DOCTOR KRÁPULA aus Bogotá, die ihr erstes Album 2002 herausbrachten, sind bereits seit einigen Jahren auch in Deutschland bekannt für ihren Mix aus Ska, Punk, Latino-Mestizo-Sounds. Ich traf die Band nach ihrem Gig im Musikbunker Aachen anlässlich eines Soli-Gigs für Schulprojekte in Kolumbien. Die rebellische Band versteht sich immer auch als eine politisch aktive, bleibt dabei aber undogmatisch und humorvoll, wie auch ihr aktuelles Werk „Animal“ und die Single „Democrazy“ beweisen. Die Jungs um Frontmann Subcantante Mario spielen eine spannende Mischung aus Mestizo Sounds wie man sie von MANO NEGRA kennt oder auch von PANTEÓN ROCOCÓ, aber sie mischen in das Ganze noch ein wenig mehr HipHop, Salsa, Cumbia und neuerdings elektronische Einsprengsel. Die Chicas in der ersten Reihe sind außer Rand und Band bei der Fiesta der Kolumbianer. Danach stand mir Percussionist und Drummer Nico Rede und Antwort.
Nico, wie habt ihr das organisiert, hier in Europa zu spielen?
Es ist ja bereits die siebte Tour von DOCTOR KRÁPULA in Europa. Wir hatten das Glück, in Medellín einen Deutschen zu treffen, der in Kolumbien lebt, der dann die ersten Konzerte vermittelt hat. Das war 2010 und wir spielten im Winter in Deutschland unsere ersten Shows. Es war eine neue, gute Erfahrung für uns, Europa ist einzigartig, wenn es um die Organisation von Konzerten geht. Oft ist es außerhalb Europas so, dass wir nur ein paar Songs spielen können, oder es sind riesige Distanzen für ein paar Gigs zu überbrücken, dann gehen wieder nur Wochenenden, dazu kommen miese Soundanlagen und so weiter. Heute sind wir gut aufgehoben bei Patchanka, unserer Agentur in Deutschland.
Wie seht ihr die derzeitige Entwicklung in Kolumbien, nachdem Präsident Santos nach heftigem Widerstand der ultrarechten Anhänger von Álvaro Uribe nun doch noch ein Friedensabkommen mit der FARC abgeschlossen hat, während es etwa in Venezuela ja eher nach Bürgerkrieg aussieht?
Das ist sicher die Sicht von außen, aber in Kolumbien sind natürlich nicht alle Leute zufrieden mit dem, was die Regierung macht. Es ist ja nicht so, das es keine Probleme mehr gibt, trotz des Abkommens mit den FARC-Rebellen. Innerhalb der Band haben wir dazu auch unterschiedliche Meinungen, die einen sind Anarchisten, die anderen stehen politisch eher links und gehen auch wählen. Um die Korruption, die Pseudo Demokratie, wie sie fast überall vorherrscht, geht es übrigens in unserem Song „Democrazy“, der das Thema eher ironisch angeht.
In Kolumbien spielt ihr vor einem riesigem Publikum, ihr habt ja sogar den Latin Grammy gewonnen, in Europa spielt ihr ja eher in kleinen oder mittleren Clubs, so wie heute – wie empfindet ihr diesen Unterschied?
Für uns ist es generell egal, ob wir vor 20.000 oder 100 Leuten spielen, die Show ist die gleiche und es endet immer in einer großen Fiesta. Aber klar, hier ist es familiärer, wir sind ganz froh, mehr direkten Kontakt zum Publikum zu haben. Aber es ist auch so, dass wir in Kolumbien und generell in Lateinamerika immer auf unsere Hits beschränkt werden, während hier die Leute offener sind, so wie heute bei unseren neuen Songs. Wir wollen ja nicht immer dasselbe spielen, sondern uns entwickeln. Wir haben diesmal vielmehr Elektronik und Keyboards benutzt als früher. Das kommt gut an hier. Außerdem ist es in Europa einfacher zu touren, die Straßen sind viel besser, die Organisation auch, was sonst nicht immer der Fall ist. Wir spielen bald wieder in Mexiko, auf dem größten Festival dieser Art ganz Lateinamerikas. Da singen dann 50.000 Leute während der ganzen Show mit. Das ist neben Deutschland unser beliebtestes Auftrittsland.
Ihr lebt ja alle von der Musik, seid Stars in eurem Heimatland, aber offenbar trotzdem immer auf dem Boden geblieben.
Wir sind sehr bekannt in Kolumbien, aber wir sind ja keine wirklichen internationalen Rockstars, haha. Wir können davon ganz normal leben, aber wir haben keine Luxusvillen oder teure Autos – auch wenn das andere gerne mal glauben. Wir freuen uns, dass wir in Costa Rica, Argentinien, Mexiko, USA und Europa spielen können und damit genug verdienen, um davon zu leben.
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