BLACK HALOS

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No tribute to clichés

E-Mail-Interviews sind so eine Sache. Zwar ist es sehr bequem und unstressig, einen Fragenkatalog über den Datenhighway zu senden und die Antworten des zu löchernden Musikers abzuwarten. Die Kehrseite der Medaille aber ist, dass E-Mail-Interviews kaum einen Spielraum lassen, um ein Gespräch aufkommen zu lassen. Im schlimmsten Fall gehen sie ganz verloren und die Fragen, die man an eine Band sendete, bleiben auf ewig unbeantwortet. Schön ist es da, wenn man es mit einer so unkomplizierten Band wie den BLACK HALOS zu tun hat, deren Gitarrist Adam Bevcare gute vier Stunden, nachdem ich meine Fragen-Mail abgeschickte, bereits alles beantwortet hatte und bereitwillig Auskunft gab über sich, die Band und deren neues Album „Alive Without Control“, das Ende September auf People Like You erschien. Wer jetzt denkt, dass es sich bei den BLACK HALOS um blutige Anfänger handelt, der hat sich, wie ich vor der näheren Auseinandersetzung mit der Band, getäuscht. Die Band existiert seit Mitte der 1990er, legte zwischen 2001 und 2005 aber eine Pause ein. Eine Pause, die mit dem Release des neuen und dritten Albums der Band furios für beendet erklärt ist.

Alive Without Control“ ist ein starkes Rock’n’Roll-Punkrock-Album, das jedem Fan von STOOGES, NEW YORK DOLLS und DEAD BOYS gefallen sollte, das aber gleichermaßen Fans der GENERATORS, THE CLASH und vielleicht sogar RANCID bewegen könnte. Denn ihren eingängig-melodischen Mix aus R’n’R und Punkrock erweitern die BLACK HALOS durch eine melancholische Grundstimmung à la SCHLEPROCK, viele tolle Chöre und diverse Spielereien, wie etwa geklatschte Passagen. Dazu kommt ein gewisser Glam-Appeal, der sich hier aber eher dezent im Hintergrund hält und allenfalls dazu taugt, den BLACK HALOS eine gewisse Glam-Note zu attestieren. „Ich denke, dass wir einen eigenen Sound gefunden haben. Natürlich, wir haben viele Lieblingsbands aus dem Bereich Rock’n’Roll/Punkrock, die uns beeinflussen, und Elemente von ihren Stilen findet man somit auch bei uns. Aber wir werden auch von vielen Künstlern beeinflusst, von denen sich niemand vorstellen kann, dass wir sie verehren“, meint der Gitarrist, der vor seinem Einstieg bei den BLACK HALOS übrigens bei AMERICAN HEARTBREAK spielte.

„Mit diesem Album war es uns sehr wichtig zu zeigen, dass die BLACK HALOS sich entwickelt haben, dass die vier Jahre Pause eben nicht vergangen sind, ohne dass bei uns etwas passiert ist. Wir legten also alle Scheuklappen ab und schrieben Songs, die uns als Fans der Musik begeisterten. Natürlich haben wir unsere Fans dabei im Kopf gehabt und uns immer wieder gefragt, was sie wohl von dem neuen Album halten würden. Letzten Endes hat aber das, was die Leute von ‚Alive Without Control‘ halten würden, beim Schreiben der Platte keine große Rolle gespielt.“

Und das hat sich ausgezahlt, denn „Alive Without Control“ fährt zu Recht eine gute Kritik nach der anderen ein. Daher sollte es für die BLACK HALOS nicht zu schwer sein, sich mittels einiger Touren in die Herzen des weltweiten Publikums zu spielen. Denn genau wie die GENERATORS vermögen es die BLACK HALOS, den Hörer mit einer bewegenden Atmosphäre der Songs mitzureißen. Ein weniger harmonisches Image haftet der Band allerdings seit frühen Tagen an. Der Ruf, eine Band zu sein, die magnetisch auf Chaos wirkt, die Unordnung anzieht wie Schweiß die Fliegen, eilt den Fünfen voraus – alles Klischees? „Puuh, Klischees und deren Bedienung sind uns scheißegal. Auf der Bühne geben wir alles, weil die Musik und die Shows das Wichtigste für uns sind. Natürlich drehen wir auf Tour auch mal durch und feiern eine Nacht, während wir an einem anderen Tourtag lieber früh pennen gehen, je nachdem, wie wir eben drauf sind.“ Na bitte, die Balance macht’s. Bleibt zu hoffen, dass es die BLACK HALOS bald über den großen Teich schaffen, um eine Europatour zu spielen. Ein Package zusammen mit den HUNNS und KINGS OF NUTHIN’, wie es die BLACK HALOS just in den USA absolviert haben, wäre doch fein!