2012 kehrte Mårten Cedergran überraschend wieder zu BOMBSHELL ROCKS zurück, nachdem er die Band 2003 verlassen hatte, um sich anderen Dingen zu widmen. Damals war das Echo auf die Band, die sich entschieden hatte, ohne Sänger und Gründungsmitglied Mårten weiterzumachen, geteilt. Nun, da die Streetpunks wieder „komplett“ sind, erschien mit „Generation Tranquilized“ ein neues Album. „Rückkehrer“ Mårten war so freundlich, sich für meine Fragen Zeit zu nehmen.
Mårten, als du die Band 2003 verlassen hast, hast du dir da die Option offen gelassen, zu BOMBSHELL ROCKS zurückzukehren? Oder hast du es damals als endgültige Entscheidung gesehen?
Es ist schon so, dass ich davon ausgegangen bin, niemals wieder für BOMBSHELL ROCKS zu singen. Punkt, aus. Ich war aber sehr zufrieden mit dem, was wir als Band in den damals acht Jahren unseres Bestehens geschafft hatten beziehungsweise in der Zeit, in der ich dabei war.
Wie war es für dich, wieder mit den anderen Jungs zusammen zu sein? So als seist du nie weg gewesen, oder war es komisch am Anfang?
Es war zu Beginn schon ein bisschen merkwürdig, denn nach einigen Jahren bekommt jeder in der Band eine bestimmte Funktion. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie meine nun aussehen würde, außer dass ich, was nahe liegt, wieder hinter dem Mikrofon stehen würde. Glücklicherweise haben wir nicht direkt angefangen, große Pläne zu schmieden. Wir sind Schritt für Schritt vorgegangen, um die Vorstellungen, was wir machen wollen, reifen zu lassen.
Du hast damals die Band verlassen, um dich auf deine Karriere als Tätowierer zu konzentrieren. Was hat dich dazu bewogen, nun wieder zurückzukommen? Arbeitest du jetzt noch in der Tattoo-Branche?
Ja, ich tätowiere immer noch nebenbei. Es war wirklich so, dass ich mich darauf konzentrieren wollte, die Kunst des Tätowierens zu lernen. Damals fing ich an, eine Lehre in dem Bereich zu machen. Ich war also ein Auszubildender. Heutzutage bin ich ziemlich überzeugt von meinen Fähigkeiten. Deshalb dachte ich, dass in meinem Leben nun wieder genug Raum und Zeit vorhanden sind, um auch wieder Musik zu machen. Außerdem war ich einfach an einem Punkt, an dem ich anfing, die Sache als Ganzes zu vermissen: zusammen rumzuhängen, Songs zu schreiben, aufzunehmen und natürlich auf Tour zu gehen. Es ist einfach ein großer Teil von dem, was ich bin.
Nach deinem Weggang haben die verbliebenen vier Mitglieder weitergemacht und auch eine Platte veröffentlicht, „The Conclusion“ von 2005. Hast du die Aktivitäten der Band weiterhin verfolgt?
Ja, auch wenn ich sie nicht alle oft getroffen habe, blieben wir dennoch die ganze Zeit in Kontakt. Ich habe mir auch einige Shows angesehen. Ich finde, sie haben auch ohne mich einen guten Job gemacht. Und „The Conclusion“ ist meiner Meinung nach eine gute Platte.
Lass uns über die neue Platte sprechen. Was kannst du uns über den Entstehungsprozess erzählen?
Ich schreibe unentwegt Songs, daher hatte ich schon circa fünf fertig. Crippe hatte auch bereits einige auf Lager. Wir beide haben uns dann mit unserem Basser Mathias getroffen und fingen an, die Arrangements zu erarbeiten. Wir haben ganz ähnliche Ideen, wenn es um das Schreiben von Musik geht, daher war es ein wirklich kreativer Prozess. Ich denke auch, dass wir ziemlich rasch eine Vorstellung davon hatten, was wir auf diesem Album machen wollten. Nicht unbedingt stilistisch, sondern einfach, dass wir gutes Material schaffen wollten, vom ersten bis zum letzten Song.
Welchen Stellenwert haben die Texte? Ihr seid ja keine unpolitische Band. Welche Themen erwarten den Hörer?
