BUNDLES

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Männer in kurzen Hosen

Auf Gunnar von Gunner Records kann ich mich verlassen: Bringt der eine Platte raus, enttäuscht die mich nie. Punk mit vielen Melodien, auf diese simple Formel kann man die Label-Klangfarbe bringen, und da machen BUNDLES aus Boston keine Ausnahme. Die fanden 2013 zusammen, 2014 kam eine erste Single, und seitdem arbeiteten sie an ihrem soeben erschienenen Debüt „Deaf Dogs“, mit dem sie auch gerade auf Deutschland-Tour waren.

Bitte stellt euch vor. Wann und wo und wer und warum und wie?

Pat:
Wir kommen tatsächlich alle aus der gleichen Stadt namens Quincy, zehn Meilen südlich von Boston gelegen. Wir waren alle auf der gleichen Highschool. Damals wollte ich eigentlich mit meiner Hardcore-Band Joshs beschissene Weichei-Band fertigmachen, nur um drei Jahre später bei einer andere Band von ihm einzusteigen, JETAVANA GROVE. Unser Drummer Ive war den letzten 15 oder 16 Jahren bei einer ganzen Reihe von Bands, darunter zwei, die in den letzten Jahren in Deutschland einiges erlebt haben: THE PUG UGLIES und THE BLUE BLOODS.

Brian: Ich spiele Bass und singe manche Background Vocals. Meine erste gemeinsame Band mit Josh hatte ich, als wir 13 Jahre alt waren. Ich habe in der Zwischenzeit auch in mehreren anderen Bands in Boston gespielt, wie THE CALL UP, SONOFABITCH, WOLVES & THE RADIO, und ich spiele derzeit auch Bass für DAVID AGE & THE REGRETS. Wie gesagt, wir sind alle zusammen zur Highschool gegangen, und vor etwa sechs Jahren haben die anderen diese Band gegründet, ich bin aber erst ein wenig später dazugekommen.

Josh: Ich spiele Gitarre und singe. Brian kenne ich seit dem Kindergarten. Wir hatten gemeinsame Bands in der Highschool und im College, später haben dann unsere verschiedenen Bands miteinander gespielt.

Es gibt ohne Ende Bands da draußen, bitte nennt uns drei gute Gründe, warum Leute zu einer eurer Shows kommen sollten.

Pat:
Erstens um zu sehen, wie diese Ader an Joshs Kopf anschwillt, wenn er schreit. Zweitens weil wir manchmal in kurzen Hosen auftreten. Drittens um zu sehen, wie ein paar Kerle ins Schwitzen kommen.

Brian: Wir sind gute Freunde und machen gerne zusammen Musik. Das merkt man sicher bei unseren Auftritten Wir haben immer so viel Spaß wie möglich und geben alles, damit sich das auch aufs Publikum überträgt.

Josh: Pat zieht sein Hemd aus, wir tragen Shorts, wir zeigen überhaupt viel Haut. Wir halten die Songs kurz und schnell. Wir sind genauso betrunken wie das Publikum.

Ich höre gewisse NAKED RAYGUN-Einflüsse in eurer Musik, welche Bands waren für euch noch wichtig?

Pat:
Die Leute fragen uns immer, wie wir klingen, und ich bin mir nie sicher, was ich ihnen sagen soll. Ich höre immer ein bisschen AGAINST ME!, SMALL BROWN BIKE, Billy Bragg heraus. Ich sage normalerweise so etwas wie: Josh hat eine Stimme, die man entweder liebt oder hasst.

Brian: Ich nenne immer AGAINST ME! und wenn sie nicht wissen, wer das ist, sage ich einfach „wie die FOO FIGHTERS“ und zucke mit den Achseln. Ich denke, dass wir versuchen, aus unseren ganzen Einflüssen etwas Einzigartiges zu machen. Mich haben Brian Wilson und THE BEACH BOYS nachhaltig beeindruckt. Sie sind musikalisch einfach hervorragend. Brian Wilson ist zweifellos der inspirierendste Songwriter, den es je gab. Was Punkrock angeht, würde ich wahrscheinlich sagen, da waren es ALKALINE TRIO. Ich liebe Dans Basslinien, Derek ist ein Wahnsinnsschlagzeuger. und Matt versteht es einfach, mit Worten umzugehen.

Josh: Als wir Teenager waren, war Grunge gerade das Ding, also ging es bei mir los mit NIRVANA, PEARL JAM oder SMASHING PUMPKINS, mit GREEN DAY und BLINK-182 kam ich dann zum Punk und habe mich schließlich zu mehr Indie-Einflüssen hin entwickelt. Aktuell ist es eine Mischung aus MENZINGERS, BLEACHERS und CAYETANA. NAKED RAYGUN werden von Dave Grohl gern als früher Einfluss angeführt, sie sind eine von den Bands, die eine Verbindung darstellen zwischen Grunge und Punk.

Ihr seid aus Boston. Seid ihr dort Teil einer bestimmten Szene? Ich kann bei eurer Musik keinen Dudelsack oder Celtic Punk heraushören ...

Pat:
Ich habe das Gefühl, dass sich Szene in einzelne Cliquen aufgespalten hat. Es gibt bestimmte Bands, die oft zusammen auftreten. Wir hatten das Glück, bei eine Reihe von Konzerten mit DAN WEBB & THE SPIDERS, BIRDWATCHING, THE CALLOUTS zu spielen.

