Der Festivalsommer 2022

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Eine Statusabfrage bei Back To Future, Ruhrpott Rodeo und Mission Ready

2020: Alles abgesagt. 2021: Zunächst Hoffnung, dann doch nichts. 2022: Es muss wieder was gehen! Und so haben wir die Macher von drei großen Punk-Festivals gefragt, was bei ihnen nach drei Jahren Pause diesen Sommer so gehen wird. Unsere Fragen beantworten Daniel vom Back To Future, Alex vom Ruhrpott Rodeo und Steffen vom Mission Ready.

Wie oft habt ihr euer Festival mittlerweile umgeplant?

Alex: Insgesamt zweimal, obwohl man sagen muss, dass ich ja zum Beispiel das Booking zum Großteil zwei Jahre mitgezogen habe. Auch ein großer Teil der Logistik wie zum Beispiel Toilettenwagen, Zäune und so weiter war noch nicht fest gebucht, als das mit Corona losging. Die Situation war die letzten zwei Jahre so in der Schwebe, dass keiner mehr Verträge unterschrieben und Vorkasse geleistet hat.
Daniel: Wir sind bereits in der vierten Planungsrunde! Die erste Festivalausgabe nach dem berauschenden Fest 2019 hatten wir bereits im April 2020 in den Juli 2021 verlegen müssen. Im Mai 2021 hatten wir uns dazu entschlossen, die Veranstaltung vom Juli in den September zu verlegen. Die Freigabe von ersten Impfstoffen und die Erfahrungen aus dem Vorjahr mit niedriger Sommer-Inzidenz gab uns die Hoffnung, im September „über den Berg“ zu sein und dann mit konsequenten Maßnahmen wie einem eigenen Festival-Testzentrum und datenschutzrechtlich sauberer Kontaktnachverfolgung eine „Insellösung“ schaffen und ohne Masken- und Abstandspflicht veranstalten zu können. Ein von uns ausgearbeitetes Modellprojekt ist bis in Ministerien-Kreise vorgedrungen, blieb letztendlich aber eher erfolglos.
Steffen: Wir sind gerade wie die meisten Kollegen bei der dritten Planung, wobei es Stand Ende Februar nicht zu 100% abzusehen ist, unter welchen Auflagen wir im Sommer produzieren dürfen. Jetzt sind wir an dem Punkt, dass wir mit einer Kalkulation von 2019 arbeiten, die 2022 keine Relevanz mehr hat . Das wird für viele Festivalbetreiber schwer zu kompensieren sein. Außer du bist einer der Global Player, die so was finanzieren können. Gerade für die Größen von 5.000 bis 8.000 Besuchern wird das zu einem der großen Probleme 2022, was dann auch gleich in die Planung für 2023 mit reinspielt. Bis wohin kann ich die Ticketpreise erhöhen, dass es gegenüber dem Kunden noch zu rechtfertigen ist? Plus dass Deutschland in Europa die meisten Open Airs und Arena-Shows hat und noch mehr dazukommen werden. Die deutsche Variante des Download Festivals zieht dann mal eben 75.000 Tickets vom Markt ...