Die Inhalte haben immer eine große Rolle für uns gespielt. Ich bin überzeugt, dass gute Texte wirklich einen Unterschied machen. Ich denke, wir waren immer eine Band, die sich in ihrer Musik mit sozialen Problemen auseinandergesetzt hat. Auf dem neuen Album stehen sich Pessimismus und Optimismus zu gleichen Teilen gegenüber. Der Titel des Albums, „Generation Tranquilized“, behandelt die Schwierigkeiten, mit denen sich junge Menschen heute auseinanderzusetzen haben. Sie werden mit so vielen Informationen gefüttert, vor allem durch das Internet, dass sie offenbar keine Ahnung mehr haben, welche Richtung sie einschlagen sollen. Im Grunde ist es so, dass wir die Probleme ansprechen und beschreiben, aber auch nicht wissen, wie man mit ihnen fertig werden kann.
Das Internet scheint ein zweischneidiges Schwert zu sein. Auf der einen Seite ist es wirklich komfortabel, um schnell und ohne viel Aufwand das zu finden, wonach man sucht. Auf der anderen Seite ist es aber auch traurig, dass man keinerlei Mühe mehr investieren muss, vor allem wenn es darum geht, neue Musik zu entdecken. Früher musste man mehr Zeit und Leidenschaft investieren.
Ganz genau. Es schwirren für jeden zugänglich so viele Informationen herum, dass mir viele Menschen abgestumpft vorkommen. Überfordert durch all das, was sie lesen und sehen. Als ich mich für Punkrock zu interessieren begann, beschaffte ich mir all meine Informationen durch gedruckte Fanzines, gemacht von Leuten, die sehr viel Zeit da reinsteckten, ohne wirklich Geld damit verdienen zu können. Es war pure Leidenschaft. Handgemachte Fanzines. Zudem hatten wir damals eher eine richtige Szene, es waren mehr Leute beteiligt. Es ist nicht so, dass ich verbittert bin, Zeiten ändern sich eben, aber ich bin glücklich, dass ich Musik damals auf diese Weise kennen gelernt habe. Das half mir, der zu werden, der ich bin.
BOMBSHELL ROCKS waren zeitweilig bei großen Labels wie Epitaph und Burning Heart unter Vertrag. Bist du damit im Rückblick zufrieden?
Wir sind total froh darüber, dass wir über Burning Heart und Epitaph Platten veröffentlichen konnten. Bei diesen Labels zu landen, war für uns so, als würde ein Traum wahr werden. So viele Bands, mit denen wir aufgewachsen sind, waren bei diesen Labels, insofern war es für uns super!
In der Vergangenheit habt ihr bereits mit dem bekannten schwedischen Tonteknik Studio gearbeitet, wo schon Bands wie IN FLAMES, REFUSED und ENTOMBED aufgenommen haben. Wohin habt ihr euch diesmal zurückgezogen?
Für dieses Album waren wir mit Mathias Färm von MILLENCOLIN im Soundlab Studio. Er war bereits bei unserem zweiten Album dabei. Mathias ist jemand, der wirklich unser vollstes Vertrauen genießt. Zudem teilte er uns früh mit, dass er Lust hätte, uns aufzunehmen.
Den Song „Without destination“ als erste Single auszukoppeln, scheint mir sehr plausibel, definitiv ein Ohrwurm. Das Video dazu strotzt förmlich vor Rock’n’Roll-Klischees: Crew-Shots, Highways, schicke Autos ... Ihr mögt es schon manchmal ein wenig prollig, oder?
Hahaha! Ja, absolut! Wir haben Micke Sjöberg, der das Video gedreht hat, alle Freiheiten gelassen, es so zu gestalten, wie er es haben wollte. Das Ergebnis ist wirklich gelungen, finde ich. Zudem bin ich auch in die Hot-Rod-Szene involviert, genauso wie unser Bassist. Daher war es naheliegend, einen Cadillac mit zum Dreh zu nehmen. Wenn du mich fragst, eine großartige Idee!
Die ganze Ästhetik erinnert mal wieder stark an Bands wie THE TRANSPLANTS oder RANCID. Letztere werden ja immer wieder genannt, um den Sound von BOMBSHELL ROCKS zu beschreiben. Nervt dich dieser ewige Vergleich eigentlich?
Auf gewisse Weise schon irgendwie. Aber es verfolgt uns ja, seit wir die Band gegründet haben. Ich denke, wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt.
Wie geht es weiter mit der Band?
Wir sind gerade dabei, Pläne für den Frühling/Sommer 2015 zu machen. Es wird eine Tour geben, auf jeden Fall auch ein paar Festival-Gigs. Außerdem sind schon wieder neue Songs fertig, die auf einem weiteren Album landen werden. Wenn die Zeit reif ist, geht es also direkt wieder ins Studio.
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