DEATH IS NOT GLAMOROUS

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Oslo's Best Dancers

Wer so oft zu Hardcore-Shows geht wie ich, weiß es. Nämlich dass Man(n)/Frau mit der Zeit immer abgeklärter wird. Es geschieht nur noch selten, dass der viel zitierte Funke überspringt und einen Flächenbrand auslöst. Viel zu oft steht man dann da und beobachtet teilnahmslos und emotionslos das Treiben. Und dann gibt es Konzerte, da fährt plötzlich ein Blitz durch den eigenen Körper. Das ist selten. Aber genau das ist mir am 13. September 2006 auf meiner ersten DEATH IS NOT GLAMOROUS-Show passiert. Ich war fasziniert. Ob das Hardcore-Quintett aus Oslo so besonders innovativ ist? Nein, eigentlich nicht, außer man bezeichnet es als innovativ, die vielleicht beste Phase des melodischen, emotionalen Spät-80er/Früh-90er Hardcore wieder aufleben zu lassen. Und dazu kann ich nur sagen, das halte ich nicht für innovativ, nein, ich halte es für großartig! Gitarrist Terje und Drummer Even standen mir für ein Interview zur Verfügung.



Als ich euch zum ersten Mal auf einer Show in Wien gesehen habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Eine Band, die wie die perfekte Kombination aus LIFETIME und TURNING POINT klingt, also schnellen melodischen Hardcore mit einer starken Pop-Edge verbindet, hatte ich live zuvor noch nie gesehen. Fühlt ihr euch wohl mit meiner Beschreibung?

Terje:
Na ja, das kommt drauf an. Ich meine, viele Kids würden sagen, dass sich Begriffe wie Hardcore und Pop gegenseitig ausschließen. Also dass Hardcore-Punk auf der einen Seite existiert und Pop-Punk auf der anderen. Ich würde sagen, wir machen melodischen Punk. Musikalisch befinden wir uns eher auf der Pop-Seite, aber wenn es um unsere Weltanschauung geht, sind wir auf alle Fälle auf der Hardcore-Seite. Wir buchen unsere eigenen Touren, sind auf einem kleinen Label, wir bemühen uns, alles bodenständig und einfach zu halten.



Eure "Undercurrents"-EP gehört zu meinen absoluten Favoriten 2006. Besonders gefällt mir die positive Grundstimmung, die sich durch alle sieben Songs zieht. Ist euch eine positive Botschaft wichtig?

Terje:
Es passiert soviel Scheiße in der Welt, auf politischer und menschlicher Ebene, dennoch wollen wir an die guten Aspekte des Lebens erinnern. Wir sollten mehr Aufmerksamkeit auf das richten, was uns verbindet, als das, was uns trennt.



In eurem MySpace-Profil bezeichnet ihr euren Musikstil als "Happy Hardcore". Warum?

Even:
Viele beschweren sich bei uns darüber und wollen, dass wir das ändern. Sie meinen Happy Hardcore sei eine Bezeichnung für eine Spielart des Techno. Wir haben das dann erst recht nicht geändert! Schließlich gab es Hardcore-Punk schon lange, bevor von Hardcore-Techno überhaupt die Rede war. Wir erobern also den Begriff zurück!



Ich bin ein sehr großer DAG NASTY-Fan und ich glaube, ihr auch. Hört ihr heute DAG NASTY-Songs auf eine andere Art und Weise, seit bekannt ist, dass Dave Smalley ein "Conservative Punk" ist?

Even:
Eigentlich nicht. Alles, was DAG NASTY aufgenommen haben, ist gut, und zwar losgelöst davon, was einer ihrer Sänger politisch so treibt. Natürlich wäre es mir lieber, wenn Dave kein "Conservative Punk" wäre, ich glaube aber trotzdem, dass er ein cooler Typ ist.



Was denkt ihr über die LIFETIME-Reunion und habt ihr schon die neuen Songs gehört?

Terje:
Als die Alben "Hello Bastards" und "Jersey's Best Dancers" Ende 1995 in mein Leben traten, hatte ich eine neue Lieblingsband. Und ich glaube, das sind LIFETIME auch heute noch. Ich wollte ihre Reunion letztes Jahr beim Hellfest erleben, aber dann merkte ich, wie populär sie doch geworden waren, und verlor das Interesse. Trotzdem, die neuen Songs sind sehr gut, Ari ist ein Wahnsinnssänger.



Auf euren Shows spielt ihr als Zugabe oft den NOFX-Song "Linoleum", den man, glaube ich, schon langsam einen Klassiker nennen kann ...

Terje:
Hm, es ist schon irgendwie seltsam zu erkennen, dass man selbst so alt wird, dass man Songs, die heute als Klassiker bezeichnet werden, tatsächlich damals schon gehört hat, als sie erschienen sind. Aber 1994 ist schon wieder dreizehn Jahre her, irgendwie unheimlich!



Sowohl das Artwork eurer EP als auch euer Merch zeigt sehr viele Tiermotive. Ich meine, ihr habt einen Cartoon-Elefanten auf euren Bandshirts! Ist das ein bisschen auch ein augenzwinkernder Protest gegen das Artwork ach so böser Metalcore-Bands?

Terje:
Eigentlich nicht, wir mögen einfach coole Tiere. Der Elefant zum Beispiel hat eine dicke Haut, ist Vegetarier und vergisst nie seine Freunde.



Was sollte man in punkto Hardcore aus Norwegen im Auge behalten?

Terje:
Auf jeden Fall COMMON CAUSE, Kolokol, I.O.U. und Purified in Blood.



Zum Schluss euer Lieblings-DAG NASTY/LIFETIME/EMBRACE-Song?

Terje:
Lifetime: "Find", Dag Nasty ... ähm ... na ja ... ist "All ages show", zu cheesy?

Even: Lieblingssongs sind nicht so meine Sache, das ganze EMBRACE-Album beeindruckt mich immer wieder aufs Neue, und bezüglich LIFETIME gebe ich wahrscheinlich allen Songs von der "Jersey's Best Dancers" den Vorzug.