Wann in der Pandemie wart ihr vielleicht an dem Punkt, diese Zuversicht zu verlieren?
Alex: Ich bin sehr zuversichtlich, dass der Sommer relativ normal verlaufen wird. Für mich war die zweite Absage schlimm. Als wir 2020 absagen mussten, haben wir irgendwie gedacht, ein Jahr ist doch nicht so schlimm. Wir haben dann einen Livestream gemacht, das hat uns als Crew auch irgendwie zusammengeschweißt und die Stimmung war die ganze Zeit so nach dem Motto: „Nächstes Jahr ist alles vorbei und dann geht’s wieder richtig los.“ Als dann klar wurde, dass dem nicht so ist, ging es mir eine Zeit lang echt dreckig. Da kamen auch schon mal Gedanken hoch, das alles hinzuschmeißen.
Daniel: Ich möchte klarstellen, dass ich das Virus sehr ernst nehme und der Wissenschaft vertraue. Ich bin auch der Meinung, dass die Schwurbler:innen ihren Teil dazu beitragen, dass wir noch keinen großen Schritt weitergekommen sind. Nach den vielen Nackenschlägen und dem betriebenen riesigen Aufwand in den letzten beiden Jahren bin ich mal verhalten optimistisch, ähnlich wie zum gleichen Zeitpunkt letzten Jahres. Die große Frage wird sein, wie hoch der Lerneffekt bei Bundes- und Landesregierung seit Pandemiebeginn ist. Stand Ende Februar gibt es selbst für Outdoor-Festivals immer noch keine wirklichen Perspektiven. Von Besucherbeschränkungen und nicht definierten „niederschwelligen Basisschutzmaßnahmen“ ist die Rede. Aus den letztjährigen Erfahrungen, dass die Veranstaltungswirtschaft null Lobby hat, ist die Zuversicht bei mir noch nicht wirklich hundertprozentig zurück. Mit der „Rock’n’Roll Butterfahrt“ hat ein erstes Lieblingsfestival die Segel bereits gestrichen. Die entscheidenden Personen in den übergeordneten Ämtern vermuten, dass sich so ein Festival wie ein Kindergeburtstag planen lässt. Gewiss ist allerdings: Es wird kein Back To Future Festival auf Picknickdecken oder in separierten Karrees mit Abstand, Mundschutz oder letztendlich auch noch mit Alkoholverbot geben.
Steffen: Dass es mich selbst Ende 2021 sehr heftig mit COVID-19 erwischt hatte, war nur noch das Tüpfelchen auf dem i für die letzten zwei Jahre. So wirklich bei Null war ich aber nie. Klar hatte ich auch Ansätze von depressiven Phasen, wenn wir so was wie einen Hoffnungsschimmer hatten, der sich dann wieder zerschlagen hat . Als lokaler Veranstalter zum fünften Mal eine Show zu verlegen, war dann doch nicht ganz so spaßig. Das hat sich dann auch in den Reaktion des Publikums widergespiegelt, die dann auch nicht mehr dran geglaubt haben, dass so eine Show jemals stattfinden wird. Doch das Ganze war und ist auch eine mächtige Herausforderung und ein Zeichen für mich, mein ganz privates Leben nicht zu abhängig von den Shows zu machen.

Was wird für euch das diesjährige Highlight sein?
Alex: KREATOR wird auf jeden Fall eines meiner Highlights! Bevor ich Punkrock so richtig entdeckt habe, war ich Thrash Metal Kid rund um die Zeche Carl. Ich komme ja aus Gladbeck, da war die Zeche mit dem Fahrrad gut zu erreichen. Irgendwie habe ich total Spaß daran, diese Welten jetzt vereint beim Rodeo zu sehen. KREATOR sind schon immer die Metal-Band gewesen, auf die sich viele Punkrocker einigen können, und dass sie auf dem Ox-Cover waren, hat natürlich auch dazu beigetragen, dass nun endlich die Zeit dafür reif war, sie zum Rodeo einzuladen. Und irgendwie verkörpern KREATOR für mich auch Ruhrpott pur, auf so eine total positive Art. Sie haben es geschafft, ein Stück Ruhrpott in die weite Welt hinauszutragen – genau das, was ich mir vom Rodeo auch ein bisschen erhoffe.
Daniel: Das eigentliche Highlight wäre, am 21. Juli nach drei Jahren wieder unter ganz normalen Veranstaltungsbedingungen ein ausverkauftes BTF-Festival zu eröffnen: Publikum und Crew wieder vereint. Wenn du auf das Line-up anspielst, könnte der Auftritt von A+P mein persönliches Highlight werden. Andere Leute aus der Crew freuen sich auf eine der raren Shows von SMOKE BLOW, die sind nach 16 Jahren wieder mal in Glaubitz. King Khan, THE OPPRESSED und THE SHOCKS sind weitere Bands, die man eher selten sieht. Auf ein Wiedersehen mit unseren Freunden DIE LOKALMATADORE und LOIKAEMIE freuen wir uns natürlich auch. Eigentlich ist das Line-up so zusammengestellt, dass man keinen Act einzeln herausheben möchte.
Steffen: Wieder selbst auf Tour gehen zu können! Ich bin gerade so was von voll mit Energie, die muss raus! Die erste Show, die komplette ohne Corona-Maßnahmen stattfinden wird, auf die freue ich mich. Diese Energie zu spüren, die bei unseren Shows entsteht. Musiker und Publikum zu treffen, um sich auszutauschen.

