Auf dem britischen Label Code:breaker sind in den wenigen Monaten seiner Existenz neben ABANDON oder DEADBIRD einige Longplayer erschienen, die musikalisch weit über der gängigen Durchschnittskost einzuordnen sind. Grund genug, um mit dem überaus offenen und sympathischen Labelmacher Duncan ein kurzes Gespräch via eMail zu führen.
Betrachtet man die Veröffentlichungen, die Code:breaker in seiner kurzen Existenz unter das Volk gebracht hat, stellt man sich wegen deren Professionalität sofort die Frage, ob hier ein Anfänger am Werk ist? Nein, denn mit dem mittlerweile 29-jährigen Duncan steckt ein Mann hinter dem Label, der seit zehn Jahren im britischen Musikbusiness tätig ist. Bis von einem Jahr war er der Macher des Label Rage Of Achilles, welches aber im Gegensatz zu Code:breaker ein reines Metal-Label war, auf dem überwiegend traditioneller Heavy Metal und Black Metal veröffentlicht wurde. Die Frage, warum Rage Of Achilles nicht mehr existiert, beantwortet er offen damit, dass Rage Of Achilles als kleines unabhängiges Label nicht gegen die größeren anstinken konnte und so lieber rechtzeitig die Pforten geschlossen hat.
Nach kurzer Denkpause hat er jetzt Code:breaker gestartet, um sich eher dem musikalischen Untergrund zu widmen, statt unerreichbar hohen Zielen hinterher zu rennen. Und dieses gelingt ihm mit Veröffentlichungen von oben genannten sowie UNFOLD, HYATARI, BORG 64, CITIZEN oder ZATOKREV ausgesprochen gut, sind doch alle Bands musikalisch überdurchschnittlich und in einem Dreieck zwischen den Polen Sludge, Screamo und NEUROSIS anzusiedeln. Da gerade letztere immer wieder bei allen Bands auf Code:breaker durchblitzen, frage ich Duncan direkt nach seiner persönlichen Beziehung zu NEUROSIS, die er das erste Mal 1992 live gesehen hat und damals genauso wie meine Wenigkeit durch die Performance weggeblasen wurde, um sie dann für sich mit der „Times Of Grace“-LP endgültig als großen Einfluss anzuerkennen. Deshalb liebt er auch deren unglaubliche Power, die auch in den Bands seines Labels wiederzufinden ist.
Ansonsten sind nur Bands auf seinem Label zu finden, die ihm selbst gefallen und mit denen er eine gemeinsame Zukunft sieht. Bei einem Menschen, der auch schon Black Metal-Platten herausgebracht hat, kann ich mir die Frage nach politischem Einfluss seiner Bands nicht verkneifen. „Code:breaker ist kein politisches Statement. Ich gebe zu, dass es mir hauptsächlich um die Musik geht. Die politischen Einflüsse der Bands spielen nicht die entscheidende Rolle, ob ich eine Platte herausbringe oder nicht. Eine meiner neuen Bands, CITIZEN, ist beispielsweise politisch am äußeren linken Rand angesiedelt, aber was für mich wichtiger ist: Sie spielen absolut großartigen Grindcore.“
Eine Einstellung, die ich anerkenne, aber nicht unbedingt teile. Nicht, dass es an dieser Stelle zu Verwirrungen führt: Keine der Bands auf Code:breaker oder Rage Of Archilles ist oder war in irgendeiner Form rechtslastig.
Da die Code:breaker-Bands sowohl in der Hardcore- als auch in der Metalszene gut ankommen müssten, frage ich Duncan noch nach seiner musikalischen Sozialisation. In den 80ern sei er mit Bands wie IRON MAIDEN oder SLAYER groß geworden, bevor er 1989 die Death Metal-Undergrundszene für sich entdeckte. In den kommenden Jahren stieß er dann auf Bands wie BREACH, LUNGFISH und CONVERGE, die auch heute noch zu seinen Favoriten zählen. So befinden sich dann bei seinen Einsame-Insel-Platten mit BREACH, ENTOMBED, IRON MAIDEN, DARKTHRONE und THE CURE auch eine bunte Mischung an Bands und Stilen. Als bekennender Vinylfreak legt er sich nur aus der Not heraus heute überwiegend CDs zu, freut sich aber nach wie vor über jedes gute neue Album. Letzte Anschaffung war die von Duncan hochgeschätze „Black Earth“ von BOHREN UND DER CLUB OF GORE.
Mein Dank geht an Duncan, der die Fragen nebenbei beantwortete während er mit seinem Label nach London umzog.
Diskografie:
Codex 001 ZATOKREV „Zatokrev“ CD | Codex 002 ABANDON „In Reality We Suffer“ CD | Codex 003 FIGURE OF MERIT „Vatic“ CD | Codex 004 V.A. „Blood From The Zeitgeist“ CD | Codex 005 DEADBIRD „The Head And The Heart“ CD | Codex 006 HYATARI „The Light Carriers” CD | Codex 007 BORG 64 „Exit Wounds“ 7“ | Codex 008 UNFOLD „Aeon-Aony“ CD | Codex 009 CITIZEN „Manifesto For The New Patriot“ CD | Codex 010 JEROAN DRIVE „Deathrow Industry“ CD
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Ollie Fröhlich