BOOZED

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Junge, sympathische Rocker

Das 30.000-Seelennest Bramsche ist nicht unbedingt die Stadt, die unsereins mit Punkrock, Rock'n'Roll beziehungsweise alternativer Musik im Allgemeinen verbindet. Die Kleinstadt in der Nähe von Osnabrück dürfte bis dato kaum auf der musikalischen Landkarte aufgetaucht sein und auch BOOZED-Sänger Markus zufolge ist im Bramsche selbst am Wochenende kaum etwas los. Grund genug, eine eigene Band zu gründen. Gesagt, getan: Sommer 2001 gründeten sich BOOZED zunächst als AC/DC-Coverband. Erste eigenständige musikalische Schritte unternahm das Quintett schließlich Anfang 2004, als mit "Seizin' The Day" auf Kamikaze Records das erste Album des Fünfers erschien. Gut anderthalb Jahre später wurde das Hamburger Label Bitzcore auf BOOZED aufmerksam, sah sich die Band live an und signte sie kurzerhand. Seitdem hat sich einiges getan. BOOZED brachten mit "Tight Pants" ein wirklich gutes und solides Rockalbum heraus, tourten zunächst als Support der HELLACOPTERS und in Folge unaufhörlich auf eigene Faust.



Die Tour mit den HELLACOPTERS lief wirklich sehr gut", eröffnet BOOZED-Sänger Markus sichtlich gut gelaunt das Gespräch. "Die Jungs sind wirklich höflich und haben uns sehr gut auf der Tour behandelt. Außerdem hat sich die HELLACOPTERS-Tour sehr für uns ausgezahlt, denn wir wurden vom Publikum immer gut aufgenommen und seit der Tour kommen auch sehr viel mehr Leute zu unseren Konzerten." Die Konzerte sind eine Sache, "Tight Pants" allein ist aber schon Grund genug, BOOZED auf die Playlist zu setzen. Die Band hat ein Album aufgenommen, das den Druck der frühen GLUECIFER mit Groove, etwas Soul und Punkrock zu geradlinigen Rocksongs vereint. Stücke wie "Move up", "Black heart" und "Rattlesnake threat" machen Spaß, weil BOOZED durchaus an TURBONEGRO erinnern, etwas von BLACK SABBATH haben und auch druckvolle Gitarrenpassagen à la AC/DC in ihren Sound einstreuen, bei alledem aber nicht kopieren und darüber hinaus auf gängige Rock'n'Roll-Klischees pfeifen. So sitzt mir mit Markus kein mit Flammen und Spielkarten tätowierter Riese gegenüber, sondern ein sympathischer Frühzwanziger in Jeans und SLAYER-Longsleeve.

"Auf dem Cover von "Seizin' The Day" sind zwei Brüste in einem Leder-BH zu sehen. Das Cover rief sehr viel Kritik hervor, viele Leute sahen darin eine Bestätigung von allerlei gängigen Rock'n'Roll-Klischees. Bei "Tight Pants" haben wir sehr darauf geachtet, dass dies nicht wieder passiert. Deswegen haben wir bewusst Totenköpfe, Flammen und derlei beim Design des Artworks der Platte weggelassen. Die Musik sollte für sich sprechen." Was nichts daran ändert, dass "Tight Pants" in einem schmucken Digipak und mit gelungenem Denim-Style-Artwork durchaus auch optisch etwas hermacht - das Cover zeigt einen sehr an Levishosen erinnernden Aufnäher, auf dem Bandname und Plattentitel zu lesen sind. "Das Spannende an der Entstehung von ?Tight Pants' war, dass wir mit gerade vier fertigen Songs ins Studio kamen und die restlichen acht erst noch komplettiert werden mussten. Im Studio selbst entstanden die Songs dann im Wesentlichen durch Jammen, während ich mit unserem Produzenten zusammen an den Texten gearbeitet habe."

Auch wenn diese Arbeitsweise vielleicht zu etwas Druck im Studio geführt hat, so hat sie sich für "Tight Pants" mehr als ausgezahlt. Im Gegensatz zu "Seizin' The Day" haben sich BOOZED mit ihrem zweiten Album deutlich gesteigert. Nicht nur, dass die Songs auf "Tight Pants" wesentlich detaillierter wirken als auf dem BOOZED-Debüt, auch der Sound ist nun weitaus besser. BOOZED klingen zwar nach wie vor wie BOOZED, sie haben sich mit "Tight Pants" aber sehr stark verbessert. "Wenn ich unsere beiden Alben heute vergleiche, finde ich, dass unsere Melodien und mein Gesang besser geworden sind. Auf ?Seizin' The Day' klingt mein Gesang noch sehr jung, was auf ?Tight Pant' in meinen Augen nicht mehr der Fall ist."

Die Vergangenheit von BOOZED sollte an dieser Stelle aber nur noch bedingt interessieren. Mit einem sehr guten zweiten Album unter dem Arm, einem zur Band passenden Label und vielen gebuchten Shows dürfen die Bramscher durchaus optimistisch in die Zukunft schauen. Der (Festival-)Sommer steht bevor und ein, zwei leise Worte verliert Markus an dieser Stelle auch schon über ein etwaiges drittes BOOZED-Album. Nichtsdestotrotz sollte man sich zunächst an "Tight Pants" erfreuen und alle Tränen, die aufgrund des GLUECIFER-Splits flossen, fix aufwischen. Und auch wenn BOOZED nach Aussage von Markus nach wie vor gerne feiern, flüssigen sowie gewachsenen Substanzen nicht abgeneigt sind, soll man nicht meinen, dass BOOZED eine auf Partys beschränkte Band sind. Einer solchen Vermutung tritt mein Gesprächspartner rasch entgegen: "Wir haben als reine Hobbyband angefangen, doch mittlerweile ist BOOZED für uns aber schon lange kein Hobby mehr. Sicher, damals und auch heute feiern wir gern, aber langfristig wollen wir so professionell wie möglich arbeiten, um die Band auf ein solides Fundament zu stellen, so dass wir eines Tages vielleicht sogar von der Musik leben können."