Alex, du bist diesmal nicht nur als Veranstalter dabei, sondern auch mit SLIME, wo du trommelst. Was denkst du, wie wird das sein, mit eurem neuen Sänger Tex vor dieser Menge?
Alex: Das wird sehr aufregend! Es wird ja der erste Auftritt mit Tex überhaupt sein, und dann direkt vor so einer Meute. Tex hat noch nie auch nur ansatzweise vor so einem großen Publikum gestanden, seine Welt waren bisher die U-Bahn-Stationen in Berlin. Ich habe uns für die Tage vor dem Rodeo einen Proberaum in Gladbeck organisiert. Die komplette Band kommt schon ein paar Tage vorher an und wir spielen jeden Tag einmal das komplette Set durch. Die Tage vor dem Rodeo bin ich ja mit dem Aufbau sehr eingespannt, aber die Zeit muss sein. Tex wird erst kurz vor dem Auftritt zum Festival kommen und dann performen, als ob es um Leben und Tod geht. Ich habe ihm gesagt, falls ihm das zu viel ist mit den ganzen Leuten, soll er sich einfach vorstellen, dass da eine riesige Fototapete ist. Das wird ein Sprung ins kalte Wasser, aber wir wollen das alle so. Wenn der Auftritt auch nicht perfekt wird, dann war es auf jeden Fall ein Seelenstrip für uns alle und das wird das Publikum spüren. Mit so einem Knall als Band zurück auf die Bühne zu kommen, ist genau das, was wir nach den letzten zwei Jahren brauchen.

Wie sieht generell die Zukunft von Festivals wie euren aus? Allenthalben ist von massig gestiegenen Kosten die Rede, es besteht die Sorge, ob überhaupt genug Fachpersonal für Bühne, Technik etc. reaktiviert werden kann, da viele der Spezialist:innen sich zwangsläufig beruflich umorientiert haben.
Alex: Es wird definitiv nicht leichter, so ein Festival zu organisieren. Das ist aber nicht erst seit Corona so. Viele Festivals in der Größenordnung des Ruhrpott Rodeo haben in den letzten Jahren aufgegeben. Das liegt zum einen daran, dass es immer mehr Auflagen zu erfüllen gab, und zum anderen, dass ein großer Teil des Veranstaltungswesens mittlerweile in den Händen einiger großer Konzerne ist. Corona hat diesen Prozess letztendlich beschleunigt. Auch wenn das Ruhrpott Rodeo mittlerweile ja nicht mehr ganz so klein ist und einige da vielleicht schon Turbokapitalismus wittern, ist das eine Veranstaltung, die von zwei Leuten in einem 20 qm großen Büro organisiert wird. Dahinter steckt kein großer Konzern und kein „global player“. Diesen Fachpersonal- und Technikmangel gibt es tatsächlich. Zum Glück haben wir über die Jahre sehr treue Partner und sind was Bühne, PA, Zäune etc. betrifft auf der sicheren Seite, aber an einigen Stellen merken wir das trotzdem ganz deutlich. Kassen- und Backstage-Container sind extrem Mangelware aktuell, weil sehr viele gerade im Einsatz für Corona-Testzentren sind. Es wird insgesamt diesen Sommer mehr Veranstaltungen geben als je zuvor, weil sich zum Beispiel ja viele Bands, die sonst im Zwei- oder Drei-Jahres-Rhythmus touren, jetzt 2022 knubbeln, und da wird das mit der verfügbaren Technik ganz schön eng. Mit Fachpersonal sieht es ähnlich aus. Viele mussten sich in den letzten zwei Jahren umorientieren und haben feste Jobs angenommen. Die geben ihre neu gewonnene Sicherheit nicht einfach wieder auf, um den Sommer über auf Festivals zu arbeiten. Es wird ein spannendes Jahr, in jeder Hinsicht.
Daniel: Ja, die Gefahr ist tatsächlich sehr groß beziehungsweise es bestätigen sich deine Vermutungen bereits in ersten Anfragen und Angeboten. Es sind allerdings nicht nur die gestiegenen Preise, die uns Sorgen bereiten, auch die allgemeine Verfügbarkeit einzelner wichtiger Medien ist vom dreijährigen Veranstaltungsstopp betroffen. Bei eher szeneuntypischen Lieferanten greifen dann auch noch die Gesetze des kapitalistischen Marktes, auf deren Dienstleistungen sind wir dennoch angewiesen. Unsere ursprüngliche Denkweise, nach der Pandemie könnte alles wieder einen Schritt zurück zur Normalität gehen, hat sich eher umgekehrt. In Sachen Bühnen- und Soundtechnik sind wir bei Friedemann in allerbesten Händen. Er betreut etliche bekannte Festivals in unserer Größenordnung. Wir hatten 2020 eine erfolgreiche Startnext-Kampagne gestartet. Der Großteil der Spenden wurde direkt an ihn und seine angewachsene Familie übermittelt. Es war eine Art Überbrückungshilfe unserseits, da auf staatliche Hilfen mit den speziellen Regularien nur bedingt oder bis gar kein Anspruch bestand.
Steffen: Das wird interessant. Es werden Zusammenschlüsse entstehen, die vor Jahren noch undenkbar waren. Die Problematik mit Personal und Material wird kommen, verbunden mit einer Kostensteigerung. Viele Solo-Selbständige werden nicht mehr zurückkommen. Die haben jetzt Nine-to-five-Jobs und sind am Wochenende bei ihren Familien und können im Sommer auch mal in den Urlaub fahren. So spaßig war dann der Rock’n’Roll doch nicht, dass diese Kollegen zurückkommen. Arbeitstage mit 14 Stunden an Wochenenden sind eben nicht wirklich attraktiv. Und dann gilt es, für die Zukunft ganz wirtschaftlich zu entscheiden, ohne Emotionen, macht diese Show, dieses Open Air noch Sinn. Es kann ja nicht sein, dass es heißt: Raus aus Corona, rein in die Insolvenz.

