DEAD BARS

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Seattle ist eine kleine Stadt

Die DEAD BARS haben Anfang Mai ihr zweites Album „Regulars“ veröffentlicht. Wie schon beim Vorgänger „Dream Gig“ konzentriert sich die Band aus Seattle auf simplen, eingängigen Punkrock im Midtempo-Bereich, der mehr Herzensangelegenheit als Kopfsache ist. Sänger John Maiello bringt uns auf den neuesten Stand der Dinge.

John, bei Seattle fallen mir als Erstes Sub Pop, Dirtnap und die MURDER CITY DEVILS ein. Seht ihr euch in der Tradition der Stadt aufgehoben?


Teilweise schon, teilweise auch nicht. Seattle ist eigentlich eine recht kleine Stadt, wenn man genug auf Konzerte geht oder in den Bars unterwegs ist, trifft man zwangsläufig auf andere Musiker von hier. Leute von früher genauso wie solche, die heute aktiv sind. Ich habe mal was mit Krist Novoselic getrunken und Kicks von den BRIEFS ist Koch in einem Taco-Laden, in dem ich gerne esse. Die MURDER CITY DEVILS hängen auch noch irgendwo rum, allerdings habe ich sie bisher nie getroffen. Einerseits ist man irgendwie Teil dieser ganzen Welt, auf der anderen Seite sind wir es aber kein Stück. Ich liebe die Szene in Seattle. Momentan gibt es viele gute Bands und einen starken Underground, dem wir viel näherstehen als irgendwelchen etablierten Strukturen. Ich dachte zuerst, unser neues Album würde auf Sub Pop passen und habe es ihnen geschickt, aber sie haben nein gesagt. Ebenso war es bei Dirtnap. Die MURDER CITY DEVILS habe ich mal wegen einer Show angemailt und nie eine Antwort erhalten. Irgendwie ergibt das alles Sinn für mich, aber ich bin auch sehr desillusioniert, was das Musikbusiness angeht. Wir versuchen einfach, unser eigenes Ding zu machen, das hat für uns bis jetzt am besten funktioniert.

Ihr habt euer neues Album mit Jack Endino aufgenommen, der kommt ebenfalls aus Seattle.

Jack Endino ist definitiv ein Teil der von dir angesprochen Tradition, aber nicht nur deswegen wollten wir gerne mit ihm zusammenarbeiten. Bevor wir mit ihm im Studio waren, kannte ich ihn nicht persönlich, wusste aber, dass er viel mit kleineren Bands gemacht hat. CANCERS aus Athens, Georgia sind Freunde von uns, sie haben mal mit ihm in Seattle aufgenommen. Der Sound des Albums gefiel mir, also habe ich ihm eine Mail geschrieben und er hat zugesagt. Es war eine gute Erfahrung, er ist ausgesprochen professionell und arbeitet sehr schnell. Der kurze Aufnahmeprozess war uns wichtig, die Musik haben wir mit Jack innerhalb von zwei Tagen eingespielt. Der Gesang wurde danach von Aaron Schroeder aufgenommen, einem anderen Produzenten aus Seattle. Das war für uns erschwinglicher. Mit dem Resultat sind wir wirklich äußerst zufrieden.

Wie sind die neuen Stücke entstanden?

Ich versuche, sehr persönliche Songs zu schreiben. Ausgangspunkt ist immer eine reale Situation, etwas, das mir passiert ist, oder Beobachtungen, die ich gemacht habe. Das Leben, die Liebe und das Streben nach Glück. Hoffentlich können sich die Menschen darin wiederfinden, weil sie Ähnliches durchgemacht oder gefühlt haben. Was die Texte angeht, liebe ich großartige Refrains, die man mitsingen kann. Die Musik sollte zu den Texten passen, und es ist immer eine Suche nach den geeigneten Akkorden. Ich spiele so lange auf der Gitarre rum, bis es sich richtig anhört.

Wo liegen deine Einflüsse?

Ich höre keine von den Bands, mit denen wir verglichen werden. Alle meine Vorbilder kommen aus der Zeit, als ich klein war. Musik, die meine Eltern gehört haben oder die in den Neunzigern im Radio lief. Die Leute wären überrascht, dass es entweder Pop-Punk-Bands sind wie BLINK-182, RANCID, NOFX, THE LAWRENCE ARMS oder WEEZER oder klassischer Rock wie von Tom Petty, den BEATLES, den CARS, den EAGLES und natürlich den RAMONES, die mein Songwriting beeinflusst haben.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit A-F Records?

Nachdem „Dream Gig“ 2017 bei No Idea erschienen ist, hat sich das Label entschieden, keine neue Musik mehr zu veröffentlichen. Also mussten wir ein neues finden. Zuerst haben wir das fertige Album an größere Labels geschickt, um zu sehen, ob irgendwo Interesse besteht. Wie bereits erwähnt, hat Sub Pop abgelehnt, Epitaph hat nicht mal zurückgeschrieben. Die Leute bei A-F Records waren aber bereits Fans von DEAD BARS, außerdem haben sie auch schon Freunde von uns bei sich im Programm. Sie haben das Album gehört und wollten es direkt veröffentlichen, es hat alles gepasst und es gab keinen Grund, noch weiter zu diskutieren.