CYNICS

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The Band That Ate Pittsburgh!

Gitarrist/Produzent/Labelboss Gregg Kostelich ist die treibende Kraft hinter den THE CYNICS, der die Band trotz permanenter Personalwechsel am Leben erhielt. Außerdem gründete er mit Get Hip in Pittsburgh eines der besten Indie-Labels der 80er, wo auch fast alle Platten der CYNICS erschienen. Horrorgeschichten von gebrochenen Schwänzen war eines der Themen, über die ich mit dieser bereits 20 Jahre alten Garagepunkband redete, als diese nach Kopenhagen kamen, um zu zeigen, wie ehrlicher, dreckiger und souliger Rock‘n‘Roll gespielt werden sollte. Sänger Michael Kastelic und Gregg Kostelich waren während des Interviews am redseligsten, Bassist Smith Hutchings und Tourdrummer Nate Arlin, der Thomas Hohn vertrat, waren jedoch ebenfalls anwesend.

Meiner Meinung nach ist euer letztes Album „Living Is The Best Revenge“ definitiv eines eurer besten. Wie war es, mit Tim Kerr als Produzent zu arbeiten? Kerr hat ja einige wirklich tolle Bands in seiner Karriere produziert.

Michael:
„Es war großartig, mit Tim zu arbeiten. Wir haben zuvor nie wirklich mit einem Produzenten zusammengearbeitet, und er hat einfach ein sehr gutes Gefühl für Musik, wie wir sie machen. Als Gregg ihn als möglichen Produzenten vorschlug, dachte ich nur ‚Toll‘, denn ich liebe alle Bands, die er produziert hat. Wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat. Er war wie ein Cheerleader, der uns antreibt.“
Gregg: „Oder wie ein Trainer. Er hatte schließlich auch ‘ne Trillerpfeife ...“

Wie oft seid ihr schon durch Europa getourt?

Gregg:
„Es ist unsere dritte Tour in Europa. In Dänemark waren wir bereits ‘89 und ‘92.“

Gregg, du machst Get Hip Records, und das schon seit den 80ern. Du hast sicherlich einen Haufen Leute, die dir mit dem Label helfen, oder? Angesichts der Menge an Alben, die du seitdem veröffentlicht hast ...

Gregg:
„Meine Stammcrew umfasst im Moment fünf Leute. Ich habe die ganze Arbeit vor kurzem etwas runtergeschraubt. Früher habe ich vier Alben im Monat rausgebracht, aber damit ist jetzt erst mal Schluss. Ich genieße die Tour sehr, das ist wie Urlaub für mich. Ich vermisse ein wenig die alten Get Hip-Tage, als ich noch bei meiner Mutter gelebt habe, kiffend rumhing und nur Musik hörte. Ganz locker mal alle zwei Monate eine Platte veröffentlicht, Plattenläden angerufen und so was. Verglichen mit damals habe ich jetzt auch nicht mehr Geld, aber es war ‚easy living‘, haha.“

Die Medien feiern so genannten „Garagenrock“ gegenwärtig ohne Ende ab, wobei ich sagen würde, dass die meisten Bands, die in diese Ecke gepresst werden, gar keinen Anspruch darauf haben. Wie seht ihr das?

Michael:
„Ich glaube, dass dieser Hype für Bands wie uns eine gute Sache ist, obwohl ich natürlich auch weiß, dass es nur ein kurzlebiger Hype ist. Gute Musik ist sowieso nie wirklich populär, man muss sie suchen. So lange ich lebe, habe ich noch nie gute Musik im Radio gehört! Aber wie gesagt, ist es auch hilfreich für uns, da Leute auf uns zukommen und uns ansprechen: ‚Wow, ihr Typen habt dieses Garagenrock-Ding gemacht, bevor es Garagenrock überhaupt gab!‘ Und?! Na ja, und jetzt halt dieser Boom. Keine Ahnung, ob man all diesen gehypten Kram überhaupt als echten Garagenrock bezeichnen kann.“

Ihr seid eine der letzten Garagenrock-Bands aus den Achtzigern, die noch am Start sind. Was treibt euch dazu, weiter zu machen?

Gregg:
„Wir, die FLESHTONES, FUZZTONES und THE LYRES sind noch übrig. Ich schätze mal, es gibt nur noch ein knappes Dutzend dieser Bands.“
Michael: „Was uns antreibt? Sieh uns heute Abend zu, wenn wir spielen. Es geht uns einfach darum, die Gesichter von Leuten zu sehen, die uns vorher noch nicht live gesehen haben.“

Habt ihr irgendwelche witzigen Zwischenfälle, die euch auf Tour passiert sind, zu berichten?

Gregg: „Er (zeigt auf Michael) hatte einen ‚witzigen‘ Zwischenfall im Januar. Eigentlich nicht wirklich witzig, wenn ich es mir recht überlege, haha.“
Michael: „Nein, das war nicht witzig. Da gibt es diese fürchterliche Geschichte über meinen Penisbruch, haha. Ich tippe mal, das war mit Abstand der größte ‚Zwischenfall‘. Ich stand am Rand einer Bühne irgendwo in Spanien, als irgendjemand anfing, mein Bein von der Bühne zu zerren. Ich wollte dann von der Bühne springen, aber sie war ziemlich hoch, und da saß dieses Kind im Rollstuhl, und ich wollte von dem nicht aufgespießt werden. Also versuchte ich, doch irgendwie auf der Bühne stehen zu bleiben, konnte aber nicht verhindern, dass meine Beine weiter wegrutschten. Schließlich knallte ich also voll mit den Eiern auf den Bühnenrand, so dass meine Harnröhre gerissen ist. Ich fühlte auf einmal etwas Feuchtes in meiner Hose, und ich ging davon aus, dass ich mich selbst vollgepisst hab. Ich fühlte also mit meiner Hand nach, und merkte, dass alles voll mit Blut ist! Danach bin ich sofort hinter die Bühne gerannt, habe meine Hose ausgezogen, und zur Begrüßung spritze mir fontänenartig das Blut ins Gesicht. Der Raum sah aus wie nach einem Massaker. Im ersten Krankenhaus wussten die nicht, was sie tun sollten, im nächsten wurden kleine Röhrchen in mich reingesteckt, wo ich dann reinpissen durfte und so‘n Scheiß. Meine erste Frage an den Arzt war, ob ich mir jemals wieder einen runterholen kann, haha. Da war ich dann zwei Wochen und hatte tierisch Angst, aber im Endeffekt wurde doch noch alles gut, es ist gut verheilt. Willst du mal sehen...?“