Alex, was hat sich generell in den letzten zwei Jahren bezüglich der Organisation und Durchführung des Ruhrpott Rodeo geändert?
Alex: Einiges! In den letzten Jahren gab es ja immer neue Herausforderungen. Es ist kaum ein Jahr vergangen ohne Veränderungen. Das fing an mit der Loveparade-Katastrophe, danach wurde der Veranstaltungsszene das Thema Sicherheit mal richtig bewusst und es gab viele neue Auflagen. Es gab Terroranschläge, wodurch sich wieder andere Herausforderungen aufgetan haben. Letztendlich standen wir sogar durch die Eichenprozessionsspinner-Plage von 2019 vor neuen Aufgaben. Wir mussten vor dem Festival die Nester in den umliegenden Bäumen absaugen lassen. Durch Corona wird jetzt natürlich das Thema Hygiene großgeschrieben, da weiß ich noch nicht genau, wie sich das auswirken wird. Themen wie Diversität und Inklusion sind auch in den letzten zwei Jahren berechtigterweise in den Mittelpunkt gerückt. Wir erarbeiten gerade unser Awareness-Konzept komplett neu, das werden wir bald vorstellen. Menschen mit Handicap werden es in Zukunft leichter haben, sich auf dem Festival frei zu bewegen. Dazu gibt es bald umfangreiche Infos auf unseren Kanälen. Und 11 von bis jetzt 37 gebuchten Bands haben eine Beteiligung von nicht-männlichen Personen, das ist mehr als je zuvor und definitiv auch eine Entwicklung der letzten beiden Jahre.

