BURIED INSIDE

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Gewichtige Kontraste

Kanadische Hardcore-Bands zeigen sich dieser Tage präsenter denn je. COMEBACK KID, EVERY NEW DAY, BLACK MARIA und THE END sind in diesem Zusammenhang zu nennen, aber auch BURIED INSIDE. Diese legten kürzlich mit ihrem Relapse-Debüt „Chronoclast“ ein beeindruckendes Manifest im Spannungsfeld zwischen Metal und Hardcore vor, das gleichermaßen emotional intensiv, wie chaotisch anspruchsvoll angelegt ist. Wirklich in Worte fassen, kann man Klasse und Wirkungskraft des zweiten Longplayers dieses Quintetts jedoch nicht. BURIED INSIDE sind eine Band mit hohem Anspruch, die man keinesfalls nur nebenbei hören kann. Ganz oder gar nicht lautet die Devise im Umgang mit dem Album.
Chronoclast“ ist rein musikalisch betrachtet ein absolutes Spartenwerk, das jedoch gleichfalls das Potenzial birgt, verschiedenste Hörerkreise im Extrem-Underground anzusprechen. Unter der mitunter sehr melodisch angelegten Oberfläche brodelt es gewaltig und gerade das zeichnet die Songs aus. Die Kompositionen offenbaren ihre Komplexität und rigorose Durchplanung jedoch erst mit der Zeit, und auch nur dann, wenn man sich mit ihnen beschäftigt und das Material wirklich (!!) laut hört. Obwohl „Chronoclast“ weder richtig hart noch schnell wird, sind BURIED INSIDE dennoch überaus extrem angelegt. Die Kanadier schaffen gewichtige Kontraste, indem sie die Intensität jedes einzelnen Tracks stetig steigern und in diesem Bemühen niemals nachlassen. So entwickeln sich allumfassende, zäh fließende Soundwände, die in ihrem Volumen kaum breiter wirken könnten. Düstere HC/Screamo-Klänge (etwa in Richtung URANUS, SYSTRAL oder ACME) paaren sich mit intensiven Portland-Momenten in der Tradition von TRAGEDY oder HIS HERO IS GONE und nihilistisch anmutenden CULT OF LUNA-/ABANDON-Zitaten. Mit ihrem vielschichtigen Stilmix klingen BURIED INSIDE im Ergebnis jederzeit eigenständig und „Chronoclast“ ist vor allem eines: emotionales Chaos!

Diese Außenwirkung korrespondiert mit dem gehobenen Anspruch der fünf Soundtüftler, die auf die Ausarbeitung der eigenen Stücke viel Zeit und Arbeit verwenden:


„Uns ist vor allem wichtig, innerhalb unserer Songs ein Höchstmaß an Bewegung und Spannung zu kreieren. Der Punkt, an dem man am Ende eines Stückes ankommt, darf niemals der sein, an dem man gestartet ist. Auch die Klangfarbe muss sich mit jedem neuen Abschnitt verändern, darauf legen wir wert. Manchmal zeichnen wir die Vorstellung eines neuen Songs auf eine Tafel, noch bevor wir mit der eigentlichen Arbeit an diesem beginnen. Die Visualisierung hilft, die eigene Konzentration zu steigern, weil man das Ziel direkt vor Augen hat. Stücke anderer Künstler, die uns berühren, empfinden wir grafisch ebenfalls nach, um uns die Wirkungsstränge anzuschauen und herauszufinden, wie wir ähnliche Wirkungen erzielen können.“

Im Falle von BURIED INSIDE schließen sich entgegengesetzte Extreme nicht aus, und das scheint ebenso zufällig wie bewusst forciert zu sein. Als Produzent stand dem Fünfer Matt Bayles (ISIS, THESE ARMS ARE SNAKES) zur Seite, der sich mit monumentalen Intensivsounds bestens auskennt. Seiner Vermittlung ist es auch zu verdanken, dass die kanadische Band heute im Relapse-Roaster steht:

„Wir gingen zu Matt, um neue Songs aufzunehmen. Zu dieser Zeit stand weder ein Label hinter uns noch hatten wir finanziellen Support von außen. Alles geschah in Eigenregie. Matt hatte engen Kontakt zu Relapse, da er gerade die letzten Einzelheiten der aktuellen MASTODON-Platte abklärte, an der er zeitgleich arbeitete. Er brachte uns bei Relapse ins Gespräch, also schickten wir ihnen unsere Rough-Mixe und sie zeigten schnell Interesse an uns.“ Der Rest ist Geschichte und es bleibt nur zu hoffen, dass möglichst viele Leute Notiz von BURIED INSIDE nehmen.