Dass die Briten CATCH FIRE kompromisslose Klangtüftler sind, hört man ihrem gefälligen Rocksound zunächst gar nicht an. „Karma Owes Me A Lifetime Of Happiness“ bietet in jeder Hinsicht mehr, als es auf den ersten Blick scheint.
Gefühlt ist es unser Debütalbum, daher wollten wir es eindringlich und auffällig gestalten“, erzählt Schlagzeuger Ash. „In der Musik geht es schließlich darum, Risiken einzugehen, und das entspricht genau unserem Naturell. Uns wäre es zu wenig, durch vorhersehbare Songs zu hetzen und nur Allgemeinplätze zusammenzustellen. Deshalb sind wir darauf aus, interessante, persönliche und musikalisch ansprechende Lieder zu schreiben, die wir vor allem selbst genießen – natürlich verbunden mit der Hoffnung, dass auch andere Menschen eine Verbindung zu ihnen aufbauen.“
Der Titel des nominellen Zweitwerks des Quartetts aus Nottingham gibt programmatisch die Richtung vor: „Es ist ein Konzeptalbum ohne Wenn und Aber“, stellt Ash klar. „Jeder Song zielt auf das Thema Karma oder seine scheinbare Abwesenheit ab. Karma ist etwas, an das die meisten Leute glauben, weil sie große Angst vor dem haben, was als Nächstes kommt. Damit beschäftigt sich explizit das Stück ,For those who fear death‘. Für mich ist das ein interessantes Thema, über das man reden und das man hinterfragen muss. Karma ist nichts, was man beweisen oder widerlegen kann. Gemeinhin stellt man bloß fest, dass den Menschen, die man liebt, schlimme Dinge widerfahren.“ Das mit „Karma Owes Me A Lifetime Of Happiness“ formulierte Fazit ist da naheliegend.
Mit der Umsetzung der elf Tracks haben CATCH FIRE ihre Geschicke selbst in die Hand genommen: „An diesem Album haben wir fast ein ganzes Jahr gearbeitet“, so der Schlagzeuger. „Anfangs war nicht sicher, was daraus werden würde. Da wir am Ende vollends zufrieden sein wollten, haben wir uns viel Zeit gelassen und mehr als einhundert Demos geschrieben. Deshalb hört man nun viele neue Sounds und Ansätze. Wir sind die Art von Band, die viel Liebe auf die Details verwendet. Wir streben danach, unsere Instrumentierung interessant anzulegen, ohne es damit zu übertreiben. Miles, unser Sänger, erfindet gerne Akkorde, um die herum wir mit Timing und Rhythmen experimentieren. Inhaltlich gesehen ist es uns ebenfalls wichtig, kreativ und ehrlich zu sein. Warum sollte ich mich auch zurückhalten?“
Im Laufe der Jahre hat es bereits einige Line-up-Wechsel gegeben, doch die Chemie stimmt und die Dynamik innerhalb der Band ist stärker denn je, wovon CATCH FIRE profitieren: „Wir alle sind Musik- und Instrumenten-Nerds und schreiben die Songs, die der Welt unserer Meinung nach fehlen“, freut sich Ash. „Es fällt mir jedoch schwer, einzuordnen, wie wir klingen. Den Sound unserer Anfangstage haben wir nicht hinter uns gelassen, denn wir sind nach wie vor an dieser Art von Musik interessiert. Doch natürlich sind wir inzwischen älter und noch mehr mit unseren Songs beschäftigt. Einige der Stücke des Albums könnte man noch als Pop-Punk bezeichnen. In den meisten Fällen ist es aber mehr als das, da unsere Songs heute insgesamt reifer sind.“
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Arne Kupetz
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Arne Kupetz
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #142 Februar/März 2019 und Sebastian Wahle