„Magno Interitus“ markiert den bisherigen Höhepunkt der imposanten Entwicklung von CABAL. Das Quintett aus Kopenhagen tritt auf seinem dritten Album mit einem reifen, konsequent adressierten Post-Deathcore an, mit dem es die Gunst der Stunde nutzt.
Die Ereignisse überschlagen sich aktuell“, freut sich Frontmann Andreas. „Wir bekommen so viele Anfragen und Angebote wie noch nie. Ein großer Teil der Aufmerksamkeit ist sicherlich LORNA SHORE zu verdanken, mit denen wir gut befreundet sind. Sie haben uns mit auf ihre Tour durch Großbritannien genommen, wo wir bislang noch nie gespielt hatten. Das hat uns dort enorm geholfen. Wenn man sich anschaut, welche Beachtung sie zuletzt im Mainstream erfahren haben, ist das schon verrückt. Seit den MySpace-Zeiten von SUICIDE SILENCE hat es so etwas nicht mehr gegeben. Aber das haben sie sich verdient und es freut mich für sie. Alle anderen Deathcore-Bands und auch wir profitieren davon. In unserem Genre gibt es meiner Meinung nach keinen Wettbewerb untereinander, sondern ein faires Miteinander. Jede Gruppe hat ihre eigene Positionierung und alle helfen sich gegenseitig. Mir sagen unser Umfeld und die Szene, in der wir uns bewegen, sehr zu.“
Die eigene Bandbreite mit CABAL interpretiert Andreas dabei größer: „Am Deathcore-Label hänge ich nicht sklavisch, störe mich daran aber auch nicht“, so der Frontmann. „Wie immer uns die Leute beschreiben: das ist okay für mich. Wichtig ist, dass sie uns überhaupt hören. Werden wir gefragt, sprechen wir von Post-Deathcore. In unserer Musik findet man viele Elemente, die für die Deathcore-Sparte typisch sind. Das ist die Basis. Daneben nutzen wir aber auch weitere Stile und erweitern so unsere Sound-Basis. Die erste Deathcore-Welle liegt schon eine Weile zurück. Darauf setzen wir auf und führen den Ansatz fort. Auch deshalb passt für mich Post-Deathcore besser. FIT FOR AN AUTOPSY sind für mich in dieser Hinsicht ebenfalls ein gutes Beispiel.“ Der dänische Musiker will seine eigene Erfolgsgeschichte schreiben: „Ich bin mit Bands wie SUICIDE SILENCE, WHITECHAPEL und CARNIFEX aufgewachsen und mag ihre Alben bis heute“, erzählt Andreas. „Doch das, was sie getan haben und repräsentieren, ist getan. Und zwar so gut, dass es keinen Sinn ergibt zu versuchen, sie zu imitieren oder zu übertrumpfen. Ein solches Unterfangen wäre zum Scheitern verurteilt. Das erkennen wir an und suchen uns deshalb unsere eigene Spielwiese. Wir gehen die Dinge anders an, um eigene Spuren zu hinterlassen und den Sound zu finden, der nach uns klingt. Um das zu erreichen, versuchen wir, die Genregrenzen zu verschieben und nicht nach Schema F vorzugehen.“
Was CABAL konkret tun, führt der Frontmann auf Nachfrage aus: „Entscheidend ist es aus meiner Sicht, dass man sich über seine musikalische Basis im Klaren ist. Nur wenn man diese für sich definiert hat, kann man es weiterentwickeln und anreichern. Wir haben unseren Sound, den Deathcore, früh gefunden und haben ihn seither um viele neue Elemente erweitert. Wer sich unsere Veröffentlichungen alle hintereinander weg anhört, kann das nachempfinden. Wir setzen beim Songwriting nicht auf Nummer sicher, sondern gehen gerne auch Risiken ein. Unsere Stücke sollen sich schließlich voneinander unterscheiden. Und wir wollen jede Idee ausprobieren und schauen, wohin sie uns führt. Nur so kann eine Band wachsen. Dass einzelne Hörer bestimmte Tracks nicht mögen, nehmen wir in Kauf. Es ist nun einmal so, dass man oft das, was man schon kennt, bevorzugt oder dazu zumindest einen leichteren Zugang findet. Nicht alle unsere Songs sind revolutionär. Oftmals reicht es uns auch, in den Details zu experimentieren und weiter zu gehen. Wir achten auf eine gesunde Dosierung.“
Die Dänen haben zudem ihre Einstellung zum eigenen Musikerdasein verändert: „Auf Tour trinke ich inzwischen nicht mehr als ein Bier hier und da“, erklärt Andreas. „Ich habe aufgehört, unsere Touren als nicht endende Party zu betrachten, und das Rockstar-Leben hinter mir gelassen. Inzwischen weiß ich, dass es wichtig ist, mich gesund zu ernähren, ausreichend zu schlafen und jeden Tag mindestens eine Stunde Sport zu treiben. Das hilft mir dabei, mit dem Touren gut klarzukommen und mit meiner besten Leistung auf die Bühne zu gehen. Der Unterschied ist beträchtlich. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, denn anfangs war ich noch anders drauf. Ginge es nach uns, würden wir uns CABAL in Vollzeit widmen. Deshalb müssen wir alles, was mit der Band zusammenhängt, professionell und ernsthaft angehen. In anderen Jobs kann man auch nicht angetrunken auftauchen. Tut man es doch, wird man gefeuert. In der Vergangenheit hat es einige Shows gegeben, bei denen ich so voll war, dass mir kaum noch die Texte eingefallen sind. Aus heutiger Sicht finde ich das peinlich. Die Fans verdienen mehr.“
© by Fuze - Ausgabe #96 Oktober/November 2022 und Arne Kupetz
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