DEFTONES

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Bestandsaufnahme

Mit „Ohms“ knüpfen die Kalifornier an ihr 2016er Release „Gore“ an. Dabei arbeiteten sie zum ersten Mal seit 2003 mit Produzent Terry Date zusammen, der sich schon für den markanten Sound des Debüts verantwortlich zeigte. Grund genug sich mit Schlagzeuger und Gründungsmitglied Abe Cunningham zusammenzusetzen.

Vor kurzem veröffentlichten DEFTONES ein Video zu „Ohms“ und brachen damit das Schweigen um das neue Album. Es war ein erster Vorgeschmack und gleichzeitig der Titeltrack. Zuvor hatte die Band ihre Social-Media-Kanäle schwarz geschaltet und damit eine Vorfreude generiert, die in dem Video-Release gipfelte. Abe erinnert sich an den Drehtag: „Es war ziemlich seltsam. Wir haben zwei Videos direkt hintereinander geschossen. An ein und demselben Tag haben wir erst das Video zu ‚Genesis‘, das jetzt die Tage irgendwann rauskommen wird, und das Video zu ‚Ohms‘ gedreht. Das war ziemlich wild, aber durch COVID-19 waren wir mehr oder weniger dazu gezwungen. Das war letztlich eine recht ungewöhnliche, aber coole Erfahrung. Wir haben das zu Hause bei uns in Sacramento gedreht, auch wenn wir schon lange nicht mehr alle dort wohnen. Aber wir haben dann ausgenutzt, dass wir dieselbe Beleuchtung und dasselbe Equipment, etwa die Kameras, nutzen konnten. In diesen seltsamen Zeiten muss man sich eben anpassen. Adapt and overcome, haha.“

Mit „Ohms“ finden DEFTONES wieder zurück zu alter Stärke. Für mich ist es das beste Album seit „Diamond Eyes“ und auf einem Level mit den ersten Releases. Ich möchte wissen, ob die Band einen bestimmten Sound für „Ohms“ anstrebte oder ob sich alles ganz organisch entwickelte. „Wenn wir uns treffen, sind eigentlich nie ganze Songs fertig. Es gibt vielleicht ein Riff oder eine Gesangslinie und dann jammen wir, ganz so wie immer. Die Musik ist ein Nebenprodukt davon, dass wir zusammen rumhängen und Spaß haben. Wir denken nicht allzu viel darüber nach, es kommt einfach, wie es kommt. Wir verbringen einfach Zeit zusammen. Dann beginnt ein neuer Songs vielleicht mit einem meiner Drumbeats oder mit einer Spur auf dem Keyboard und der Rest ergibt sich irgendwie. Wir leben wie gesagt nicht mehr alle in derselben Stadt, aber natürlich sind wir alte Freunde, die es dann nutzen, sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen und eine gute Zeit zu haben und einfach zu jammen.“

Eine Frage interessiert mich besonders: Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren wieder mit Produzent Terry Date zu arbeiten? Und wie hat dieser zum Sound der neuen Platte beigetragen? „Es war definitiv interessant. Es ist jetzt die sechste Platte mit ihm zusammen, ‚B-Sides And Rarities‘ eingerechnet. Auch nach all den Jahren wissen wir noch sehr gut, wie er arbeitet. Schließlich haben wir unsere ersten Alben mit ihm aufgenommen. Es fühlte sich direkt angenehm vertraut und gut an. Ja, so kann man es beschreiben“.

Zum zwanzigsten Geburtstag des Klassikers „White Pony“ haben sich DEFTONES etwas ganz Spezielles einfallen lassen. In einem Livestream-Event verkündete die Band den Fans, dass es ein Remix-Album zu „White Pony“ geben würde, um das runde Jubiläum zu feiern. Das Besondere daran: Jeder Song wird von einer anderen Person geremixt. „Das Lustige ist, irgendwie spukte dieses Remix-Album schon lange in unseren Köpfen, sogar bevor ‚White Pony‘ überhaupt fertig war, haha. Und dann zu sehen, wie es zwanzig Jahre danach Realität wird, ist wirklich cool. Jeder Track wird von jemand anderem neu aufgelegt. Viel mehr kann ich dir leider noch nicht verraten, ohne deswegen Schwierigkeiten zu bekommen, haha.“

Welcher Track des neuen Albums gefällt Abe besonders? „Das ist dann wohl ‚Genesis‘. Er ist heavy as hell, aber auch schön langsam. Es war der erste Song, den wir geschrieben haben, und ich erinnere mich noch, wie wir beim Jammen alle gleichzeitig anfingen zu grinsen, weil wir wussten, dass wir hiermit alle zufrieden sind und es fühlen. Es ist natürlich auch immer die eine Sache, solche Songs aufzunehmen und sie auf Platte zu hören, und eine andere, sie dann wirklich live zu spielen.“

In einem Interview las ich vor ein paar Tagen, dass Chino Moreno, Sänger der DEFTONES, eigentlich immer eine Band gründen wollte, um Schlagzeug zu spielen, dann aber merkte, dass Abe das besser kann, und sich dann auf das Singen konzentrierte. Ich will wissen, ob das schon einmal Thema war. „Haha, lustig dass du das ansprichst. Wir haben uns damals alle durchs Skateboarden kennen gelernt. Wir kommen ja eigentlich alle aus Sacramento und sind zusammen auf die Junior High und die Highschool gegangen. Wir waren, glaube ich, zwölf, als wir uns kennen lernten. Und Chino hatte dann irgendwann ein Drumset zu Hause. Ich war bei ihm und dann spielte ich einen Song von U2, ‚Sunday bloody sunday‘ und da war er so baff, dass irgendwie klar war, dass ich Drums spielen würde in einer gemeinsamen Band.“

So langsam kommen wir zu einem Ende und Abe verliert sich noch einmal kurz in Dankbarkeit über das Bandleben und seine Karriere mit den DEFTONES: „Es gibt immer Hochs und Tiefs, aber ich habe das alles nie für selbstverständlich genommen. Ich bin sehr dankbar, dieses verrückte Leben eines Rockmusikers führen zu können. Es ist unglaublich für mich. Jedes einzelne Mal, wenn wir auf die Bühne gehen, spüre ich diese Dankbarkeit. Es sind mir hunderte total verrückte Dinge passiert. Aber am verrücktesten war es sicherlich, vor über 200.000 Menschen in Brasilien zu spielen.“ Bleibt zu hoffen, dass bald wieder große Konzerte stattfinden dürfen. Die DEFTONES werden auf deutschen Bühnen nämlich bereits schmerzlich vermisst, denn „Ohms“ ist eine Platte, die viele potenzielle Songs für die Setlist bietet.