nun wirklich noch und nöcher, die kann man gar nicht alle aufzählen. Wir sind fünf Typen in der Band, die alle ihre Geschichten erlebt und den Soundtrack dazu aufgesogen haben, da kommt so einiges zusammen. Unsere Schnittmenge ist ENDHAMMER, also das Beste aus Punk, Rock, Hardcore und Metal mit einer Prise Neue Deutsche Welle. Wir sind, auch wenn sich das eingebildet anhört, mit keiner anderen Band zu vergleichen. Das stellt auch Journalisten und Plattenfirmen immer wieder vor Schwierigkeiten, da kommen die lustigsten Vergleiche zustande. Wenn du mich fragst, ich sehe uns irgendwo zwischen SLAYER und Udo Lindenberg.
E wie ENDHAMMER. Was macht die Band aus?
Freundschaft. Freundschaft und Magie. Diese Band ist wirklich was ganz Besonderes, das haben wir mittlerweile erkannt und gehen sehr vorsichtig mit diesem hohen Gut um. Wir haben uns schon einmal verloren und das soll nie wieder vorkommen. Wenn wir zusammen auf der Bühne stehen, wissen wir einfach, dass es nichts Besseres gibt als diesen Moment - das ist uns heilig. Und gemeinsam neue Songs zu machen und eine Platte zu veröffentlichen, dieser ganze kreative Prozess, ist genau das, was wir wollen. Das erfüllt uns und bringt uns durchs Leben - durchs wahre Leben. ENDHAMMER ist mehr als eine Band und der Begriff "Magie" beschreibt es, finde ich, am besten.
R wie Radiokompatibilität. Der letzte Song eures Demos ist sehr melodisch und rockig, Richtung JULI, die ich persönlich durchaus schätze. Der Song könnte glatt ins Radio gehen, wäre das eine Sache, auf die ihr euch einlassen würdet?
Von uns aus können die unsere Songs den ganzen Tag rauf und runter spielen, da haben wir nichts gegen. Aber ehrlich gesagt, interessiert uns das einen Scheißdreck. Wir machen seit Jahren Musik und haben immer nur das getan, was uns Spaß macht, und uns nie auf irgendwelche Kompromisse eingelassen. Zugegeben, "Hafenklang" ist im Gegensatz zu den anderen Stücken etwas ruhiger und melodischer ausgefallen, allerdings wird es wenige Sender geben, die eine Band mit dem Namen ENDHAMMER überhaupt durchs Radio jagen. Schon gar nicht mit derart tiefer gestimmten Gitarren. Kompromisse machen die anderen, wir bleiben uns treu. Uns und den Leuten, die ENDHAMMER dafür lieben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Ollie Fröhlich
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Ollie Fröhlich
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #64 Februar/März 2006 und Ollie Fröhlich