Auf ihrem neuen Album hält die Band aus Kopenhagen so manche Überraschung bereit. Wir sprechen mit Sänger Johan Pedersen und Drummer Nikolaj Lauszus über den neuen Sound von „The Hindsight Notes“ und die dänische Metal-Szene.
The Hindsight Notes“ unterscheidet sich deutlich von euren bisherigen Veröffentlichungen, ist weniger progressiv, dafür sehr melodiös und vielfältig. Könnt ihr beschreiben, wie es dazu kam?
Johan: Nach jedem Album analysieren wir es. Unser Grundsatz dabei lautet: Nimm das Stärkste und mache es noch besser, ohne dich dabei zu wiederholen. Diesmal haben wir den Druck rausgenommen, uns auf das fokussiert, was uns persönlich interessiert. Diese Band hat Besetzungswechsel erlebt, wir selbst sind erwachsener und selbstsicherer geworden. Die harten, experimentellen Elemente stehen nun nicht mehr an vorderster Stelle, sondern Melodien und das Songwriting generell.
Nikolaj: Wir müssen niemandem mehr beweisen, eine heavy Band zu sein. Der Punkt war gekommen, an dem wir das heftige, komplexe Zeug der Vergangenheit loslassen konnten. Ich hatte jetzt den Anspruch, Songs zu schreiben, die die Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen, um sie dann mit unkonventionellen Elementen zu überraschen.
Johan: Mir hat die Erfahrung der letzten Jahre die Selbstsicherheit verliehen, einen metallastigen und mathcorigen Song wie „Nostalgic“ neben einem leichtgängigen, fast poppigen wie „Adjust“ auf einem Album zu platzieren.
Ihr sagtet mal, dass ihr euch, obwohl ihr in der dänischen Metal-Szene verwurzelt seid, dieser nicht zugehörig fühlt. Woran liegt das?
Nikolaj: Wir lieben die dänische Metal-Szene, passen aber irgendwie viel besser zu dem, was außerhalb unseres Landes passiert. Das ist okay. Ich habe in genügend verrückten Metalbands gespielt, um es nicht persönlich zu nehmen, wenn jemandem nicht gefällt, was ich mache. Ich habe aber tief in mir das Gefühl, dass ich eine mittelmäßige Band nach einer bestimmten Formel zusammenstellen könnte, die in der dänischen Szene sofort komplett durch die Decke gehen würde ...
Johan: So liebevoll die Metal-Community ist, so konservativ ist sie zugleich – zumindest in Dänemark. Es ist an der Zeit, all die neueren, spannenden Einflüsse willkommen zu heißen und die Diversität zu schätzen, von Emo bis zum norwegischen Slam Death Cult Power Metal. Wir werden auch zukünftig unseren Sound weiterentwickeln, sonst wären wir nicht authentisch. Wir brauchen diese Freiheit, Neues zu entdecken und uns zu eigen zu machen.
© by Fuze - Ausgabe #93 April/Mai 2022 und Jeannine Michèle Kock
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