Zugegeben die Überschrift ist aus dem Pressetext geklaut, aber auch ein verdammt toller Satz, der bei den Emo-Punks CATAPULTS aus Oldenburg gleich doppelt zutrifft. So hat sich das Quartett aus (wenn man die Karte nicht zu genau nimmt) Deutschlands Mittlerem Westen, dazu entschieden aus alten Erfahrungen neue Songs und aus benutzen Skateboards neue Instrumente zu erschaffen. Im Interview sprechen wir mit Frontmann Joost über DIY-Spirit, Nachhaltigkeit in der Skateszene und klären, ob Emo dort genauso einen Platz hat wie seinerzeit der Punk.
Hei Joost, stell doch bitte mal deine Band vor. Wer sind CATAPULTS?
Wir haben uns vor knapp dreieinhalb Jahren in Oldenburg gegründet. Ein Hobby, das quasi etwas ausgeartet ist. Damals standen wir alle ohne Band da, hatten aber die Möglichkeit, einen Proberaum zu bekommen und haben nach einem gemeinsamen Nenner gesucht und diesen im Pop-Punk gefunden, was sich dann doch mehr in Richtung Alternative-Emo-Punk entwickelt hat. Wir machen emotional sehr ehrliche Musik.
Eure Debütalbum „I’ll Be Honest“ selbst kommt ja ohne großes Konzept daher. Spiegelt es also eher eure spontane Launen wider, statt einem roten Faden zu folgen?
Uns war nach zwei EP’s klar, dass wir ein Album machen möchten. Wir wollten auch komplett auffahren. Mindestens zwölf Songs mit Interludes und vorher eine Story konstruieren, die sich durchzieht. Aber wir haben uns dann doch aktiv dagegen entschieden, weil wir unsere Realität darstellen wollten. Das war am einfachsten dadurch zu verwirklichen, dass wir einfach drauflos geschrieben haben und die Songs mit unseren eigenen Geschichten füllten, weil das Album in turbulenten Zeiten entstand. Deshalb haben wir an allen Ecken und Enden Dinge gefunden, die uns beschäftigen. Unter diesen Umständen hätte ein übergeordnetes Konzept deplatziert gewirkt und wir haben uns darauf fokussiert, die beste Musik zu schreiben, die wir zu diesem Zeitpunkt machen konnten. Witzigerweise ist doch ein kleines Konzept entstanden.
Welchen Namen würdest du dem Konzept geben?
Schonungslose Reflexion. Wir haben versucht, so ehrlich wie möglich zu uns zu sein und Dinge zu reflektieren, ob verlorene Familienmitglieder oder sich an Orten wiederfinden, an denen man nicht glücklich ist, und es so zu verpacken, wie wir es wirklich wahrgenommen haben.
Ich will gar nicht groß auf Corona eingehen, aber ist man beim Texten ehrlicher, wenn man weiß, dass man die Songs in nächster Zeit nicht in Form von Konzerten persönlich vorträgt?
Spannender Gedanke, aber die Songs waren zu Pandemiebeginn schon fertig. In unserer ersten Single „If you don’t matter, nothing does“ geht es um das Verlangen rauszugehen, selbst wenn es einen umbringt. Was natürlich durch den aktuellen Kontext ein bisschen problematisch ist. Aber zu diesem Zeitpunkt wussten wir nichts von Lockdowns, sondern wollten uns selbst einen Arschtritt geben.
Eine Idee, die ich total genial finde, ist die Tatsache, dass ihr Skateboards recyclet habt, um daraus eine Gitarre zu bauen. Wie kam es dazu?
Wir haben ganz viele alte Bretter von unserem Bassisten genommen, der passionierter Skater ist und auch Wanddeko aus Skatedecks bastelt. Deshalb dachten wir, es wäre cool, auch haptisch etwas von uns mit in die Musik zu bringen, und so kam die Idee auf. Die haben wir dann mit dem Bruder von unserem Drummer umgesetzt, der in einer Tischlerei arbeitet. Wir wollen den DIY-Upcycling Gedanken weiterspinnen. So liegen bei der Album-Pre-Order auch selbstgemachte Schlüsselanhänger bei.
Wolltet ihr euch auch ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen oder war es eher eine Art Fynn Kliemann-Move, Spaß am basteln zu haben?
Es ist ein bisschen was von beidem. Wir wollen unsere Musik so ressourcenschonend wie möglich produzieren. Handarbeit und Nachhaltigkeit greifen bei uns ineinander.
Wie nachhaltig ist denn die Skateszene?
Ich glaube, das Bewusstsein ist da. Es gibt wirklich viele Leute, die lieber nach alten Brettern suchen, statt neue zu kaufen. Es gibt Möbel und Wanduhren aus Skateboards und und und. Ich bin ganz happy, dass die Szene so engagiert ist.
In den USA wurden Punkrock und Hardcore zum Soundtrack der Skatebewegung. Passt ihr mit eurem Emo-Sound dort hinein?
Ich würde es mir erhoffen. Gerade in den Neunziger Jahren war es ja ein Punk-Dingen, weil die DIY-Ästhetik beider Strömungen sehr ähnlich war. Ich weiß gar nicht, ob es noch andere Musik gibt, die so zum Skaten passt. Ich glaube, das liegt daran, dass Musikgenres einfach viel ausdifferenzierter sind als früher. HipHop hatte ja auch immer einen großen Platz in der Skateszene. Wenn wir da nicht mit unserer Musik reinpassen, dann menschlich. Skaten ist eine sehr offene Art von Sport. Gerade weil es wenig Vereinsstrukturen und dergleichen gibt.
Was wünschst du dir, das das Jahr 2021 für deine Band bereithält?
Es klingt so banal, aber was wir uns mehr als alles andere wünschen würden, ist wieder vor Publikum zu spielen. Wir sind so heiß darauf, den Kontakt mit Menschen zu suchen. Wir sind da die oldschooligen Live-Musiker, die auf der Bühne stehen wollen und den Kontakt mit Leuten brauchen, denen irgendwo wichtig ist, was wir machen. Und gerade in der Pandemie ist es schade, einen Album-Release nicht so zelebrieren zu können, wie man es gerne würde. Hoffentlich kann man bald wieder live spielen.
Sind Konzerte mit Abstand eine Option für euch?
Definitiv. Und besser als Streams! Wir haben letztes Jahr in Oldenburg so eine Show gespielt und auch wenn die Leute nicht tanzen können, ist es schön, in Augen statt in Kameralinsen zu gucken. Gerade würde es uns reichen, einfach Menschen zu sehen.
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