Brian: Ich schätze, dass es für Leute, die nicht aus Boston kommen, oft aussieht, als gäbe es hier nur DROPKICK MURPHYS. Aber Boston hat wirklich eine sehr vielfältige und gut vernetzte Szene. Wir spielen viele Shows mit DAN WEBB & THE SPIDERS, mit denen wir letztes Jahr eine Split-12“ gemacht haben. Aber wir versuchen, wann immer möglich, mit Bands zu spielen, die nicht aus der gleichen Blase kommen.

Josh: Ich erinnere mich, dass ich zu Bostoner Punk-Shows gegangen bin und Bands wie die DROPKICK MURPHY’s, BLOOD FOR BLOOD, DARKBUSTER gesehen habe, die gut mit dieser Oi!-Trink-Szene funktioniert. Wir haben das als Kids geliebt, aber wir wollen definitiv unseren eigenen Sound. Bei vielem schließt sich der Kreis ohnehin wieder. Ken Casey, der Bassist von DKM, lebte in unserer Nachbarschaft in Quincy, und wir spielten diese Woche gerade eine Show, in der Lenny von DARKBUSTER hinter der Theke steht und er ist einer der nettesten Typen. Wir leben also in einer großartigen Gegend, in der viele früher für uns wichtige Bands aktiv waren und wo es auch großartige neue Bands wie THE HOTELIER und SAVE ENDS gibt. Nördlich von Boston befindet sich Salem, Massachusetts, wo Bridge 9 sitzen, die meine persönlichen Favoriten VERSE machen.

Es gibt Pop-Punk, wie ihr ihn macht, und dann diesen Emo-Mist.

Pat:
Wow, das ist das erste Mal, dass jemand unsere Musik Pop-Punk nennt. Ehrlich gesagt war ich mir nicht mal sicher, ob wir überhaupt als Punk durchgehen, ich dachte eher, man hält es für Indierock. Das ist das Problem mit den Bezeichnungen. Wer sich nicht besonders für Pop-Punk interessiert – oder eben Indierock –, der wird uns jetzt keine Chance mehr geben. Bei Pop-Punk denke ich an NOFX und BLINK-182. Das sind wir definitiv nicht. Vielleicht sind wir Indie-Punk? Gibt es das? Wie dem auch sei, wir halten es grundsätzlich so, wie es sich für richtigen Punk gehört: einfach, schnell, laut.

Brian: Ich denke, die Begriffe Punk, Pop-Punk, Post-Hardcore etc. sind im Laufe der Jahre so verschwommen geworden, dass sich keine zwei Leute finden, die eine Band auf die gleiche Weise kategorisieren würden. Ich glaube nicht, dass es da etwas zurückzuholen gibt, sondern wir sollten einfach unvoreingenommen sein und das hören, was uns gefällt, egal in welche Ecke das jemand packt.

Josh: Es gibt eine Band aus England mit dem Namen APOLOGIES, I HAVE NONE, und ich möchte sie hier lobend erwähnen, weil sie sehr gut illustrieren, wovon du sprichst. Es ist melodischer Punkrock, aber mit Biss. Gerade so viel, dass es ein paar Ecken und Kanten hat und mit Sicherheit nicht im Radio gespielt werden kann.

Es heißt, dass bei der Produktion eures Albums ein Hund namens Zuri eine große Rolle spielt ...

Josh:
Dieser taube Hund gehört Dave Age, von DAVID AGE & THE REGRETS, der den gesamte Mix in seinem Studio gemacht hat. Dieser verdammte Hund wollte mich einfach nicht in Ruhe lassen, und du kannst es ihm nicht verübeln, weil er eben taub ist. Es gibt ein paar Tracks auf diesem Album, wo klar zu erkennen ist, dass ein Hund mein Bein bumst, während ich singe.

Josh du hast mal gesagt, bei BUNDLES ist der Gesang eigentlich ein viertes Instrument. Wie ist das gemeint?

Josh:
In jeder dreiköpfigen Band müssen Gesang und Text genauso behandelt werden wie jedes andere Instrument. Das können wir nicht einfach irgendwie im Rest untergehen lassen. Ich stelle es mir gerne so vor: Ich mache drei Sachen bei BUNDLES – Gitarre, Gesang und Texte. Mein Instrument beherrsche ich kaum, also muss ich das kompensieren, indem ich mir mehr Mühe gebe bei den anderen beiden Dingen. Ich habe mir über die Gesangsmelodie und die Texte extrem viele Gedanken gemacht, was ich ja auch bei anderen Bands bewundere. Laura Jane Grace von AGAINST ME! ist ein perfektes Beispiel dafür. Sie diktiert mit ihrem Gesang das Gefühl eines Liedes, mal als wütend treibender Punk, mal mit ihrem gesamten Stimmumfang in einem Song. Und dann gibt es immer einen feinen Unterschied, seine Texte wichtig zu nehmen, ohne es damit zu übertreiben. Diese Ausgewogenheit ist das Schwierigste. Ich kann einen ganzen Monat damit zubringen, an dem Text für einen Song zu feilen, aber letzten Ende sind es nicht mehr als ein paar Worte, die ich in einem Raum voller Betrunkener rausbrülle, das dauert vielleicht zwei Minuten. Also können wir es nicht so ernst nehmen. Aber wir spielen eine Art Punkrock, bei dem jeder auf dem Punkt da sein muss, und das schließt auch den Gesang mit ein. Hoffentlich kommt das bei unseren Shows auch so rüber.