Daniel, ihr seid ja im Vergleich zu kommerziellen Veranstaltern als gemeinnütziger Verein in einer Sonderrolle. War beziehungsweise ist das in dieser Situation ein Vorteil?
Daniel: Die Sonderrolle mit dem vergünstigten steuerlichen Aspekt für einen gemeinnützigen Verein ist hinlänglich bekannt und nicht situationsbedingt. Um als Verein den Status „gemeinnützig“ zu erhalten und auch zu bewahren, bedarf es jeder Menge Vereinsarbeit. Wenn deine Frage darauf zielt, ob wir als Verein in der pandemischen Lage von mehr Förderungen und staatlicher Hilfe gegenüber kommerziellen Veranstaltern profitieren, muss ich klar nein sagen – ganz im Gegenteil! Bei all den pandemiebedingten staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wie Überbrückungshilfen, Härtefallhilfe, Neustarthilfen und wie sie alle heißen sind wir nicht antragsberechtigt und es werden unsere eher minimalen Fixkosten auch nicht übernommen. Auch ich persönlich falle mit meinem Nebengewerbe zur Unterstützung des Festivals komplett durchs staatliche Förderungsraster. Da ich mich auch eine Zeit lang mit den Fördermaßnahmen beschäftigt hatte, wage ich mal zu behaupten, dass von diesen Hilfsangeboten eher die kommerziellen Veranstalter, die kommerziellen Bands und Clubbetreiber profitieren konnten. Sprichst du uns auf die Festival- und Clubförderungen von Neustart Kultur an, dann kann ich dir sagen, dass wir den Antragsmarathon erfolgreich bewältigt haben und daran teilnehmen. Ja, wir als Verein durften hier mitkicken und konnten uns einen Krümel von dem großen Kuchen sichern. Wir hatten somit die finanzielle Möglichkeit, das Festivalgelände an einigen Stellen zu sanieren und an anderen Stellen etwas Neues entstehen zu lassen. Außerdem müssen die Vereinsmitglieder:innen IT-mäßig nicht mehr auf private Geräte zurückgreifen. Dafür mussten wir uns vertraglich verpflichten, die Logos der Förderer, Unterförderer und bearbeitenden Institutionen auf allen Plattformen im Förderzeitraum abzubilden. Kein Problem, machen wir doch in diesem Fall gern! Ich denke mal, dass der Großteil der kommerziellen Szene-Clubs und Veranstalter von den unterschiedlichsten staatlichen Maßnahmen profitiert hat oder sie es letztendlich nicht nötig hatten, und das würde mir mehr zu denken geben.

Anfang 2021 gab es eine recht hitzige Debatte mit Fokus auf eine stärkere, ja ausgeglichene Repräsentiertheit von Frauen auf der Festivalbühne. Was hat sich diesbezüglich bei euch im Billing geändert oder wird sich künftig ändern?
Daniel: Ich finde es total krass, dass das Thema erst durch die angestoßene Debatte erhöhte Aufmerksamkeit erhielt und dies leider auch erst 2021 und das in einer Szene, die gegen das Patriarchat und für die Gleichstellung aller Geschlechter stehen möchte. Ich fühle mich als einer der Booker des Back To Future Festivals allerdings auch ertappt. Dennoch hatten wir bereits 2018 intern besprochen, ein vermehrtes Augenmerk auf Bands mit Frauenbeteiligung im Line-up zu legen. Musikalisch fühle ich mich seit jeher Bands wie DIE FIRMA mit Tatjana Besson, IDEAL, HANS-A-PLAST, X-RAY SPEX, VICE SQUAD, AVENGERS, BIKINI KILL, THE SELECTER, BAMBIX, DISTILLERS zugehöriger als irgendwelchen Macho-Hardcore-Bands, bei denen vor der Bühne im Moshpit maskuline Stärke bewiesen werden muss. Ich denke, das spiegelt sich auch in der musikalischen Ausrichtung unseres Festivals und somit in dem im Vergleich hohen Frauenanteil unseres Publikums wider. Ja, wir schauen mittlerweile immer bewusster beim Booking auf den weiblichen Anteil auf der Bühne, allerdings ohne uns da ein prozentuales Limit zu setzen oder das Billing davon abhängig zu machen. Es sollte musikalisch zum Festivalcharakter passen, und weil es dies tut, spielen bereits dieses Jahr in mehr als einem Drittel aller Bands Frauen mit beziehungsweise sind female-fronted. Das freut uns riesig und wenn man dies mit anderen Festivals vergleicht, haben wir da auch eine Vorreiterrolle. Und ... girls to the front! Seit kurzem haben wir eine weibliche Doppelspitze im Vereinsvorstand!