DEEP EYNDE

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SoCal Vampire Rockers

Nie wieder Übach-Palenberg. In der Hoffnung, einen grandiosen Abend beim People Like You-Festival zu erleben, machten wir uns auf in die Einöde vor Köln. Und erlebten eine böse Überraschung nach der anderen. Die miese Beschilderung ließ uns den Auftritt von THE DEEP EYNDE verpassen, die fehlerhafte Gästeliste erforderte Diskussionen, der unerträgliche Sound versaute uns das Konzerterlebnis und das lethargische Publikum ruinierte den Abend völlig. Wenigstens Fate Fatal, Sänger von THE DEEP EYNDE, war gut drauf, überließ mir ein kleines Beruhigungsbierchen und antwortete geduldig auf alle Fragen.

Fate, mit eurem Album „Shadowlands“ werdet ihre viele alte Fans vor den Kopf stoßen. Wo sind eure Gothic-Roots geblieben? Das neue Werk ist ein pures Punk-Album ...


„Sie sind immer noch da. Genauso wie auch der Punkrock immer Teil unseres Sounds war. Es ist immer noch dieselbe Musik, nur eben nicht mehr so klar einzuordnen und das theatralische Element ist etwas reduziert. Aber warum überhaupt diese Einordnungen? In den 80ern sind die Punks auch zu CHRISTIAN DEATH gegangen und die Goths zu CIRCLE JERKS. Wir spielen jetzt mit Bands wie AGNOSTIC FRONT, 999 oder MAD SIN, aber auch auf Death-Rock-Festivals.“

Welches würdest du als euer echtes Publikum bezeichnen?

„Wahrscheinlich schon die Death-Rock-Leute, denn THE DEEP EYNDE ist immer noch eine sehr dunkle Band. Ich singe weiterhin über die gleichen Dinge wie vorher, als wir noch mehr Gothic waren. Nur dass ich es jetzt nicht mehr so süßliche und atmosphärische Metaphern benutze, sondern direkt auf den Punkt komme. Statt ‚Ich sitze hier in schwarzem Samt und schaue auf den blauen Mond‘, heißt es jetzt: ‚Mir geht’s Scheiße und ich will mich umbringen, weil meine Freundin mich verlassen hat.‘ Aber die Death-Rocker, die ja ohnehin auch oft Punk hören, kommen damit sicher klar.“

Geht ihr auf euer Publikum ein, spielt ihr ältere Songs, wenn die Schwarzkittel da sind?

„Minimal. Wir haben quasi ein festes Set mit ein paar wechselnden Songs. Vor einem AGNOSTIC FRONT-Publikum packen wir dann natürlich nicht die langsamen Düster-Stücke aus, die würden uns ja umbringen. Die gibt es dann dafür eben auf den Goth-Festivals zu hören.“

Du passt aber auch deinen Look an, heute der Punk-Look, früher das Rüschenhemd.

„Im Prinzip ist es doch egal, wie ich aussehe, ich könnte auch in Blue Jeans und weißem Shirt auf die Bühne gehen. Aber es ist nun mal so, dass bei einem Goth-Konzert das Publikum extrem darauf achtet, dass deine Bühnendarstellung zu den Lyrics und der Musik passt. Bei Punk ist das nicht so, also brauch ich mich auch nicht so zurecht machen, was auch ganz angenehm ist. Bei Punk zählt die Musik und das ist auch das, was uns wichtig ist.“

Es scheint, als gäbe es neben euch derzeit einige Bands, die sich in dieser Schnittmenge aus Gothic und Punkrock ganz wohl fühlen.

„Das sehe ich auch so, einige Bands wollen den schwülstigen Gothic-Ballast abwerfen und wieder mehr rocken. Gerade in Los Angeles gibt es derzeit massig Death-Rock-Bands, die viele Punk-Elemente in ihrem Sound haben.“

Und dann gibt es jene, die mit dem Sound von MISFITS, THE DAMNED, TSOL etc. arbeiten, also von vornherein einen Düster-Punk-Sound kreieren wollten.

„Richtig, die MISFITS sind auch ein großer Einfluss für THE DEEP EYNDE. Wobei sie nicht meine erste Liebe waren, sondern SIOUXSIE AND THE BANSHEES. Aber ich musste all deren Platten verschenken, weil ich sie mich so beeinflussten, dass ich anfangs genau wie sie klang. Aber wenn man älter wird, nimmt man irgendwann von überall Einflüsse auf und arbeitet die ohne Scheuklappen in seinen Sound ein. Nach dieser Tour klingen wir vielleicht wie DEADLINE und brüllen ‚Oi! Oi! Oi!‘.“

Ihr habt auch auf „Shadowlands“ einige ältere Songs neu aufgenommen und im Hinblick auf euren neuen Sound bearbeitet. Warum?

„Weil ich die Stücke so stark fand, dass ich sie den neuen Fans vorstellen wollte. Einige der Tracks wurden nie so aufgenommen, wie ich sie haben wollte. Die Demos waren noch roh und rockig, und auf den Alben klangen sie dann zu zahm und poppig. Jetzt endlich hören sich die Songs an, wie sie letztendlich klingen sollten.“

Death-Rock ist ja ebenso unpolitisch wie Gothic, jedenfalls bekommt
man kaum mit, dass sich Bands politisch äußern. Du dagegen nimmst kein Blatt vor den Mund.


„THE DEEP EYNDE sind jetzt trotzdem nicht plötzlich eine Polit-Punk-Band. Ich brauche keine Flaggen verbrennen, das habe ich hinter mir, aber natürlich mache ich meinen Mund auf. Unser Land ist ‚fucked‘, es hat kein Fundament mehr, es basiert nur noch auf Religion, Kredit und Luxus. Die Menschen in den USA sind blind. Hier in Europa sehe ich in den Tageszeitungen Bilder, die in Amerika nie gezeigt werden würden. Klar, dass ich dazu eine Meinung habe und die auch erwähne, wenn ein guter Moment da ist.“